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REGIE: David Frankel
DREHBUCH: Vanessa Taylor
KAMERA: Florian Ballhaus

DARSTELLER: Meryl Streep, Tommy Lee Jones, Steve Carell, Jean Smart, Brett Rice, Ben Rappaport, Marin Ireland, Patch Darragh

Kinostart: 27. September 2012

 

Hätte jemand Kay und Arnold Soames bei ihrer Heirat gesagt wie ihre Ehe nach dreißig Jahren aussehen würde, hätten sie wahrscheinlich gelacht: Routinemäßige Morgenabläufe, abends alleine vorm Fernseher einschlafen, getrennte Betten und vier Jahre lang kein Sex mehr. Nichts davon kam in dem Eheversprechen vor drei Jahrzehnten vor. Trotzdem hat Arnold sich mit dem nebeneinanderher Leben nicht nur abgefunden sondern sich damit scheinbar auch angefreundet. Kay jedoch setzt die Distanz zu ihrem Mann zu, sie sehnt sich nach echter Liebe und Zärtlichkeit. Sie hat den Wunsch, die fast nicht mehr vorhandene Beziehung  zu Arnold zu retten. Als sie in diesem Zusammenhang auf den Paartherapeuten Dr. Bernard Feld stößt, bucht sie spontan eine siebentägige Behandlung bei ihm. Arnold hat für diese Idee dagegen wenig übrig, doch als Kay aus ihrer Drohung notfalls alleine zur Therapie zu fliegen Ernst macht, lenkt er widerwillig ein. Was dann auf der Couch von Dr. Feld aus den Untiefen von drei Dekaden Ehe emporsteigt ist geeignet, die Beziehung von Kay und Arnold endgültig zu zerstören... oder sie aber fester zusammen zu schmieden als je zuvor...

Wenn zwei Schauspielgrößen wie Meryl Streep (als Kay Soames) und Tommy Lee Jones (als Arnold Soames) in einem Film aufeinandertreffen sind die Erwartungen stets hoch. Die Vergangenheit hat uns leider gelehrt, dass ein großartiger Cast alleine noch keinen großartigen Film macht. Doch im Falle von „Wie beim ersten Mal" werden wir nicht enttäuscht. Die mehrfache Oscarpreisträgerin Meryl Streep ist fantastisch in der Rolle als von ihrer eingeschlafenen Beziehung frustrierte Ehefrau, die aber eigentlich noch nicht aufgeben will. Schon gleich die erste Szene im Film als sie versucht Arnold zu einem Schäferstündchen zu bewegen ist sowohl ein schauspieltechnischer als auch komödiantischer Hochgenuss. Tommy Lee Jones bildet den perfekten Gegenpart als störrischer Miesepeter und scheinbarer Grund für den Ehe-Stillstand. Eine kleine Überraschung ist hier Steve Carell, den man nach „Jungfrau (40) männlich, sucht..." und „Dan-Mitten im Leben" in der vergleichsweise ernsten Rolle des Dr. Bernhard Feld vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte. Aber auch er macht seine Sache großartig und muss sich nicht vor den beiden Hollywood-Schwergewichten auf seiner Couch verstecken. Die Therapieszenen bei ihm sind eine Hälfte der starken Momente des Films. Regisseur David Frankel verzichtete bei ihnen meist auf Proben, um sie frisch und unverbraucht wirken zu lassen. Der Plan ist aufgegangen: Es ist gleichzeitig köstlich und schmerzlich anzusehen, wenn sowohl Kay als auch Arnold Stück für Stück damit herausrücken, was ihnen in den letzten Jahren alles gefehlt oder am jeweils anderen nicht gepasst hat. Das ist neben seiner erstklassigen Besetzung eine weitere Stärke des Films: Frankel und Drehbuchautorin Vanessa Taylor schaffen die Gratwanderung zwischen einer ernsthaften tiefgehenden Thematik und einer leichtfüßigen bittersüßen Komödie, die nie brüllende Lacher produziert aber einen oft schmunzeln und leise vor sich hin lachen lässt. Wenn Kay und Arnold während der Therapie alleine miteinander sind, das ist die andere Hälfte der starken Momente des Films. Sie versuchen, sich wieder einander anzunähern und wie schon bei den Therapieszenen ist es gleichzeitig amüsant und anrührend, wie die beiden sich unbeholfen  umarmen, als wären sie wieder Teenager, als wäre es tatsächlich das erste Mal. Man wünscht sich wirklich von Herzen, dass die beiden es schaffen ihre Ehe wieder auf Kurs zu bringen.

Fazit: „Wie beim ersten Mal" ist von Anfang bis zum Schluss gelungen. Die schauspielerischen Leistungen sind durchweg fantastisch, die Charaktere sind hervorragend gezeichnet und die bittersüße Mischung aus der Schwere der Thematik und der Komödie in deren Aufbereitung sorgen dafür, dass der Film einen leicht melancholisch aber grundsätzlich positiv gestimmt aus dem Kino entlässt. Dies ist bestimmt kein „Frauenfilm" und auch kein Film nur für Paare. Es ist die uneingeschränkte Empfehlung für alle, die ins Kino gehen, um über Geschichten nachdenken und zugleich lachen zu können.

 

Gesehen von Jannis Brunner

 

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