Viele von uns haben es gar nicht wahrgenommen, am 1. und 2. Juli 2022 fand in München eine neue Fachmesse für Filmtechnik, die Cine Expo statt. Sie fand aus verschiedenen Gründen ein wenig unter dem Radar statt. Die erste Ausgabe der Fachmesse, welche von den Organisatoren der Britischen BSC ausgerichtet wird, hatte offensichtlich noch nicht die Medienpräsenz, die man sich erwünscht hatte. In der Redaktion des Movie-College etwa, wo täglich zahlreiche Pressemitteilungen aus der Branche, eintreffen, kam zur Cine Expo lediglich ein kurzfristiger Hinweis einer dort ausstellenden Firma. Mehr nicht.
Auch diverse Fachmagazine, Print und Online haben auf dieses Event nicht hingewiesen. So gab es etwa in der Film & TV Kamera Publikation, keine Infos oder Anzeigen zu der Cine Expo. Das ist nicht ganz unverständlich, schließlich ist das Magazin neuerdings Mitveranstalter der Cinec. Die Cinec ist nicht nur durch Corona ein wenig aus dem Takt geraten. Einerseits zeigte sich schon bei den letzten Ausgaben, die stattgefunden haben, dass die Zahl der Aussteller zurückging. Von ursprünglich zwei MOC zugegebenermaßen nicht komplett gefüllten Hallen ging das Angebot zurück auf nur eine Halle. Dann kam Corona, dann ein Frührjahrstermin für 2022 der wieder einkassiert wurde um auf den angestammten Termin im September zu gehen. All das sind keine stabilisierenden Faktoren.
Tatsächlich ist die Cine Expo ein Generalangriff auf den bisherigen Platzhirschen, die alle zwei Jahre stattfindende Cinec im September. Nicht nur, weil man die gleichen Aussteller und den gleichen Besucherkreis anspricht, sondern auch weil man die Ausstellung mit Vorträgen / Kongressangeboten verknüpft und die Termine an andere Münchner Events mit Strahlkraft koppelt. Im Fall der Cinec ist es das Oktoberfest, bei der Cine Expo das Münchner Filmfest. In beiden Fällen sollen internationale Besucher mit dem Argument angelockt werden, zu dem Termin zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Also die Firmenreise zur Fachmesse mit einem Oktoberfest oder Filmfestbesuch verbinden zu können. Diese Kopplung hat natürlich nicht immer nur Vorteile. Wer wirklich nur die Fachmesse besuchen möchte, ärgert sich über die deutlich höheren Hotelpreise während des Oktoberfests.
Dass man sich für die Cine Expo dann auch noch fast die gleiche Location wie für die Cinec ausgewählt hat,- die MotorWorld im Zenith in München befindet sich wie das MOC an der Lilienthalallee, unterstreicht die Kampfansage. Auch die Konzeption mit mehr eingebundener Gastronomie und Food-Trucks ist sicherlich ansprechender als das klassische Messekonzept der Cinec mit einer Imbissecke im Halleninneren.
Es sind scheinbar auch einige Aussteller, denen ein Münchner Messetermin unmittelbar nach der kräftezehrenden Präsenz auf der IBC in Amsterdam nicht so in den Kräftehaushalt passte, welche sich um die neue Alternative bemüht haben. Noch scheint die Ausstellerliste der Cinec im September relativ dünn, die Cine Expo hatte deutlich mehr Anbieter aus der Filmbranche versammelt, doch das kann sich bis zum September noch ändern. Vermutlich haben diverse Hersteller abwarten wollen, wie sich die Besucherzahlen auf der Expo Cine entwickeln werden.
Allein die Tatsache, dass die Cinec nur alle zwei Jahre stattfand, zeigt, dass der Bedarf an einer Fachmesse für Filmtechnik überschaubar ist. Dass es künftig zwei große Fachmessen geben wird, die in nur zwei Monaten Abstand voneinander am gleichen Ort stattfinden, darf bezweifelt werden. Die Cinec muss sich erneuern, dem Hipness Konzept der Konkurrenzveranstaltung etwas entgegensetzen.
Nachtrag vom 14.8.:
Als wir unseren Beitrag am 3. Juli veröffentlichten, war es noch nicht absehbar, doch inzwischen sind unsere Befürchtungen eingetreten, nun haben die Veranstalter der Cinec bekannt gegeben, dass die Fachmesse ausfallen wird.