Bei bestem Sommerwetter kamen die Filmbranche, Politprominenz und viele Gäste in die Isar-Philharmonie. Wie das Festival es immmer wieder schafft, für die Eröffnungsabend bestes, ja tropisches Sommerwetter zu bekommen, bleibt ein Rätsel, ein wolkenloser Himmel und strahlende Sonne empfingen die Gäste. Genial einfach.
Statt wie sonst, fand die Eröffnung diesmal nicht verteilt auf mehrere Säle des Mathäser Kinopalasts statt, sondern in der recht neuen Isar-Philharmonie, direkt neben der Brudermühl-Brücke am Isarufer. Dass diese eher etwas abgelegen ist, hat dieses Jahr den Vorteil, dass viele Sicherheitsmaßnahmen, welche den G7 Gipfel betreffen, etwa gesperrte Tunnel wegen Sicherheitschecks, weit genug vom Veranstaltungsort entfernt sind. Dafür durften die Busslinien 54 und 30 jede Menge Menschen in Abendgarderobe zur Haltestelle Schäftlarnstraße / Gasteig HP8 schaukeln,- so nennt sich nämlich die neue Halle.
Seit einem Dreivierteljahr ist die Isar-Philharmonie in Betrieb, die Eröffnung des Filmfests findet hier zum ersten Mal statt und in normalen Zeiten wäre der Hauptunterschied zum bisherigen Ort, dass "alle in einen Saal, den größten der Stadt" passen, ein echter Zugewinn, ein Superlativ.
In Coronazeiten allerdings ist das Zusammenführen von Tausendfünfhundert Menschen ohne Masken in einem Saal wohl eher die perfekte Rezeptur für Superspreader Events. Das war auch den Veranstaltern klar, denn sie baten die Gäste im Vorfeld per Mail darum, Masken zu tragen. So lautete die entsprechende Aufforderung der Protokollabteilung:
"Das Coronavirus bestimmt derzeit unseren Alltag und wird es auch weiterhin. Um seine Ausbreitung einzudämmen, bedanken wir uns, wenn Sie weiterhin eine Maske tragen. Somit schützen Sie Ihre Mitmenschen und sich selbst!"
Dass die Schönen und Prominenten auf dem roten Teppich beim Foto-Call keine Maske tragen würden, war nachvollziehbar."Face-Showing" mit Maske funktioniert einfach nicht. Dass aber praktisch sämtliche Gäste (vielleicht trugen acht bis zehn Menschen von ca. 1500 eine Maske) die Veranstaltung ohne Maske besuchten, war angesichts der sich gerade hochschaukelnden Sommerwelle neuer Virusvarianten doch leicht irritierend. Nicht einmal als es dunkel wurde im Saal, sahen sich mehr Gäste dazu in der Lage, ihre Masken anzuziehen.
Doch zunächst einmal musste man in einer Riesenschlange anstehen um durch das Nadelöhr Foyer und Abholung der Tickets und Bändchen für den Empfang. Das ging schon mal entspannter, aber es fehlten natürlich auch die Erfahrungen mit der neuen Location. Drinnen dann das obligatorische Schaulaufen, roter Teppich Fotocall.
Festivalchefin Diana Iljine begrüßte die Gäste, namentlich auch viele aus Politik und Kultur und bedankte sich bei all den staatlichen und privaten Unterstützer*Innen des Festivals, dass sie nach zwei schwierigen Corona Jahren dem Festival die Treue gehalten haben. Darunter natürlich auch wichtige Sponsoren, allen voran Hauptsponsor Audi, welche enorm wichtig sind, ein derartiges Festival überhaupt moglich zu machen. Sie begrüßte auch die Regisseurin (Marie Kreutzer), das Team und die Hauptdarstellerin (Vicky Krieps) des Eröffnungsfilms "Corsage" sowie Doris Dörrie der die diesjährige Hommage gewidmet ist. Außerdem stellte sie die Jurys der verschiedenen Wettbewerbe vor und bedankte sich dafür, dass sie diese zeitaufwändige Arbeit auf sich nehmen werden, all die Filme zu sichten und zu evaluieren. Danach kam der künstlerische Leiter, Christoph Gröner auf die Bühne und wies auf einige Highlights im spannenden Programm des diesjährigen Festivals hin.
Digitalministerin Judith Gerlach sowie Bürgermeisterin Katrin Habenschaden äußerten ihre Freude darüber, dass nach zwei Coronajahren wieder ein echtes Müncher Filmfest stattfinde und sagten auch weiterhin ihre Unterstützung zu. Besonders hervorgehoben wurde der Umstand, dass in diesem Jahr viele Frauen und deren Positionen im Festival Raum fänden, und zwar vor und hinter der Kamera.
Der Eröffnungsfilm, "Corsage" von Marie Kreuzer lief bereits in Cannes und war der Höhepunkt des Abends. Die Regisseurin hat in ihrem Film die legendäre österreichische Kaiserin Elisabeth als Anti-Sissi gezeichnet, ruppig, essgestört, mitten in einer Lebenskrise und gefangen in der Rolle, die ihr auferlegt wurde. Damit bietet sie subtile Einblicke in die Seele und hinter die Fassade der schillernden historischen Figur, ein Generalangriff auf die Sissi-Trilogie aus den 50er Jahren.