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Das Mädchen Wadjda SA 2012, 98 Min. REGIE: Haifaa Al Mansour
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Regie: Haifaa Al Mansour
Filmstart: 5. September 2013
Das öffentliche Vorführen von Filmen, sowie das Drehen ist in dem Land normalerweise untersagt. Dass es nun ausgerechnet einer Frau gelungen ist, finden wir bemerkenswert, da deren Rechte in dem autokratischen Staat noch stark eingeschränkt sind. Der Film porträtiert die Gesellschaft eines konservativen, islamischen Staates aus der Perspektive eines rebellischen jungen Mädchens. Wadjda. Die Regisseurin stammt selber aus Saudi Arabien und hat Film in Sydney und Kairo studiert. Sie sagt: " Ich wollte einen Film über die Welt machen, in der ich aufgewachsen bin".
Die zehnjährige Wadjda (Waad Mohammed) ist nicht wie andere Mädchen in ihrem Alter. In der konservativen saudischen Gesellschaft fällt sie aus dem Rahmen. Sie trägt Converse anstatt hübsche Sandalen und hört westliche Popmusik. Sie lebt mit ihrer Mutter (Reem Abdullah) in einem Vorort von Riad, Saudi Arabien. Der Vater (Sultan Al Assaf) kümmert sich zwar um seine Tochter, ist jedoch kaum da. Es ist klar, dass die Mutter ihm kein Sohn schenken kann, und deshalb sehnt sich der Mann nach einer Anderen. Wadjda geht jeden Morgen verschleiert zur Schule und trifft auf ihren gleichaltrigen Freund Abdullah (Abdullrahman Al Gohani). Dieser ist immer mit dem Fahrrad unterwegs. Wadjda möchte auch eins, um mit ihm um die Wette fahren zu können. Eines Tages kommt sie an einem Spielzeuggeschäft vorbei, der ein grünes Fahrrad anbietet. Sie möchte es unbedingt kaufen, hat aber nicht das Geld dafür… Sie fängt an kleine Geschäfte in der Schule abzuwickeln, verkauft selbstgemachte Ketten und heißbegehrte Mixtapes. Diese illegalen Geschäfte fliegen auf und Wadjda fliegt beinahe von der Schule. Ein neuer Plan muss her… Ein Koranrezitationswettbewerb, bei welchem man 1000 Rial gewinnen kann, wird in ihrer Schule angekündigt. Wadjda sieht darin ihre neue Chance an das Geld für das Fahrrad zu kommen. Sie fängt an fromm zu werden und übt fleißig um zu gewinnen, während ihre Mutter hofft die Gunst ihres Mannes nicht zu verlieren…
Die Regisseurin Haifaa Al Mansour erklärt dem Zuschauer die saudi-arabische Welt durch die Augen eines zehnjährigen Mädchens. Die Geschichte wird dadurch von einer recht wertfreien Perspektive erzählt. Der Zuschauer wird selber zum Kind und beobachtet aus einer objektiven Sicht das Geschehen in Wadjdas Welt.
Die Protagonistin und ihr Freund Abdullah stellen in dem Film die neue Generation dar, die modern denkende Generation. Die zwei Charaktere repräsentieren eine positive Aussicht auf die Zukunft und sprechen für einen Umbruch in der noch autokratischen Gesellschaft Saudi Arabiens. Man bemerkt in dem Film, dass die jungen Kinder, vor allem die Mädchen, sich dem repressiven Regime widersetzen: Wadjda trägt ihr Kopftuch nur widerwillig, die Interesse an dem Koran ist nur Mittel zum Zweck und sie hört sich westliche Musik an. Sie hat Wünsche, die ihre Mutter, die ältere Generation, noch nicht nachvollziehen können. Sie denkt anders. Sie denkt neu.
Schon die bloße Existenz des Films macht ihn bemerkenswert und der Einblick in die Welt, die bis heute noch sehr verschlossen ist, ist äußerst interessant. Da, wie schon zuvor erwähnt, das Drehen in Saudi Arabien zu größten Teils verboten ist, musste das Team oft mit versteckter Kamera arbeiten. Die Regisseurin musste sich in Autos verbergen, um Anweisungen an ihre Crew zu geben.
Fazit: Ein sehenswerter Film. Nicht nur wegen der beachtungswerten Entstehungsgeschichte, sondern auch weil es der Regisseurin Haifaa Al Mansour gelingt ein undogmatisches Gesellschaftsbild zu porträtieren, in welchem die Frauen sich Stück für Stück mehr und mehr Freiheit erkämpfen.
Gesehen von Luis Schubert