Stilles Chaos
Daten |
Stilles Chaos I 2008, 112 Min REGIE: Antonello Grimaldi
|
Regie: Antonello Grimaldi
Kinostart: 29. Januar 2009
Pietro und sein Bruder spielen Beach-Tennis am Strand als sie Hilferufe hören. Die Brüder laufen sofort los, um die in Not geratenen Frauen zu retten. Pietro wird von einem Mann aufgehalten, schuppst diesen jedoch zur Seite und rettet die kämpfende Frau ans Land. Die reichen Urlauber bedanken sich noch nicht einmal. Zurück zu Hause findet Pietro seine Frau tot vor. Sie ist gestürzt. Die Erschütterung, die das Scheiden seiner Frau hinterlässt, zeigt sich Pietro erst als er seine Tochter zur Schule bringt und ihr verspricht dort zu bleiben. Von da an verbringt Pietro seine Tage in dem Park vor der Schule und bleibt dem Büro fern.
In dem Park besuchen ihn seine gestressten Arbeitskollegen, sein Bruder und seine immer wieder von der Liebe enttäuschte Schwägerin um ihm ihr Herz auszuschütten. Pietro nimmt sich die Zeit ihnen zu zuhören, und er nutzt die ungestörten Momente zum Beobachten und Nachdenken. So zählt er, während er im Park sitzt, auf mit welchen Fluggesellschaften er bis jetzt geflogen ist und wo er überall gewohnt hat und zieht somit auch Rückschlüsse auf sein bisheriges Leben.
Mit der Zeit findet Pietro ein Café in dem Park wo mittags für ihn gekocht wird und er dem Koch auch Tipps zur Verbesserung seiner Rezepte gibt. Von dem ersten Tag an spielt er ein Spiel mit einem Jungen mit Down-Syndrom, der immer zur selben Zeit an seinem Auto vorbeigeht. Indem er mit seiner Fernbedienung das Auto zum Piepen bringt, lässt Pietro sein Auto den Jungen grüßen und der Junge grüßt freudig zurück.
So entwickelt sich ein Tagesrhythmus und der besorgte Vater kann ein Auge auf seine Tochter halten.
Pietro ist gefasst und trauert in einer nachdenklichen Art. Die größte Sorge macht er sich um seine Tochter. Doch ihm wird langsam bewusst, dass seine Tochter nur trauern kann, wenn auch er den Schmerz zulässt.
Mit „Stilles Chaos" ist Antonello Grimaldi ein ruhiger, sogar schweigsamer Film gelungen. Gerade die Zurückhaltung in der Trauer und die minimale Story machen diesen Film zu einem einfühlsamen und freudigen Kinoereignis.
Neben den großen Themen wie Tod und Liebe, geht es vor allem um die kleinen Dinge im Leben: um Gesten, um die Freude an der Freiheit, um Geborgenheit, Umarmungen, das Genießen des Moments.
Die Frau von Pietro erhält kein Gesicht. Das fällt einem aber erst nach dem Film auf und es stört auch nicht. Sie ist weg und es ist ihr Fehlen, das schmerzlich in der Luft liegt. Seine Frau existiert nur noch in der Erinnerung und wird lediglich durch Bemerkungen über sie und Gegenstände, die ihr gehörten, charakterisiert – keine Fotos oder Gemälde.
Die Beziehung zwischen Vater und Tochter ist unkompliziert. Sie hat ihn gern und freut sich, dass er immer im Park auf sie wartet. Er ist mit manchen seiner neuen Aufgaben noch überfordert aber das wird nicht dramatisiert. Überhaupt ist dieser Film wenig aufdringlich und gerade dadurch sehr eindringlich.
Gesehen von Mareike Dobewall