Disgrace
Daten |
Disgrace 120 Min. Australien 2008 REGIE: Steve Jacobs DARSTELLER: John Malkovich, Eriq Ebouaney, Scott Cooper, Fiona Press, Jessica Haines, Monroe Reimers, Charles Tertiens |
Regie: Steve Jacobs
Die Auswahl eines Films fällt einem nicht immer leicht. Manchmal orientiert man sich an dem Gehörten, an dem Regisseur oder auch an den Schauspielern. John Malkovich gehört zu den Schauspielern auf dessen Projektwahl man sich verlassen kann. Bei diesem Film lockt zusätzlich, dass „Disgrace" die Verfilmung des gleichnamigen Romans des südafrikanischen Schriftstellers J.M. Coetzee ist, der damit 1999 seinen zweiten Booker Prize gewann.
John Malkovich spielt einen desillusionierten Professor der Literatur. Mit seinen 52 Jahren lebt er allein und hat akzeptiert, dass sein Leben aus seinem eintönigen Job, einem leeren Haus und regelmäßigen Besuchen bei einer Prostituierten besteht. Doch unterwarteter Weise verliebt sich Professor David Lurie in eine seiner Studentinnen und nutz seine Stellung aus um sie zu körperlichen Gegenleistung zu zwingen. Schnell stellen sich aber ihre besorgte Familie und ihr Freund ihm in den Weg und melden ihn bei der Schulleitung. Lurie sieht sein Leben so nüchtern, dass er es nicht für nötig hält sich zu verteidigen und verlässt die Universität und besucht seine erwachsene Tochter Lucy, die er seit Jahren nicht gesehen hat.
In der Einsamkeit in der seine Tochter ihre Farm hat, findet er jedoch nicht die erwartete Ruhe, was auch an seinem Misstrauen den Schwarzen gegenüber liegt. Nach einer Weile färbt die optimistische Haltung seiner Tochter allerdings auf Lurie ab. Gerade zu diesem Zeitpunkt werden aber ironischer Weise alle seine Befürchtungen wahr. Er und Lucy werden vor ihrem Haus überfallen und misshandelt. Nach diesem Übergriff sieht Lurie das Verlassen dieses Orts als einzig richtigen Weg, doch seine Tochter ist nicht gewillt alles aufzugeben, wofür sie gearbeitet hat und es wird deutlich dass Lurie nicht mehr weiß in was für einen Land er lebt.
Der Film ist trotz seiner politischen Themen und der großen Brutalität die einigen der Charaktere widerfährt ruhig und einfühlsam erzählt. Das Drama ist Teil der Welt in der dieser Film spielt und seine Charaktere leben in dieser Welt so gut sie es können. Dieser Film erzählt mehr über Menschlichkeit im positiven Sinne, als die Geschichte vermuten lässt. Er erzählt von der Ohnmacht eines Vaters, der Freundschaft zwischen weißen und schwarzen Afrikanern, von Weltansichten die sich annähern, von Vergebung, von Mitleid und von Nächstenliebe.
Die Symbolik die dem Beruf von Lucy innewohnt ist an diesem Ort wunderschön. Sie pflanzt Schnittblumen in einer trockenen, erbarmungslosen Landschaft an. Das Erblühen der Blumen und auch dass sie das Kind von der Vergewaltigung austrägt, zeigt, dass dieses Land von seinen Bewohner geliebt wird und dass es, trotz der schwierigen Situation in der das Land seit Beendigung der Apartheid steckt, Hoffnung gibt.
Disgrace ist eine kompromisslose Geschichte. Der Film hat eine charaktervolle Schönheit, die einen noch lange nach verlassen des Kinos in Erinnerung bleibt.
Gesehen von Mareike Dobewall
Disney's Eine Weihnachtsgeschichte
Daten |
Disney's Eine Weihnachtsgeschichte 96 Min., Animationsfilm, USA 2009 REGIE: Robert Zemeckis PRODUZENT: Jack Rapke, Steve Starkey, Robert Zemeckis DARSTELLER: Jim Carrey, Gary Oldman Collin Flirth |
Links zum Film |
Das Movie-College haftet nicht für den Inhalt externer Seiten. |
Regie: Robert Zemeckis
Kinostart: 05. November 2009
Läuft man durch die Geschäfte und Straßen fällt einem auf, dass sich ein wenig Weihnachtsstimmung breitmacht. Lebkuchenmänner und Schoko-Nikoläuse in den Supermärkten, Plastiktannen und künstlicher Schnee in den Auslagen, Weihnachtsdekorationen und Glühwein in den Strassen. Es gibt keinen Zweifel: die "ruhige und besinnliche Zeit" steht wieder einmal vor der Tür. Das merken wir auch, wenn wir einen Blick in das Kinoprogramm werfen, denn aus dem Hause Disney kommt dieses Jahr die Neuverfilmung des Klassikers "Eine Weihnachtsgeschichte" nach Charles Dickens. Doch leider hat der Film mit Ruhe und Besinnlichkeit herzlich wenig am Hut, angefangen damit, dass das Spektakel als Animationsfilm in 3D in die Kinos kommt, über die absolut überladenen und oft sinnlos eingesetzten Effekte unter denen die Geschichte mehr leidet als profitiert. Doch alles der Reihe nach.
Es begann mit einem Trailer. Voller Vorfreude starrte man auf die Bildschirme, ist das real? Ist das animiert? Doch animiert, aber es sieht echt gut aus. Detailreiche Bilder, gute Animationen und ein Staraufgebot sondergleichen. Doch wie so oft bei Trailern versprechen sie Dinge, die der Film nicht halten kann.
Die Geschichte ist bekannt: Der alte, missgelaunte Geizhals Ebenezer Scrooge (Jim Carrey) hält nicht viel von Weihnachten. Er schnauzt seinen Angestellten (Gary Oldman) an und verjagt seinen eigenen Neffen (Collin Flirth) aus seinem Büro. In der Nacht vor Weihnachten wird er von dem Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Marley heimgesucht. Dieser prophezeit ihm ein schreckliche Zukunft als umherirrender Geist, falls er seine Einstellung zum Leben nicht ändert. Im Zuge dessen wird Ebenezer in der selben Nacht von den drei Geistern der Weihnacht heimgesucht, die ihn auffordern sich zu ändern, bevor es zu spät ist.
Die Geschichte ist gut, die Umsetzung leider nicht. Denn wie schon bei Polarexpress oder Beowulf kommt die digitale Technik eben nicht ganz an echte Schauspieler ran. Trotz neuester Motion Capturing Technologie und detailreichen Texturen, bei denen man sogar Poren und Pickel sieht. Auch wenn Scrooge teilweise wirklich wie Jim Carry aussehen und sich bewegen kann, ist er es doch nicht und die Bewegungen wirken zum Teil immer noch "falsch". Der Versuch so fotorealistisch zu sein schreckt eher ab als, dass er lobenswert wäre.
Auch erzähltechnisch ist man von Regisseur Robert Zemeckis besseres gewöhnt. Der Macher von "Forrest Gump" und der "Zurück in die Zukunft" Reihe weiß eigentlich wie man das Publikum verzaubert, schafft es bei der Weihnachtsgeschichte jedoch nicht. Der Stoff weicht teilweise stark vom Original ab. Die Entwicklung des Protagonisten beispielsweise, geht etwas gar schnell. Während in der klassischer Variante der Weihnachtsgeschichte Ebenezer sich bis zu letzt vehement weigert Weihnachten anzunehmen und erst beim Erblicken seines eigenes Grabes die Augen geöffnet werden, kippt der Protagonist in dieser Fassung bereits beim ersten Anblick seiner Vergangenheit. Er wird sofort von der Lebenslust der Kinder mitgenommen die ihm gezeigt werden, obwohl er keine 10 Minuten davor als absoluter Greisgram und Kinderhasser dargestellt wird. Lieber Herr Zemeckis, das scheint dann doch ein wenig unglaubwürdig.
Prinzipiell steht Disney auch immer für kinderfreundliche Filme, leider scheint dies hier nicht berücksichtigt worden zu sein. Es wird teilweise versucht in Form künstlerischer Metaphern Charakterzüge des Protagonisten zu erzählen, die auch für einen geschulten Geist nicht einfach zu verstehen sind. Generell erscheint die Erzählweise etwas holprig und konfus. Es wäre für einen solchen Film wünschenswert gewesen, auf charmante Art und Weise einfach zu bleiben. Auch die Darstellung der Geister und bestimmter anderer Szenen erscheinen etwas extrem. Der Film wird teilweise recht düster und Angst einflößend, was vor allem für die Kinder ungeeignet erscheint.
Vielleicht wäre der Film mit realen Schauspielern oder als stilisierte Variante die bewusst die Animation als künstlerische Abstraktion begreift besser gelungen.
Gesehen von Ronald Ernst