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La prière, Anthony Bajon

© Les films du Worso / Carole Bethuel

 

Regie: Cédric Kahn Mit: Anthony Bajon, Damien Chapelle, Alex Brendemühl, Louise Grinberg, Hanna Schygulla

 

Um von sich von seiner Heroin-Abhängigkeit loszulösen, zieht der 22-jährige Thomas in eine Gemeinschaft, die unter der Leitung eines christlichen Priesters in einem abgelegenen Haus in der Auvergne liegt. Dort trifft er auf andere Ex-Drogenabhängige, die ebenfalls auf Entzug sind. Durch Religion, Freundschaft und Feldarbeit soll Thomas sich von seiner Sucht befreien.

 

Gespielt wird die Hauptfigur von dem einprägenden Anthony Bajon, der es schafft dem Protagonisten eine breitgefächerte und tiefgründige Komplexität zu verleihen. Die Figur entwickelt sich stark – vom aggressiven/verschlossenen Junkie zum sensiblen/ gläubigen jungen Mann. Diese Verwandlung bleibt glaubwürdig, wirkt real; vor allem, weil sie nicht konstant verläuft und bis zum Schluss, dramaturgisch elegant, die Gefahr des Rückfalls nicht ausgeschlossen bleibt.

 

Drogensucht durch Religion zu ersetzen (eine Abhängigkeit durch eine andere, könnte man meinen) ist das zentrale Thema des Films und die Haltung des Regisseurs zu diesem ist eine angenehm offene. Die Erzählung und die Form sind sehr nüchtern, nichts wird bewertet, keine unnötigen Dramatisierungen. Sich selbst als Agnostiker bezeichnend, bewegt sich Cédric Kahn gekonnt auf dem schmalen Grat der Unvoreingenommenheit und Wertefreiheit. Er lässt dem Zuschauer die Freiheit, die Hinwendung zur Religion des Protagonisten selbst zu beurteilen. Dies gelingt nicht nur durch ein stringentes Buch und eine souveräne Regiearbeit, sondern auch durch die klare Kameraführung von Yves Cape (andere signierte Filme von ihm: HOLY MOTORS, WHITE MATERIAL), die genau weiß, an welcher Stelle sie Distanz bewahren soll und wann sie sich näher an das Geschehen herantrauen darf.

 

Ein anderes Thema des Films, zu welchem sich Cédric Kahn im Gegensatz zur Religion deutlicher positioniert, ist sozialer Zusammenhalt. Dieser wird als Schlüssel zum Wohlsein des Menschen dargestellt. Abends Gesang zu Gitarrenklang, tagsüber Schauspiel auf der Freiluft-Bühne – diese leicht idealisiert dargestellten Szenen verleihen dem inhärent schweren Thema des Films eine angenehme Prise Leichtigkeit und so schimmert zwischen den Zeilen des Films immer wieder der Philanthrop Cédric Kahn, der Optimist, hindurch.

 

Gesehen von: Luis Schubert

 

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