Juan Villegas und sein Glücksbringer
Der 52jährige Juan Villegas hat es nicht leicht. Früher war er Mechaniker in Patagonien. Kein Leben im Luxus, aber man war zufrieden. Jetzt ist er arbeitsloser Mechaniker, und ihm bleibt nicht viel mehr als sein unerschütterlicher Optimismus zum Überleben. Er schnitzt Messer und versucht diese- ohne Erfolg- zu verkaufen.
Als er eines Tages einer jungen Frau bei einer Autopanne hilft, schenkt ihm diese eine Dogge aus der Zucht ihres verstorbenen Vaters. Von da an scheint es aufwärts zu gehen. Denn wenn schon keiner Interesse an dem armen Mann hat, das Prachtexemplar von einem Hund erregt Aufmerksamkeit. Schnell wird Juan in den Kreis der Hundezüchter aufgenommen- wenn auch nur um des Hundes willen. Zusammen mit dem Hundetrainer Walter bereitet Juan die Dogge Bombón auf eine Hundeschau vor. Sie belegen den zweiten Platz, und während Walter die finanziellen Möglichkeiten im Kopf hat (Hundeschauen in Amerika, Sponsorenverträge) träumt Juan von einer eigenen Hundezucht- irgendwann würde er schon mehr als einen Hund haben. Doch Walter erweist sich als unzuverlässig, Bombón scheint kein Interesse an Hundedamen zu haben, und eigentlich ist Juan die Freundschaft zu seinem Hund wichtiger als jeder Profit. Und so bleiben die Träume Träume, und doch hat sich unmerklich Lebensmut und -freude in sein tristes Dasein geschlichen.
Sehr minimalistisch wird die Geschichte des arbeitslosen Mechanikers erzählt. Das ist gewöhnungsbedürftig, da die Handlung ähnlich karg bleibt wie die patagonische Landschaft, und doch wird diese Schlichtheit von einer Liebenswürdigkeit und Genauigkeit in der Betrachtung unterwandert, so dass man schnell gebannt auf die Leinwand blickt. "Bombón- El Perro" ist eine kleine, liebevolle und manchmal melancholische Geschichte über die Wichtigkeit von Demut und Glauben an die Menschheit. Man ist als verwöhnter Westeuropäer fast beschämt, wenn man plötzlich mit nachvollzieht, welchen ideellen Wert eine billige Sonnenbrille haben kann, die man an einer Tankstelle gewinnt.
Gesehen von Johannes Prokop