Oliver Hirschbiegel startet durch eine ungewöhnliche Entdeckung ein Projekt.
Flammend Herz
Daten |
Flammend Herz 90 min., Dokumentation, Deutschland 2004 REGIE: Oliver Ruts, Andrea Schuler DARSTELLER: Herbert Hoffmann, Albert Cornelissen, Karlmann Richter |
Regie: Oliver Ruts, Andrea Schuler
Kionstart: 14. Oktober 2004
Als ich den Kinosaal betrat, hatte ich keine Ahnung, wovon der Film handelt, aber der Titel klang interessant und ich wollte mich überraschen lassen - was dann auch der Fall war.
Flammend Herz ist eine Dokumentation über drei liebenswürdige, vielleicht ein wenig schrullige Herren - Albert, Karlmann und Herbert - gediegenen Alters (um die 90), über ihr Leben und ihre Beziehung untereinander.
Eigentlich könnte man sagen, dass sie ganz normal sind, wie Rentner nun so sind: einer liest die Bildzeitung, der andere isst Tabak anstatt ihn zu rauen und ein wenig vergesslich sind sie alle drei. Wäre da nicht ihr größtes Hobby - Tätowieren. Getreu dem Spruch "Ich bin so wie ich bin, und werd auch immer so bleiben - ein Tätowierter" ist ihr Körper voll von kleine Bildern und damit verbundenen Geschichten. Jedes Stück ist eine Erinnerung, wie etwa an die Gefangenschaft nach dem Krieg oder an eine Frau: "Ich liebe Frauen, Ich bin voll von Frauen, hier eine, hier noch eine, ist das hier eine Frau?"
Der Film erzählt auch von ihrem Kampf am Anfang ihrer Leidenschaft, da Tätowierungen damals noch nicht akzeptiert waren wie heute, und von 1960, als Herbert einen der ersten Tätowierläden Deutschlands in Hamburg eröffnete, durch den die drei zusammen fanden.
Seit vielen Jahren teilen sie so nicht nur eine Leidenschaft, sondern auch ihr Leben, sicherlich auch mit kleineren und größeren Streitigkeiten, aber das gehört nun einmal dazu.
Zwei von ihnen tätowieren auch selbst, einer heute noch. So werden jedes Jahr neue teilweise absonderliche Wünsche in die Haut gepiekst. Einmal hatte ein Mann ein Foto mitgebracht, von seinem Neffen, wie er zum Schweizer Meister im Ski-Abfahrtslauf wurde. Dieser Moment ist heute auf seiner Haut verewigt. Oder Frauen kommen mit Ihren Männern in das Studio, damit endlich der Vorname von der Exfreundin auf dem Oberarm unter einem anderen Tattoo verschwindet, möge es kosten, was es wolle.
In dem Film zeigen die drei Herren sich ohne scheu. Ständig sieht man sie in Unterhosen und kann ihre zahlreichen Tattoos bewundern. Teilweise erkennt man nur leider nicht mehr viel - zu alt sind die Tattoos, zu zahlreich, und manchmal sieht es einfach aus wie Krepppapier, über dem Tinte ausgelaufen ist.
Auch wenn die Kamera ab und zu etwas ruckelt, sind vor allem bei den Aufnahmen der "Körperkunstwerke" wunderschöne Bilder entstanden.
Der Film lief in der Reihe Perspektive Deutsche Kino auf der Berlinale 2004 und ich muss sagen mit solchen Filmen sieht die Perspektive für deutsche Dokumentationen im Kino doch rosig aus.
Hätte ich gewusst worum es geht, wäre ich wahrscheinlich nicht gegangen. Gut, dass es nicht so war.
Gesehen von Kathrin Metzner
Daten |
Flight Plan 88min, USA 2005 REGIE: Robert Schwentke DARSTELLER: Jodie Foster (Kyle Pratt), Peter Sarsgaard (Gene Carson), Sean Bean (Captain Rich), Erika Christensen (Fiona), Marlene Lawston (Julia) |
Regie: Robert Schwentke
Kinostart: 20. Oktober 2005
Kyle Pratt hat einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Vor wenigen Tagen ist ihr Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen. Zusammen mit ihrer Tochter macht sie sich auf den Weg den Leichnam ihres verstorben Mannes von Berlin nach Washington zu fliegen. Als Sie sich im Flugzeug für einen kurzen Moment schlafen legt, verschwindet in der Zwischenzeit plötzlich ihre Tochter. In 10.000 Meter Höhe beginnt Sie ihr Kind zu suchen, weit kann es ja nicht gekommen sein. Doch das Kind ist spurlos verschwunden. Die Situation spitzt sich noch weiter zu, da niemand in dem Flugzeug behaupten kann, das Kind überhaupt an Board gesehen zu haben.
Der Zuschauer wird zu Beginn des Films Stück für Stück in die Geschichte eingeführt. Zusammen mit den Darstellern erleben wir alle Abschnitte von der Fahrt zum Flughafen bis hin zum Einchecken am Terminal. So wird auch ganz bewusst der Zuschauer auf den Flug vorbereitet. Das Verschwinden des Kindes löst dann wellenartig eine drastische Spannungssteigerung aus. Die Intensität der Suche, die steigende Dramatik und Verzweiflung werden sehr realitätsnah dargestellt. Die Situation im Flugzeug wirkt verstörend und beängstigend. Vor allem als erste Zweifel entstehen, ob das Kind überhaupt je an Bord gewesen ist, denn niemand von der Crew oder den Insassen kann sich an das kleine Mädchen erinnern. Kyle Pratt beginnt an sich selbst und ihrer Wahrnehmung zu zweifeln. Doch dann endet der anfängliche Steilflug des Filmes und die Geschichte wird mehr und mehr vorhersehbar und abstruser. Ohne zu viel von der Handlung verraten zu wollen muss man sagen, dass der Film zu Beginn zwar stark startet, sich dann aber ein Druckverlust in 10.000 Meter Höhe ereignet und die ganze Spannung zu Absturz verdammt wird.
Fazit: Flight Plan erleidet, nach einem starken Start, aufgrund eines immer schwächer werdenden Drehbuchs leider eine Bruchlandung. Übrig bleibt ein durchschnittlich guter Flugzeugthriller, der vor allem durch seine hervorragende Besetzung, allen voran Jodie Foster und auch Peter Saarsgard, der als lethargisch ruhiger Sky Marshal sehr beeindruckt, punkten kann.
Gesehen von Alwin Binder