Wie die Welt durch Klimawandel und Pandemien aussehen könnte, thematisiert der Kinofilm Tides. Wir haben ihn gesehen...
Regie: Tim Fehlbaum, Deutschland 2021
Nachdem die Erde wegen Klimawandel, Pandemien und weitere Krisen verwüstet wurde, kolonisierten die herrschenden Eliten den Planeten „Kepler 209“. Es wird aber nach einer kurzen Zeit festgestellt, dass auf diesem neuen Planeten, aufgrund seiner Atmosphäre, die Menschen unfruchtbar werden. Deswegen wird die Mission „Ulysses II“ durchgeführt, die herausfinden soll, ob ein Leben auf der Erde wieder möglich ist.
Als die Mission bei der Landung auf der Erde havariert, versucht die Astronautin Blake (Nora Arnezeder) als einzige überlebende Person die Mission trotzdem zu vollenden. Durch diese Aufgabe wird Blake nicht nur die aktuelle Lage der Erde und ihre Menschen entdecken, sondern auch deren Zukunft und Schicksal durch ihre Entscheidungen mitbestimmen.
Der Film „Tides“ von Tim Fehlbaum thematisiert verschiedene Aspekte der Menschheit, sowohl ihre Geschichte als auch ihre psychologischen und biologischen Tendenzen. Unterdrückung, Ausbeutung, Kolonialismus, Totalitarismus und Uberlebenswille sind wichtige Themen, die durch das Erzählen dieser Geschichte auf eine kluge Weise angesprochen werden, ohne dass sie nur von einer einzigen Perspektive betrachtet werden. Der Zuschauer wird darüber nachdenken müssen, wer die sogenannten Bösen und Guten sind, weil sie sich in einer ständig ändernden Dynamik befinden. Und auch wenn man sie letztendlich identifizieren kann, bleibt es dennoch diskussionswürdig, welche Seite für den Wiederaufbau der Erde besser wäre.
Eine weitere Stärke des Films ist der Schauplatz, der eine sehr beeindruckende visuelle Kraft hat und dem Zuschauer vor Augen führt, dass die Erde wegen unseres Verhaltens nahezu unbewohnbar geworden ist. Alles sieht wie ein Watt aus, und die einzigen Orte, die einigermaßen trocken sind, sind kaputte zurückgelassene Schiffe.
Außerdem hat sich die Lebensqualität der Menschen drastisch verschlechtert. Dagegen sehen die Bilder von „Kepler 209“ sehr futuristisch und sauber aus, was die Idee von der Ungleichheit zwischen den Eliten und den normalen Bürgern auch visuell verstärkt. Darüber hinaus ist die Verwendung von einer neuen erfundenen Sprache eine weitere Barriere, die diese zwei Gruppen von Menschen unterscheidet. Derartige Detail verstärken noch die Aussagekraft des Films.
Nicht alle Handlungsstränge sind wirklich logisch, etwa wenn man die Zeit,- und Alterungsphasen der Frauen und Männer auf Kepler 209 und die Reisedauer zur Erde und zurück einmal kritisch hinterfragt. Oder wenn erzählt wird, dass die Menschen auf Kepler nach zwei Generationen feststellen, dass sie auf dem Planeten unfruchtbar bleiben, fragt man sich etwas, wie denn die zweite Generation überhaupt gezeugt werden konnte. Aber das sind Kleinigkeiten, welche die Generalkritik an den menschlichen Verhaltensweisen im Film nicht trüben.
Die Schauspieler haben in ihren Rollen überzeugt und auch der Look und die Ausstattung können überzeugen.
Insgesamt liefert der Film „Tides“ eine sehr gute und nachvollziehbare Vorstellung von der Zukunft, die hoffentlich so niemals eintreten wird. Dieser Film wird bestimmt manchen Menschen die Augen über Klimaschutz und Umweltpolitik öffnen und sie auch nach dem Anschauen des Films noch eine lange Zeit darüber nachdenken lassen.
Gesehen von Tancredi Banone