MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

 

Abgelöscht

Das Thema ist nicht einfach und es betrifft nur einen sehr kleinen Prozentsatz an Kolleg*Innen, doch der ist groß genug, ihn nicht zu ignorieren. Regie ist ein so leidenschaftlicher Beruf, dass man kaum glauben kann, was für gelangweilte und uninspirierte Regisseure, darunter nicht selten Altregisseure, manchmal für TV Filme beschäftigt werden. Nein, das ist hier keine "alte weiße Männer" Diskussion, es ist auch keine Kritik an Kollegen "alter Schule", sondern ein Spotlight auf einige Ausnahmeerscheinungen in der Filmbranche, die es so eigentlich gar nicht geben dürfte. Und die haben nichts mit dem Alter zu tun.

Wie kann es sein, dass vereinzelt Regisseure bei Fernseh-Auftragsproduktionen ohne jedes Interesse an der kreativen Umsetzung des Produktes, für das sie engagiert wurden, kaum mehr als ein müdes "Bitte" oder "Danke" bei den Dreharbeiten zum Gelingen des Vorhabens beitragen? Darunter sind auch Regisseure, die in der Vergangenheit im Kino durchaus qualitätsvolle Filme vorgelegt haben, sogar Filmpreise erhielten und man fragt sich, ob ihre Eitelkeit oder welche sonstige Gegebenheit es verhindert, eine vergleichbare Sorgfalt wie bei Kinofilmen, auch in Fernsehproduktionen zu investieren.

 

Beschädigungen

Durch ihr Verhalten schaden sie nicht nur der Qualität der jeweiligen Filme,- sie schaden auch und vor allem ihren älteren Kolleg*Innen, die mit Fantasie und Engagement bei Dreharbeiten inszenieren und die dann unter dem schlechten Ruf den die faulen "älteren Regisseure" produzieren, leiden müssen. Denn eigentlich können erfahrene Regisseure eine ganze Menge positive Aspekte in die Waagschale werfen, gerade was die Schauspielarbeit und gestalterische Aspekte angeht. Die "faulen Socken" Regisseure sind zum Glück Ausnahmen, doch man darf sich schon fragen, weshalb diese trotz ihrer schlechten Arbeitshaltung viele Aufträge bekommen.

Irgendwie wird darüber nur unter vorgehaltener Hand gesprochen, aber nie öffentlich. Dieser Aspekt, dass nämlich einige wenige ältere Regisseure durch ihr Verhalten den Ruf aller anderen und insbesondere älteren Regisseur*Innen schädigen, wurde beispielsweise auf einem Panel am Rande des Münchner Filmfests 2022 zu dem Thema überhaupt nicht erwähnt.

Dort hatten Thomas Jauch, Jobst Ötzmann und Christian Wagner beklagt, dass es eine deutliche Benachteiligung von Regisseur*Innen über 40 gäbe, weil die Sender inzwischen weibliche Regisseur*Innen unter 30 deutlich bevorzugen würden. Dass einige Ausnahme-Kolleg*Innen aus den eigenen Reihen durch ihr Fehlverhalten dazu beitragen, ältere Regisseure zu diskreditieren, wurde schlicht nicht angesprochen. Man möchte vielleicht nicht als Nestbeschmutzer gelten und diese preisgekrönten Kollegen daher nicht öffentlich anschwärzen.

 

Egal-Haltung

Zugegeben, viele, vor allem größere Auftragsfilm-Produktionsfirmen haben längst die Qualität als wichtigstes Kriterium aus den Augen verloren und konzentrieren sich vor allem auf die Maximierung ihrer Gewinnmargen. Das ist verständlich, weil diese Margen über die Jahrzehnte zunehmend kleiner geworden sind. Das ist aber für die Qualität Deutscher Fernsehproduktionen fatal. Und offenbar haben manche Regisseure keine Ambitionen mehr, für eine höhere Qualität zu kämpfen, weil die ganze Produktion bereits eíne gewisse "Egal-Haltung" ausstrahlt.

Da hocken manche Regisseure dann vor dem Kontrollbildschirm und lesen, während die Einstellungen zu einer Szene gedreht werden, auf dem Smartphone ihre Mails. Die gleichen Regisseure proben kaum bis gar nicht und nehmen auch an den Vorbereitungen für den Dreh wie Motivbesichtigungen oder Vorbesprechungen nur sporadisch teil. Technische oder auch darstellerische Fehler werden zumeist ignoriert, man ist vornehmlich daran interessiert, den Drehtag frühzeitig zu beenden. Zu dem ausgeprägten Bequemlichkeitsdenken passt dann auch die Forderung nach einem eigenen Wohnmobil am Set und die vertraglich zugesicherten Wochenend-Heimflüge an den nur 5 Bahnstunden entfernten Wohnort. Und das bei Produktionen, die sich mit dem Label "Green Film Shooting" brüsten.

Dass diese Regisseure nach Abschluss der Dreharbeiten auch im Schnitt oder der Tonmischung kaum bis gar nicht auftauchen, versteht sich von selbst. Dass sie sich, wie in einem der Beispiele, nicht mal den Namen ihrer Hauptdarstellerin merken können und immer nur von der "Frau mit dem Hut" sprechen, passt da bestens ins Gesamtbild eines abgelöschten Spielleiters. Die Schauspielerin, die nach zwei Wochen Drehzeit dann genervt zu dem Regisseur geht und ihn fragt "Wie heiße ich?", bleibt leider die einzige Person, die einem arroganten und arbeitsscheuen Regisseur etwas entgegensetzt. Ansonsten bleibt das Fehlverhalten unter dem Radar, denn die Produktion will keine Probleme, die Schauspieler können Ärger am Set nicht gebrauchen, die Teammitglieder sind froh, jeden Drehtag früh nach Hause gehen zu können und irgendwie wird ja trotzdem irgendwas aus dem gedrehten Material entstehen.

Mit "alter Schule" (früheren Arbeitsweisen beim Film) hat all das nichts zu tun. Regie bedeutet eine Vision zu haben und diese kreativ verantwortungsvoll umzusetzen. Bequemlichkeit und Faulheit sind hier gänzlich fehl am Platze. In jedem anderen Job wären solche Leute in hohem Bogen herausgeflogen. Dass dies beim Film und Fernsehen nicht zwingend so ist, ist einer der Gründe für so viel Mittelmaß auf unseren Flatscreens. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir offener darüber reden.

 

Banner K Kreativtraining pur 5000

Weitere neue Artikel

Kurzfilme auf Filmfestivals einreichen ist gar nicht so einfach,- wie kann man seine Chancen verbessern?

Sie gehören untrennbar zur Ikonographie des Horrors: Zombies. Die Rückkehr der – nicht mehr ganz so frischen – Toten ist ein popkultureller Dauerbrenner.

Adobe baut seine Firefly KI zu einem Produktionszentrum aus und erfüllt damit viele Wünsche...

Wie KI den Filmbereich verändert, wurde auf einem Panel der Medientage 2025 mit Yoko Higuchi-Zitzmann und Max Wiedemann diskutiert.

Viele frühe Horrorfilme sind verschollen oder zerstört, doch einer der frühesten Horrorfilme, Edisons "Frankenstein" ist noch erhalten

An Profisets will man mit wenigen, leistungsstarken Akkus arbeiten. Wie es gelingt, alle Geräte von einem Akku aus zu versorgen...

Wie es kam, dass die frühen Filmemacher, den Horrorfilm entdeckten und wie daraus eine kommerzielle Erfolgsgeschichte wurde...

Kaum zu glauben, aber es gab nicht nur in den USA und England eine Phase, in der man massiv gegen Horrorfilme ankämpfte...

Der Film erzählt über die tschechoslowakische Künstlerin Perla. Wir hatten Gelegenheit mit Alexandra Makarová (Regie) und Simon Schwarz (Cast) zu sprechen

Man kennt VFX aus aufwändigen Effekten, doch viel häufiger werden einfach unnötige Fehler korrigiert...

HMI, LED und Fluoreszenz. Welche Scheinwerfer sind sinnvoll, welche weiterhin brauchbar, und welche gehören aussortiert?

Seit der Wirtschaftsdienst Bloomberg gemeldet hat, dass Arri seine Optionen inklusive Verkauf prüft, brodelt die Gerüchteküche

Sie sind eng, hängen an wenigen Drahtseilen, führen Fremde schicksalhaft zusammen und bieten eine Menge Zuspitzungsmöglichkeiten- deshalb liebt sie das Kino

Wer auf den einschlägigen China-Plattformen Produkte direkt bestellt, kann für wenige Euros ganze Funkstrecken beziehen. Doch taugen die was?

Actioncams sind für rauhe Aufnahmebedingungen gebaut,- nur der Ton wird vernachlässigt. Wie kann man den Ton verbessern?

Während Polizei und Behörden oft hilflos vor Datenschutzregeln kapitulieren müssen, haben Social Media Unternehmen viele Schutzwälle eingerissen.

Sie haben Kopf und Kragen riskiert die Helden der frühen Action-Filme, erst Jahrzehnte später wurden Stunt-Ausbildungen und Sicherungssysteme eingeführt...

Kein Massen-Genre, sondern eher eine avantgardistische Strömung innerhalb des Filmschaffens,- warum war sie so prägend?