Carte Ghermez - The Red Card
Daten |
Carte Ghermez - The Red Card Iran 2006 REGIE: Mahnaz Afzali TON: Keivan Jahanshahi |
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Horizonte
Regie: Mahnaz Afzali
Die iranische Schauspielerin und Regisseurin Mahnaz Afzali behandelt in ihrem dritten Dokumentarfilm den Gerichtsprozess um Shahla Jahed, die Geliebte des iranischen Fußballstars Nasser Mohammed Khani. In 2002 hatte sich diese dazu bekannt, die Ehefrau Khanis aus Eifersucht mit mehreren Messerstichen umgebracht zu haben und war daraufhin angeklagt worden.
Der Prozess löste im Iran großes Bestürzen aus und entwickelte sich zu einer medienwirksamen Kontroverse, da Jahed den Richter im Prozess davon überzeugen wollte ihr Geständnis unter Zwang gemacht zu haben. Auch wegen der großen Widersprüchlichkeiten im Fall, die im Anschluss eine Überführung der Verdächtigen erschwerten.
Afzali versucht die Hintergründe dieses komplizierten Falles zu beleuchten und folgt der Angeklagten Jahed auf ihrem Weg vom ersten bis zum letzten Gerichtstag. Dabei zeigt sie immer wieder private Videoaufnahmen von Jahed mit Khani, die sie als Liebespaar zeigen. Auch sind Aufnahmen von Khani aus Fernsehinterviews zu sehen, und dieser stellt sich zur Verfügung für Gespräche mit der Filmemacherin in seinem Haus.
Nach einer privaten Aufnahme der Jahed im Auto beginnt der Film mit dem ersten Tag im Gerichtssaal, wo man eine Jahed wahrnimmt, die vor dem Richter ihre Verteidigung selbst übernimmt und eloquent ihre Unschuld beteuert. Es wird klar, dass sie Khani mit Opium versorgte, der seit Jahren abhängig von der Droge war. Im Verlauf der weiteren Prozesstage verändert sich ihr Verhalten und sie erscheint zunehmend gelähmt und lethargisch. Diese Wandlung von der laut gestikulierenden in eine gebrochene, eingeschüchterte Frau zeigt die Verzweiflung dieser Frau. Immer wieder ist zu beobachten, wie sie dem anwesenden Khani zuflüstert, dass sie ihn noch immer liebt. Diese Liebe wendet sich am Ende des Prozesses, als sie Ihn verdammt. Sie gibt den lange vorenthaltenen Hinweis darauf, dass sie zum Ort des Verbrechens hingelockt worden sei. Auch gibt der Film Aufschluss darüber, das Spuren im Badezimmer der Wohnung gefunden wurden, die auf andere Personen hinweisen. Es wird weiter im Film darauf hingewiesen, dass der Richter im Verlauf des Prozesses ausgewechselt worden und der Fall letztendlich noch nicht abgeschlossen ist. Am Ende als Epilog zum Fall ist ein persönlicher Brief von Jahed zu sehen, indem sie sich hilfesuchend an die Regisseurin wendet. Die Angeklagte wartet nun seit mehr als vier Jahren auf ihr Urteil.
Afzali behandelt ein hochbrisantes Thema in ihrem Film und verfolgt in beklemmenden und zugleich bewegenden Bildern eine Gerichtsverhandlung, die so widersprüchlich erscheint wie die Protagonistin selbst, die im Vorfeld klar gemachte Aussagen gegen sich im Prozess versucht zu widerrufen. Das Ende des gezeigten Prozesses ist sinnbildlich. Shahla Jaheds Kampf endet im Gerichtsaal, als sie in einen hysterischen Schreikrampf des Protests verfällt. Dieser verhallt allmählich und ihre Redekraft versiegt. Die Verzweifelung gewinnt letztendlich doch die Oberhand.
Gesehen von Roderik Helms