Rescue Dawn
Daten |
Rescue Dawn USA 2006 REGIE: Werner Herzog
|
Regie: Werner Herzog
"RESCUE DAWN" ist Werner Herzogs fiktionale Verarbeitung seines 1997 entstandenen Dokumentarfilms "Flucht aus Laos - Little Dieter needs to fly". Auf wahren Tatsachen beruhend erzählt dieses Kriegsdrama die Geschichte des abgeschossenen deutsch-amerikanischen Kampffliegers Dieter Dengler, der sich aus seiner Passion am Fliegen in den USA zum Kampfpilot ausbilden ließ und im Vorfeld des Vietnamkriegs bei einem geheimen Einsatzflug über Laos abgeschossen wurde. Nach langer Gefangenschaft unter menschenunwürdigen Verhältnissen kann er aus dem Lager fliehen. Verfolgt von den Gegnern führt ihn seine qualvolle Odyssee durch den Dschungel. Er überlebt ihn und wird schließlich von Helikoptereinsatztruppen aufgefunden und gerettet.
Das erfolgserprobte Erzählschema des militärischen Helden, der abgeschnitten von seinen Landsleuten hinter die feindlichen Linien in Gefangenschaft gerät, diese übersteht ohne sein Vaterland zu verraten, letztendlich fliehen kann, nach Hause zurückkehrt und sich für seine Tapferkeit als Vorbild für weitere Unglückliche, denen selbiges Schicksal wiederfahren wird, auszeichnet, ist nicht neu im Universum der Kriegsheldengeschichten. Aber hat Herzog dem Thema nicht viel Neues beizufügen. Vielmehr hat man die Darstellung des Heroischen schon besser und überzeugender gesehen.
Ob solche Kriegseinsätze politisch und moralisch zu rechtfertigen sind und durch irgendwelche Heldenverkörperungen filmisch zelebriert werden sollten, ist auf der einen Seite kritisch zu hinterfragen und man kann man darüber geteilter Meinung sein. Auf der anderen Seite verstehen die Amerikaner es einfach, eine solche Heldengeschichte dramaturgisch und psychologisch so aufzubereiten, dass man mit dem Helden auf seiner Reise durch die Hindernisse mitfiebert, um seine Erlösung hofft und das abschließende glückliche Ende herbeisehnt. Rescue Dawn ist ein solcher Film über ein amerikanisches Thema mit amerikanischen Darstellern, der aber wegen seiner ehrzählerischen Schwerfälligkeit dieses Gefühl nicht transportieren kann und gänzlich vermissen lässt.
Wer sich wie Herzog darauf einlässt, einen Film dieser Art zu machen, der sollte eine mitreißende Überlebensgeschichte erzählen, die auf emotionaler Ebene überzeugt. Wer mit diesen Erwartungen in diesen Film geht, der wird hier enttäuscht werden. Trotz der authentisch agierenden Schauspieler, allen voran Christian Bale in der Rolle des Dengler, der einem nie das Gefühl gibt, es könne sich um einen Deutschen handeln, und Steve Zahn als Duane seinem Leidensgenossen, will das Gefühl des gespannt der Handlung folgen nie so recht aufkommen. Der Film ist insbesondere im mittleren Akt schwerfällig und hat lange Passagen. Da, wo es zum intensiven Lebenskampf der Überlebenden kommen sollte und immer die latente Bedrohung und ständige Angst vom Feind erschossen zu werden vorherrschen sollte, sieht man stattdessen lange Dialoge, die nicht Spannung erzeugen, sondern die Geduld des Zuschauers herausfordern. Der psychologische Kampf mit den nicht wirklich bedrohlichen Aufsehern, die stereotypisch die Bösen verkörpern, und eine simple Planung und Flucht erzeugen nicht Anspannung, eher Langeweile. Einzig und allein dann kann Herzog überzeugen, wo die Charaktere mit realistischen Problemen konfrontiert werden, wie die sadistische Versorgung mit Würmern durch die Lageraufseher oder als der Held für sein Überleben Schlangen fängt.
Auch am Ende, als Dengler auf sein Schiff zurückkehrt und von der gesamten Mannschaft an Bord gefeiert wird, will dieser vermeintliche zufriedene Moment des Abschiednehmens vom Helden nicht aufkommen. Wenn nicht als Film auf patriotischer Schiene gedacht, warum dann diese überladene nie endende Szene überhaupt verwenden? Der Spagat zwischen heroischen Kriegs- und Ausbruchsfilm und authentischer Überlebensstudie misslingt. Eher zu versuchen, beidem gerecht zu werden, sollte man sich lieber auf das eine oder andere filmische Konzept konzentrieren, dafür aber dann richtig.
Gesehen von Roderik Helms
Revanche
Daten |
Revanche AT 2007, 100 Min. REGIE: Götz Spielmann
|
Regie: Götz Spielmann
Kinostart: 12. Februar 2009
Alex arbeitet in einem Bordell in Wien als Handlanger des Zuhälters. Er hat eine Beziehung mit der ukrainischen Prostituierten Tamara. Ihre Beziehung halten die beiden zwangsläufig geheim. Aber auch dem Chef ist Tamara aufgefallen und er bietet ihr eine Beförderung zu einer „Edelnutte" an. Tamara schlägt das Angebot aus und wird daraufhin von einem Freier misshandelt. Alex und Tamara, die schon länger über ein anderes Leben gesprochen haben, sehen eine Flucht in ein anderes Land als einzig richtige Lösung. Das nötige Kapital will Alex in einer Bank in einem kleinen Ort, der ihm bekannt ist, stehlen. Doch unverhofft, entdeckt der Dorfpolizist Robert die Beiden und schießt bei deren Flucht auf ihr Auto. Die Kugel trifft Tamara. Geschockt geht Alex zu der einsamen Hütte seines Vaters und hilft ihm auf dem Hof. Bald lernt Alex die Frau des Polizisten kennen und es stellt sich die Frage, ob er sich an dem Mörder von Tamara rächen soll.
Götz Spielmann hat seine Schauspieler dazu angehalten, in dem Milieu der Figur die sie spielen zu recherchieren. Außerdem erhielten die Darsteller Pakete mit Recherchen. Diese Vorarbeit ist in „Revanche" spürbar. Tamara bewegt sich in den Räumen des Bordells wie ein Fisch im Wasser. Die Art wie sie sich bewegt und ihren Körper anbietet, besitzt eine abgeklärte Selbstverständlichkeit. Auch Alex´ Körpersprache ist von einer entwaffnenden Natürlichkeit, selbst kleinste Gesten sind wahrnehmbar.
„Revanche" orientiert sich an der klassischen Tragödie. Wobei es bei „Revanche" nicht um die Unvermeintlichkeit des tragischen Endes geht. Götz Spielmann ist ein Drama gelungen das sich mit den elementaren Themen des Lebens wie Liebe, Tod und Schuld beschäftigt ohne zu dramatisch zu werden. „Revanche" ist lebendig, glaubwürdig und scharfsinnig.
Die Spannung des Filmes entsteht ohne schnellen Schnitt, Actionszenen oder spannungsgeladene Musik, sie entsteht aus dem Interesse für die Charaktere. Man möchte wissen was mit jedem Einzelnen geschieht. Als Zuschauer sieht man jeden Charakter allein und zusammen mit anderen Figuren und so entstehen komplexe Charaktere, deren nächster Schritt selten vorhersehbar ist.
Neben den mit starken Gewissensbissen geplagten Figuren gibt es aber auch den alten Onkel, der in der Klarheit in der er seinen letzten Lebensabschnitt sieht und in der Einfachheit, mit der er z.B. einen Apfel vom Rasen aufhebt, direkt ein Messer auf der Tasche zückt und anfängt den Apfel „frisch vom Baum" zu essen, entwaffnend ist.
Auch an Humor fehlt es dem Film nicht. Hierzu trägt vor allem die Frau des Polizisten Susanne mit all ihren Eigenheiten bei. So offeriert sie Alex ganz gerade heraus eine Affäre als der ihr sagt sie solle nicht mehr auf den Hof seines Onkels kommen und sie erwidert „Dann musst du wohl zu mir kommen".
Ein beeindruckender und starker Film der hoffentlich auch ohne Oscar ein großes Publikum finden wird.
Gesehen von Mareike Dobewall