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I Love you Phillip Morris 100 min., USA/F 2009 REGIE: Glenn Ficarra, John Requa DARSTELLER: Jim Carrey, Ewan McGregor, Leslie Mann, Rodrigo Santoro |
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Regie: Glenn Ficarra, John Requa
Kinostart: 29. April 2010
Man(n) ist anfangs schon ein wenig misstrauisch, wenn man das Plakat zu "I love you Philip Morris" beäugt. Komödienstar Jim Carrey [Die Truman Show (1998), Der Mondmann (1999)], und, der in letzte Zeit ziemlich fleißige, Ewan McGregor [Männer die auf Ziegen starren (2009), Der Ghostwriter (2010)] in einem Film über ein schwules Liebespaar? Ganz so wie es scheint, ist es dann aber doch nicht. Denn hier wird einem keine seichte Liebeskomödie geboten, in der man einfach die weibliche Rolle durch eine weitere männliche ersetzt hat. Hier geht es weitaus rauer und kompromissloser zu, als man erwarten möchte, und die Romantik steht dabei nicht mal wirklich im Vordergrund.
Steven Russell (Jim Carrey) ist Polizist in Virginia Beach, er ist glücklich verheiratet, hat eine Tochter und alles in allem geht es ihm gut. Was aber niemand weiß, Steven ist schwul und lebt im verborgenen seine sexuellen Wünsche aus. Doch dann kommt ein dramatischer Wendepunkt in seinem Leben. Nach einem schweren Autounfall gesteht er sich und seinem Umfeld seine Homosexualität ein. Er verlässt seine Familie, zieht nach Florida, lernt dort Jimmy (Rodrigo Santoro) kennen, und die beiden werden ein Paar. Um ihren ausschweifenden Lebensstil beibehalten zu können, fängt Steven an mit kleinen Gaunereien wie Versicherungsbetrug sein Gehalt aufzubessern. Er weiß selbst, dass so etwas nicht ewig gut gehen kann, und wie zu erwarten war, steht schon bald die Polizei vor seiner Tür und Steven wandert ins Gefängnis. Doch Steven Russell wird mit beinahe allem fertig, und so kommt er durch intrigieren und wohl auch die ein oder andere "Gefälligkeit" hinter Gittern schnell gut zurecht. In der Gefängnisbibliothek lernt er bald den "blonden, blauäugigen" und vor allem sanftmütigen Phillip Morris (Ewan McGregor) kennen. Die beiden verlieben sich auf Anhieb ineinander. Von nun an nimmt Stevens Leben eine 180° Wendung. Er bleibt der durchtriebene und charmant-dreiste Ganove, jedoch scheint all sein Handeln von nun an nur noch einem Zweck zu dienen, seine große Liebe Phillip Morris glücklich zu machen. Dabei scheint ihm zu entgehen, dass die Welt, die er für sich und Phillip aufgebaut hat, kurz davor ist, in sich zusammenzubrechen.
Seit Filmen wie "Die Truman Show" oder "Der Mondmann" weiß man, dass Jim Carrey einiges mehr zu bieten hat, als nur wilde Grimassen zu schneiden. Die Rolle des Steven Russell in "I love you Phillip Morris" dürfte aber eine besondere Herausforderung für ihn gewesen sein, da es sich um eine besonders vielschichtige und extreme Figur handelt. Carrey schafft es aber die Rolle glaubhaft zu verkörpern, ohne in einen Stereotyp zu verfallen, oder in irgendeiner Art und Weise lächerlich zu wirken. Seine eigene exzentrische Art zu spielen wirkt hier keineswegs störend oder fehl am Platz, im Gegenteil, sie passt sogar sehr gut zu seiner Rolle. Die Figur des Phillip Morris dagegen ist zwar essentiell für den Verlauf der Geschichte, ist aber deutlich weniger präsent, als der Titel vermuten lässt. Wenn er aber auch nicht immer im Bild ist, so ist Phillip die Person, um die sich die Geschichte eigentlich dreht. Im Gegensatz zu Carreys Charakter, ist er ein introvertierter, sanfter und eher femininer Typ, und auch Ewan McGregor kann in seiner Rolle durchaus überzeugen.
Viele der Gaunereien die Russell auf dem Kerbholz hat, sind so absurd, aberwitzig und dreist, dass man kaum glauben kann, dass der Film auf wahren Begebenheiten basiert, und wäre dies nicht der Fall, würde man die Geschichte wahrscheinlich auch lächerlich finden. Doch so ist das Ganze ein interessanter Mix aus romantischem Liebesfilm und deftiger Gaunerkomödie, die ein paar echte Brüller zu bieten hat. Glenn Ficarra und John Requa, die sowohl das Drehbuch schrieben, als auch Regie führten, haben es geschafft die Geschichte visuell glaubhaft, unterhaltsam, künstlerisch und vor allem auch passend zu inszenieren. Trotz teils obszöner Scherze und einfühlsamer Romantik, verfällt man nie in irgendwelche Klischees, oder wendet sich nur einem bestimmten Extrem zu. So kann man sagen, dass "I Love you Phillip Morris" alles in allem wirklich gelungen ist. Sowohl für Freunde herzerweichender Gefühle (zwischen Männern...), als auch für Freunde fieser und derber Gags. Geeignet für ihn und auch für ihn...
Gesehen von Lion Bischof & Mark Zaschka