Regie: Andreas Veiel, Deutschland 2006, 35mm, 82 Min.
In einer kalt wirkenden dunklen Halle, ein Mann und eine Frau, schwarz gekleidet, verkörpern abwechselnd beinahe 20 verschiedenen Charaktere in bläulichem Licht... Nach monatelangen Recherchen, Gespräche mit den Tätern und dem Umfeld, basierend auf Gerichtsprotokolle und Mitschriften entwickelten der Dokumentarfilmer Andres Veiel und seine Co-Autorin Gesine Schmidt ein abstraktes und minimalistisches Theaterstück. Veiel begründet den extremen Minimalismus damit, dass die ungeheure Grausamkeit der Tat eine De-Personalisierung bedarf, um sich mit ihr auseinandersetzen zu können und ihr eine Sprache zu verleihen. Ich jedoch brauche lange bis ich mich an diese trockenen Ehrzählweise gewöhne, nicht ohne mich zu fragen, warum ich mich mit einem ungeheuerlichen und unglaublichen Mordfall, der so viele Emotionen weckt und Fragen aufwirft befassen soll, indem ich diesem trockenen Spiel der beiden zusehen soll, ihren monotonen Stimmen lauschend. Die starke Reduzierung des Falles auf ein vom Regisseur vorgegebenes Maß, mit dem ich nichts anfangen kann und will! Das gute an Dokumentationen ist die Realitätsnähe, das Unverfälschte, das "Echte", ich will Fakten, um mir mein eigenes Bild machen zu können. Ich will wissen wie der Täter aussieht und nicht statt dessen eine 40-jährige Frau sehen, die für dessen Part mal eben die Schultern einzieht und dämlich-verschüchtert dreinblickt.
Gesehen von Evelyn Krull