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Contergan: Die Eltern REGIE: Andreas Fischer |
REGIE: Andreas Fischer
1957 kam das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan auf den Markt. Das als harmlos eingestufte Mittel wurde nicht nur von den Ärzten gerne und häufig verschrieben, sondern war auch rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Als in den darauf folgenden Jahren ca. 5000 missgebildete Kinder geboren wurden, wovon 2800 überlebten, geriet das Medikament in Verruf und wurde vom Markt genommen. Wie teilweise schon die Einnahme einer einzelnen Tablette das Leben der werdenden Eltern veränderte, zeigt die Dokumentation von Andreas Fischer. Detailliert erzählen die Eltern vom ersten Kennenlernen und dem Zusammenleben in den 50er Jahren, über den Grund für die Contergan-Einnahme, die Zeit der Schwangerschaft und dem Schock bei der Geburt über das unerwartet missgebildete Kind. Sie schildern den Umgang und das Leben mit einem behinderten Kind in den 60er Jahren, sprechen von Schuldgefühlen und Anfeindungen der Umwelt, mit denen sie sich auseinander setzen mussten.
Der Film besticht durch die ergreifende Offenheit mit der die Eltern von den Geschehnissen berichten. Die zurückhaltende Kameraführung ermöglicht es, dass der Zuschauer an den Gefühlen, Ängsten und Hoffnungen der Betroffenen regelrecht teilnimmt. Bedauerlich ist allerdings, dass der holprige Schnitt einen immer wieder aus den bewegenden Erzählungen reißt. Auch sind die Schilderungen zwar chronologisch, oft aber teilweise etwas zusammenhanglos aneinander gereiht. Die Einbindung von Archivmaterial und Fotos bereichert dagegen die Dokumentation großes Lob gab es bei der anschließenden Publikumsdiskussion für die betroffenen Eltern und für die sensible Regie von Andreas Fischer. Obwohl die Folgen von Contergan in den letzten Jahren des öfteren thematisiert wurden, ist es nach wie vor nicht nur für die Betroffenen ein heikles Thema. Ziel dieses Film, der im Auftrag des Bundesverbandes Contergangeschädigter e.V. entstand ist, war es ein Zeichen zu setzen, Vorurteile zu entkräftigen und für mehr Toleranz gegenüber Behinderten zu werben. Die Dokumentation hat, gerade weil sie die Sicht der Eltern schildert, einen großen Beitrag zu diesem Thema geleistet.
Gesehen von Birgit Bagdahn, 04.05.2003