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Leise, still und schweren Herzens verschwindet die einstmals weltgrößte Fachmesse für Fotografie und Video von der Bildfläche. Nun ist es amtlich, nach 70 Jahren erfolgreicher Begleitung der Visuellen Consumer,- und Profibranche, wird das einstige Flagschiff eingestellt. Man spricht offiziell noch von "ausgesetzt", doch die Zeichen der Zeit stehen nicht für eine Wiederbelebung zu einem wann auch immer in der Zukunft liegenden Zeitpunkt.

Das ist tragisch, war doch die 1950 erstmals in Köln präsentierte Fachmesse eine Herzensangelegenheit, man fuhr eigens zur Fachmesse um die Innovationen in die Hand nehmen,- mit den Firmenvertreteren selbst über die technischen Fähigkeiten der Geräte sprechen zu können. Kaum eine Fachmesse hatte einen so guten Ruf und wohlklingenden Namen.

 

Absehbares Ende

Man konnte den Niedergang eigentlich vorhersehen. Es begann schon vor einigen Jahren damit, dass einerseits auf dem Markt der Fotogerätehersteller eine immer stärkere Reduzierung und Konzentration auf wenige Firmen stattfand. Wie viele Namen haben sich aus dem Geschäft mit den Fotoapparaten zurückgezogen oder haben gar Konkurs anmelden müssen. Minolta etwa, die ihre Kamerasparte an Sony verkauft haben und damit Sony wichtige Grundlagen für die digitale Erfolgsstory geliefert haben. Oder Samsung, die keine Fotoapparate mehr herstellen.

Agfa, Bilora, Braun, Cosima, Chinon, Contax, Contarex, Contaflex, Edixa, Futura, Hitachi, Kodak, Konica, Minox, jüngst erst Olympus, Miranda, Pentax, Polaroid, Praktica, Revue, Rollei, Sanyo, Seagull, Voigtländer, Yashica und Zenza Bronica sind alles Marken, die aktuell keine Kameras mehr herstellen. Manchmal werden Markennamen noch für irgendwelche Billigprodukte aus externer Produktion hergenommen, doch allein schon diese Liste der bekannteren Hersteller zeigt, wie viele Aussteller früherer Photokina-Ausgaben weggebrochen sind.

Das Ganze hat natürlich auch damit zu tun, dass immer weniger Kameras verkauft werden, weil immer mehr Menschen mit ihren Smartphones fotografieren. Bis diese irgendwann mal gemerkt haben, dass die ästhetische Qualität vielleicht noch wichtiger ist, als schiere Pixelschlachten auf Minisensoren, gibt es vielleicht noch weniger Anbieter am Markt.

 

Kurze Produktzyklen

Der Zweijahres-Abstand der Photokina, so wie wir sie kannten, war ein weiteres Problem. Um wirklich die jeweiligen Neuerungen im Kamerasektor für die große Präsentation auf der Fachmesse aufzusparen, waren die Innovationszwänge, die sich die Branche, allen voran Canon, Nikon, Panasonic und Sony selbst auferlebt hatte, zu kurz.

Deshalb sollte die Photokina ab 2018 jährlich stattfinden, doch es kam nie dazu, die 2019er Ausgabe fiel aus. Die etwas dünne Begrundung lautete, "man habe Sorge, die hohe Qualität der Fachmesse halten zu können, wenn der Abstand so kurz sei". Der kurze Abstand wiederrum war hausgemacht, man wollte vom ursprünglichen Termin im September, in den Mai umziehen.

Also fiel 2019 aus, dann kam der Corona-Shutdown, die nächste Ausgabe sollte vom 18. bis 21. Mai 2022 stattfinden. Ja und nun die Pressemitteilung der Veranstalter, dass die Photokina bis auf Weiteres ausgesetzt werde.

 

Abschied

Die allermeisten Produktpräsentationen finden inzwischen Online statt, damit erreichen die Hersteller viel mehr potentielle Kunden als durch den Messeauftritt. Nun hat die Photokina das gleiche Schicksal ereilt, wie die unzähligen Fotogeschäfte, die es auch nicht geschafft haben, gegen den harten Online-Markt zu bestehen.

Dass es die berühmte "letzte Ausgabe" nicht geben wird, ist schade, hilft aber vielleicht dabei, die Messe in bester Erinnerung zu bewahren. Die Photokina war so etwas, wie das Familientreffen der Imaging-Branche, für all das, was so zwischen den Messeständen an Austausch stattfand, wird sich schwerlich Ersatz finden. Nach der CEBIT in Hannover ist damit ein weiterer Fixstern am Messehimmel erloschen. Schade,- und Danke für die 70 Jahre Strahlkraft.

 

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