Habermann
Daten |
Habermann 104 Min., D/CZ/Ö 2010 REGIE: Juraj Herz |
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Regie: Juraj Herz
Kinostart: 25. November 2010
Der junge Unternehmer August Habermann (Mark Waschke) lebt Ende der Dreißigerjahre als angesehener Bürger in einem Dorf in den Sudetengebieten der Tschechoslowakei. Seit vier Generationen betreibt seine Familie dort das größte Sägewerk im Umkreis. Als er seine bildhübsche Frau Jana (Hannah Herzsprung), eine Halbjüdin, heiratet, freut sich jeder mit dem Paar.
Aber die friedlichen Zeiten enden jäh: Die Wehrmacht marschiert in den Sudetengebieten ein und holt diese "heim ins Reich". Anfangs zeigt sich nur Augusts jüngerer Bruder Hans (Wilson Gonzales Ochsenknecht) vom Nationalsozialismus infiziert. Doch schon bald geht ein tiefer Riss durch die gesamte Gemeinde. Der intrigante Sturmbannführer Koslowski (Ben Becker) herrscht im Dorf mit einer perfiden Mischung aus Willkür und Gewalt und bedrängt Habermanns Gattin Jana massiv. Der unpolitische Habermann gerät unversehens zwischen alle Fronten - den Nationalsozialisten gilt er als Tschechenfreund, für die Tschechen ist er plötzlich kein Mitbürger mehr, sondern ein verhasster Besatzer.
"Habermann" ist ein etwas anderer Film über den zweiten Weltkrieg. Er beschäftigt sich nicht (nur) mit der Vertreibung von Juden, sondern mit einem ganz anderen Aspekt aus der Zeit des Nationalsozialismus: Sudetendeutsche, die seit vielen Jahren friedlich mit den tschechischen Mitbürgern zusammenleben und keinerlei faschistische Gedanken ihnen gegenüber haben. Sie kämpfen gemeinsam gegen die Besatzer und versuchen ihr Zusammenleben vor dem Eingreifen zu schützen. Mit Intrigen und Drohungen versuchen die Besatzer das gute Verhältnis zu zerstören, was ihnen auch gelingt. Am Ende werden die Sudetendeutschen zu Opfern: Obwohl sie während der Besatzungsphase zu den Tschechen gehalten haben, werden nun ihre Häuser beschlagnahmt, ihr Schmuck gestohlen und sie selber vertrieben oder sogar getötet.
Regisseur Juraj Herz gelingt mit dem Film "Habermann" eine neutrale Herangehensweise an das Thema. Der Zuschauer kann sich mit beiden Seiten identifizieren und sowohl die Reaktionen der Sudentendeutschen als auch die der Tschechen nachvollziehen. Für die sensible Filmsprache, mit der er diese heikle Geschichte erzählt und seinen Mut sie zu erzählen, wurde Herz mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Auch Mark Waschke erhielt den Preis als bester Darsteller. Die Jury lobte besonders die Vielschichtigkeit und Transparenz, mit der er die Figur August Habermann verkörpert.
Gesehen von Jana Schier und Joana Eberth