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Jede Sekunde zählt - The Guardian

Daten

Jede Sekunde zählt - The Guardian

136 Min., USA 2006

REGIE: Andrew Davis
DREHBUCH: Ron L. Brinkerhoff
KAMERA: Steven St.John
MUSIK: Trevor Rabin

DARSTELLER: Kevin Costner, Ashton Kutcher, Derek Adams, Joe Arquette

 

Regie: Andrew Davis

Kinostart: 19. Oktober 2006

Ach ja, Amerikas Helden... Fünf Jahre nach den Anschlägen auf das World Trade Center dürfen wir miterleben, wie Hollywood Feuerwehrmänner, Polizisten und die ganz gewöhnlichen Helden von der Straße auf die Leinwand bringt, um dem (amerikanischen) Publikum zu zeigen: wir sind zwar verwundbar, aber wir wissen uns zu wehren. In "Jede Sekunde zählt" darf man nun erleben, wie heroische Jungs bei den Coast Guard Rescue Swimmers um das Leben von Schiffbrüchigen kämpfen - "so that others my live!", wie das Motto der gestählten Helden lautet.

So darf man einem gealterten Kevin Costner zunächst dabei zusehen, wie er erst selbstlos Menschen aus dem sturmumtosten Meer rettet und anschließend seine gesamte Crew verliert. Da ihn das verständlicherweise psychisch mitnimmt, wird er als Senior-Ausbilder abkommandiert, wo er jungen Heißspornen beibringen soll, was es heißt, Rettungsschwimmer zu sein. So beginnt der Film als gewöhnlicher Ausbilder-trifft-naive-Rekruten-Film, ideologisch neutral angesiedelt - man ist ja schließlich bei den Lebensrettern und nicht bei der Army. Ashton Kutcher darf sich quälen wie einst Richard Gere in "Ein Offizier und Gentleman". Unmenschlich wird der Hoffnungträger von seinem Ausbilder behandelt, aber natürlich will der nur das Beste für ihn und veredelt seinen Rohdiamanten, ohne dass dieser es merkt.

Ab der Hälfte des Films verlässt die Handlung glücklicherweise das gewohnte Fahrwasser. Als Fragen von Schuld und Verantwortung verhandelt werden, gewinnt der Film an emotionaler Tiefe und verspricht, spannend zu werden. Doch leider kann man im letzten Viertel des Films den Studiobossen dabei zusehen, wie sie den Film auf gängige Heldenkost zurechtstutzen: da muss sich natürlich einer opfern, um den anderen zu retten, was man nicht nur aus "Titanic" und "Armageddon" kennt, sondern dort auch mit nur minimalen Unterschieden genau so sehen konnte. Dabei wird dem Anlass angemessen ein epischer Score zugespielt, der direkt aus "Der Herr der Ringe" zu kommen scheint und die Intention der Sequenz ins hundertfache potenziert. Die Heldensülze für die Tränendrüse. Selbst die "Legende vom Guardian", die als kurze Off-Erzählung als Klammer der Geschichte dienen soll und zum Schluss die Realitätsebene noch schnell auf eine mythische heben soll, wirkt deplaziert und unmotiviert.

Schade. Denn für ein halbes Stündchen kann man sehen, was möglich gewesen wäre. Bedenkt man noch die beeindruckenden Rettungsszenen auf hoher See, ärgert man sich, dass das Potential von "The Guardian", wie schon bei so vielen Filmen zuvor auch, zerstampft wurde zu Heldenbrei. - Schonkost für Amerika.

 

Gesehen von Johannes Prokop

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