• Berlinale Blog 19

    Berlinale Palast 500Mild und regnerisch ist es in Berlin, das wünschen sich Kinobetreiber für vollbesetzte Kinosäle. Was sonst noch geschah...

  • Eröffnungen Berlinale 2014

    "Grand Budapest Hotel" by Wes Anderson

    "Grand Budapest Hotel" ist der Film, mit dem 2014 die Berlinale eröffnet wird. Wenn man mit einer verrückten Komödie mit eigenwilligen Charakteren, ein paar Slapstick-Elementen und wirklich kuriosen Vorkommnissen rechnet, dann ist es genau das, was man auch zu sehen bekommt. Die Geschichte ist gleich dreifach verschachtelt, es gibt eine "Hauptrahmenhandlung", zwei weitere "Rahmenhandlungen" und die Haupthandlung, also das, was man dann tatsächlich zu sehen bekommt. Das erste, was der Zuschauer zu sehen bekommt, ist eine junge Frau irgendwo im ehemaligen Ostblock an dem Denkmal eines Autors, an dem zahlreiche Hotelschlüssel hängen. Sie hält sein Buch in der Hand "Das Grand Budapest Hotel". Viel länger ist sie dann aber auch nicht zu sehen, schwenkt das Bild doch zu dem Autor selbst, schon betagt, aber offensichtlich noch lebendig. 

    Er erzählt ein wenig von der Arbeit eines Autors, um dann zu erzählen, wie es denn zum Grand Budapest Hotel kam - wurde doch ihm selbst die Geschichte nur erzählt. Der junge Autor (Jude Law) reist 1968 in das Grand Budapest Hotel, das aber aufgrund des Sozialismus seine besten Tage schon lange hinter sich hat. Skurrilerweise trifft er dort den Inhaber des Hotels, Zero Moustafa (F. Murray Abraham), der ihm während eines gemeinsamen Abendessens mehr oder minder seine ganze Lebensgeschichte erzählt - die Geschichte, die den Autor später berühmt machen wird. Und damit wären wir bei der Haupthandlung. Moustafa (jung: Tony Revolori), der vor dem Krieg in seinem Heimatland floh, befindet sich gerade in seiner Probezeit als Lobby-Boy im Grand Budapest Hotel, als er von dem großen und beliebten Concierge Monsieur Gustave (Ralph Fiennes) entdeckt wird. Dieser ist zunächst gar nicht begeistert, dass ein neuer Lobby-Boy ohne sein Wissen eingestellt wurde, nimmt sich aber dann dessen Ausbildung an und so entwickelt sich zwischen beiden eine enge, skurrile Freundschaft. 

    Die wäre aber nicht annähernd skurril, wenn nicht Folgendes geschähe: Madame D. (Tilda Swinton), eine vierundachtzigjährige Dame, die schon fast Dauergast im Hotel ist und auch zu Monsieur Gustaves zweifelhaften Liebschaften gehört, stirbt, und die beiden Hotelangestellten machten sich sofort auf den Weg nach Schloss Lutz, wo sie gelebt hat und gestorben ist. Sie beerbt ihn mir dem Gemälde "Jüngling mit Apfel", das von unschätzbarem Wert ist, doch bevor man das überhaupt genießen kann, tritt ihr Testament und ihre geldgierige Familie eine Lawine von Ereignissen los. Der edle Concierge landet im Gefängnis, muss mit Zero vor einem brutalen Killer fliehen, einen schändlichen Verrat erleiden und sogar bei einer seltsamen Bruderschaft auf dem Berg Zuflucht suchen. 

    Nicht zuletzt kommt es natürlich auch zu einer Liebesgeschichte zwischen Zero und der entzückenden Konditorin Agatha (Saoirse Ronan), die einen großen Teil dabei leistet, das - oder besser gesagt die - Verbrechen aufzuklären und Monsieur Gustave zu rehabilitieren. "Grand Budapest Hotel" ist ein Film, der einige Überraschungen bereithält. Man weiß nicht immer, ob man die Stirn runzeln, lachen oder weinen soll, aber alles in allem ist es ein toller, aber vor allem auch äußerst sympathischer Film. Natürlich hat Wes Anderson sein mittlerweile achtes Projekt in Spielfilmlänge grandios besetzt, aber das erklärt sich ja von selbst, wenn man die Casting-Liste ansieht. Vorherrschendes Thema sind Glanz und Reichtum der Goldenden 20er, aber vor allem auch der darauffolgende Verfall während des Krieges und des später folgenden Eisernen Vorhangs. 

    Deshalb ist die Komödie auch durchgängig behaftet von einem leichten Anklang von Traurigkeit und Melancholie, ausgedrückt durch das einst stolze Hotel, das als halbe Ruine verbleibt, und die so tiefgehende Einsamkeit des alten Moustafas. Der Film, so skurril er auch ist, ist keine seichte Komödie, sondern durchdacht und fundiert und durchaus mit Hintergrund. Angesiedelt ist die Geschichte in einem Paralleluniversum, das jedoch das Wien der alten Zeit zeigt. Dafür tragen andere Orte nur allzu skurrile Namen, an denen man meist auch ablesen kann, was sie eigentlich meinen. Das Hotel selbst ist nämlich in der Republik Zubrowka angesiedelt. Kurzum, "Grand Budapest Hotel" ist ein würdiger Eröffnungsfilm, der sicherlich einige Zuschauer überraschen wird.

     

    Gesehen von Theresa Schießl

     

     

    Kritik "Arrête ou je continue", Sophie Fillières

    Es handelt sich hier um die Geschichte von einem Paar, Pomme (Emmanuelle Devos) und Pierre (Mathieu Almaric), das vielleicht zu lange schon zusammen ist: Die Routine scheint die Liebe getötet zu haben. Sie sind gewohnt, regelmäßige Spaziergänge im Wald zu machen. Aber eines Tages weigert sich Pomme, wieder nach Hause zu kommen und entscheidet sich, im Wald allein zu bleiben. Das Thema hat Sophie Fillières nicht zum ersten Mal behandelt: das Umherreisen eines Paars, eine Frau die Schwierigkeiten hat, ihren Platz in einer sehr normativen Gesellschaft zu finden.

    Die erste Teil des Films ist hervorragend: Urkomische Dialoge und tolle Schauspieler (der sechste Film in dem Devos und Almaric ein Paar interpretieren), die Regisseurin hat es geschafft, die beiden Figuren in einen Mikrokosmos zu setzen (oder vielleicht zwei Mikrokosmen: Jeder in einem eigenen). Der Zuschauer findet sich zwischen Pomme und Pierre in eine Falle gelockt.

    Leider geht der Film zu weit: Pomme entscheidet sich im Wald zu bleiben, und so verzichtet Sophie Fillières auf ihre Stärke: die Dialoge. Von hier verliert der Film seinen Atem, seinen Rhythmus: Pomme wandert auf und ab, auf eine sehr unglaubwürdige Weise, und auch leider ohne Interesse. Man versteht nicht, warum der Waldteil so lang ist, das narrative Gleichgewicht ist gebrochen.

    Der Film ist aber dennoch ein Erfolg, auch dank der letzten Szenen, die wieder spontan und leicht sind, trotz der Schwierigkeit des Themas.

     

    Gesehen von Juliette Reichenbach

     

     

    Kraftidioten

    Der norwegische Regisseur Hans Petter Moland war mit seinem neuen Film „Kraftidioten“ (OT: "In Order of Diasappearence") auf der Berlinale 2014. Sein Film überraschte das Publikum sehr und entpuppte sich zu einem wahren Filmhighlight auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2014.

    Nils, von Stellan Skarsgård gespielt, ist ein Schneepflugfahrer, welcher dafür sorgt, die Wege und Bergpässe seiner Gemeinde von Schnee zu befreien. Nachdem er für seine Arbeit sogar zum Bürger des Jahres gekürt wurde, erreicht ihn eine schreckliche Nachricht. Sein Sohn sei an einer Überdosis Heroin gestorben, doch Nils ist sicher, dass sein Sohn kein Junkie war und er ermordet wurde. Er beginnt Nachforschungen zu machen und trifft dabei auf die wahren Mörder seines Sohnes. Ein erbitterter Rachefeldzug beginnt, Nils tötet ein Kartellmitglied nach dem anderen, um so an den „Grafen“ zu kommen, der Person, die für den Tod seines Sohnes verantwortlich ist. Nils löst unbewusst einen Konflikt zwischen zwei Fronten aus (die serbische Mafia gegen die norwegische), und schließlich führt Nils dabei immer noch seinen eigenen Rachefeldzug gegen alle, bis zum bitteren Ende...

    Hans Petter Moland bietet uns eine bitter-schwarze Komödie, welche von unglaublich schönen Aufnahmen der norwegischen Landschaft ausgefüllt wird. Der nicht enden wollende schwarze Humor lässt einem keine Lacher aus, der Film ist niemals langweilig. Es ist höchstamüsant, mit welchem schwarzen Humor Moland das Gangstermilieu darstellt sowie den endlosen Rachefeldzug von Nils. Auch Stellan Skarsgård spielt wieder einmal einfach nur fantastisch. „Kraftidioten“, die wohl größte Überraschung auf der Berlinale in seinem Genre.

     

    Gesehen von Robert Stemper

     

     

    A Long Way Down 

    Der aus Frankreich stammende Regisseur Pascal Chaumeil („Johanna von Orléans“), war mit seinem neuen Film „A Long Way Down“ auf der Berlinale 2014, der die Bestsellerverfilmung nach Nick Hornby ist, welche sich mit britischem Humor und Starbesetzung sehen lassen kann.

    Martin, gespielt von Pierce Brosnan, ist ein TV-Star und glücklich verheiratet, bis er Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen hat und deswegen alles verliert. Aufgrund seines in die Brüche gegangenes Lebens, beschließt er, am Silvesterabend von einem Hochhaus zu springen, doch bevor er dies in die Tat umsetzen kann, tauchen drei weitere Personen, J. J. (Aaron Paul), Maureen (Toni Collette) und Jess (Imogen Poots), auf, die ebenfalls sich umbringen wollen. Doch durch das Aufeinandertreffen kommt es zu keinem Suizid, und die vier verbringen eine sehr skurrile Nacht miteinander, bei der sie jeweils ihre Lebensgeschichten erzählen. Bei Sonnenaufgang schließen sie einen Pakt: Niemand bringt sich bis zum Valentinstag um, und wenn sie bis dahin immer noch glauben, dass das Leben keinen Sinn hat, wird niemand jemanden daran hindern, vom Dach zu springen. Bis dahin wollen die vier gegenseitig auf sich aufpassen und verbringen eine wunderbare Zeit miteinander und lernen sich immer besser kennen. Sechs Wochen später am Valentinstag ist J. J. verschwunden...

    In der Bestsellerverfilmung von Nick Hornby fängt Regisseur Pascal Chaumeil die Einsamkeit, Verzweiflung und den Kummer der suizidgefährdeten Personen sehr gut ein und entwickelt somit Charaktere, mit denen man sich leicht identifizieren kann. Die Thematik der wichtigen Notgemeinschaft der Vier, um weiterzuleben, kommt sehr gut rüber. Der Humor und die gleichzeitige Tragik wechseln sich in einem angenehmen Wechselspiel der Emotionen ab und bieten schließlich Antworten auf die kleinen und großen Fragen des Lebens. Des Weiteren spielen die Schauspieler einfach grandios ihre Rollen, was wohl auch „A Long Way Down“ zu einem Großteil ausmacht. Im Großen und Ganzen eine sehr nette britische Komödie, welche richtig Spaß macht.

     

    Gesehen von Robert Stemper

     

  • Filmkritik: Profile

    Der "Desktop-Film" zeigt eine Journalistin, die online Kontakt zu einem IS-Kämpfer aufnimmt.

  • Kritiken 2015

    Berlinale 2015: Filmkritiken

     

    "Every Thing will be Fine" von Wim Wenders

     

    Es war die Berlinale des Wim Wenders. Neben der Verleihung des Ehren-Bären für sein Lebenswerk stellte Wenders seinen neuen Film mit James Franco und Charlotte Gainsbourg in den Hauptrollen vor. Der Film handelt von Tomas (James Franco), der sich als Autor von Romanen in einer Schreibblockade befindet und nicht recht weiß, wie er sich davon befreien soll. Er wird unverschuldet in einen Autounfall verwickelt und hat daran schwer zu schaffen. Die Beziehung zu seiner Freundin (Rachel McAdams) ist bereits lange eingeschlafen und eine Belastung für beide. Der Unfall kommt auch in dieser Hinsicht wie eine Zäsur und wirbelt Tomas Leben heftig durcheinander. Wenders drehte den Film in 3D. Nach seinem Film "Pina" ist es sein zweites 3D-Projekt und geschmackvoll in Szene gesetzt. Das visuelle Können von Wim Wenders kommt auch in diesem Film wieder voll zur Geltung und verpackt die Handlung in beeindruckende Bilder. "Everything will be fine" lief in der Berlinale außer Konkurrenz und begeisterte das ausverkaufte Haus. Es ist ein Film über die Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart. Neben der Musik sind es vor allem die Figuren, die diesen Film vorantreiben und besonders sehenswert machen. Charlotte Gainsbourg lieferte eine beachtliche Schauspielerleistung ab und gibt dem Film dadurch Tiefe. Alles in allem wird der Titel zur Parole "Everything will be fine". 

    Regie: Wim Wenders 

    Germany, Canada, France, Sweden, Norway 

    118 Minuten 

    James Franco, Charlotte Gainsbourg, Rachel McAdams Marie-Josée Croze, Robert Naylor

     

    "Knight of Cups" von Terrence Malick

     

     

    ©Waypoint Entertainment

    Nach der Tarot-Karte wurde auch der neue Film von Terrence Malick benannt. Christian Bale spielt den Hauptcharakter, der, wie es die Tarot-Karte vorgibt, schnell gelangweilt ist und permanent Reize aus seiner Umwelt braucht, um sich lebendig zu fühlen. Die Handlung des Films ist im Hollywood der Gegenwart angesiedelt und eher essayistisch zu verstehen. Eine klare Handlungslinie, wie man sie aus konventionelleren Filmen kennt, gibt es nicht. So passt sich die Handlung der Gefühlswelt des Hauptcharakters an, der in den Tag hineinlebt und sich durch das Leben treiben lässt. Reichtum, Partys und eine schier endlose Reihe an hübschen Frauen bilden seine Umgebung. Die visuelle Umsetzung ist mit Sicherheit der größte Verdienst des Films. Hier ist die vorbildliche Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki zu erwähnen, der diesen Film mit poetischen Bildern ausstattete und so der Vision Malicks ein Gesicht gibt. In den Bildern liegt Philosophie und die endlose Suche nach Antworten, die außerhalb des Wahrnehmbaren liegen. Neben Bales herausragender Leistung sind es vor allem die vielen Gastauftritte vieler bekannter Schauspieler, die den Film am Leben halten. So haben unter anderem Cate Blanchett und Natalie Portmann kurze Auftritte. Malick führt mit diesem Film zu Ende, was er in Filmen wie "The thin red line" begonnen hatte. Ein hauptsächlich durch Visualität und Emotion gestützter Regieansatz, der durch einen träumerischen Hauptcharakter vervollständigt wird. Der Zuschauer fühlt sich sofort in das reiche Hollywood der Stars versetzt und verweilt dort gerne. 

    Regie: Terrence Malick 

    118 Minuten 

    United States of America 

    Christian Bale, Natalie Portmann, Cate Blanchett

     

     

    "Freie Zeiten" von Janina Herhoffer

     

     

    Klangreise als Freizeitaktivität

    Die Sektion "Forum" zeigte den ersten Langfilm der Dokumentarfilmerin Janine Herhoffer. In "Freie Zeiten" beschäftigt sie sich mit unterschiedlichen Möglichkeiten an Freizeitaktivitäten. Man sieht einer Mädchenband bei ihren Proben zu, Frauen, die in einem Diätkurs über kontrolliertes Abnehmen sprechen, sowie verschiedenste Methoden, sich selbst ein wenig zu verbessern, wie Yoga, Lachtherapie, Rollenspiele zu Konflikten am Arbeitsplatz. Fast skurril erscheinen einem manche Aktionen. Kreativ ist der Mensch in seinen Selbstfindungsversuchen. Teilweise fragt man sich, ob es so etwas wie freie Zeit überhaupt gibt, beziehungsweise wenn ja, ob ein Mensch diese dann ertragen könnte. Die Kamera gibt sich hierbei als unauffälliger Beobachter und zeigt in langen, starren Einstellungen durch eine oft auffällige Kadrierung, wie ein einzelner seine Umwelt reflektiert. Was es in ihm auslöst, wenn er auf sie eingeht. Dies geschieht kommentarlos. Erstaunlich ist, wie leichtgängig "Freie Zeiten" dabei durchwegs bleibt. Ein Film, der so menschlich ist, dass schon eine kleine Regung der Augenbraue im halb-scharfen Hintergrund den Kinosaal mit Gelächter füllt.

    Regie: Janina Herhoffer

    71 Minuten

    Deutschland 

    Dokumentarfilm

     

     

    "Mr. Holmes" von Bill Condon

     

     

    ©Agatha A. Nitecka

    England 1947. Mr. Holmes, um genau zu sein, Meisterdetektiv Sherlock Holmes, lebt, 93 Jahre alt, in seinem Haus am Land, abgesehen von seiner Haushälterin und ihrem Sohn alleine. Der Heldenfigur, wie man sie aus Watsons Büchern oder diversen Kinofilmen kennt, gleicht er nicht. Eine Schirmkappe habe er noch nie getragen und er bevorzuge Zigarren statt der Pfeife. Die Existenz dieser Artefakte seien ganz und gar der Kreativität Dr. Watsons und der Illustratoren zu verdanken, beteuert Mr. Holmes im Film. Vorwiegend beschäftigt er sich mit seiner Bienenzucht, doch will er auch ein Buch schreiben und endlich berichten, wie sein letzter Fall in Wirklichkeit ablief. Nur leider macht ihm sein Gedächtnis Schwierigkeiten. Roger, der Sohn der Haushälterin ist ihm dabei eine Hilfe und so kommt er der Wahrheit nach und nach näher und erkennt dabei mehr über sich, über das Alter, verpasste Chancen und dass man das Verhalten von Menschen nicht immer rein mit Logik erfassen kann. Ian McKellen wirkt perfekt für die Rolle, als hätte er wirklich in der Zeit ein Jahrhundert früher gelebt. Er stellt den mit seinem eigenen Gedächtnis kämpfenden Holmes rührend dar, sodass ein ehrliches, gefühlvolles Stück Film entsteht.

    Regie: Bill Condon

    103 Minuten

    Großbritannien

    Ian McKellen, Laura Linney, Milo Parker, Hiroyuki Sanada, Hattie Morahan

     

     

    "Dari Marusan" von Izumi Takahashi

     

     

    ©Gunjo-iro

    "Dari Marusan" handelt im Kern von drei Personen. Dari, einer taubstummen, jungen Frau, die als "Pet Detective" verloren gegangene Katzen, Hunde und andere Haustiere wiederfindet, ihr Freund, der mit aller Kraft versucht, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen, um eine Hochzeit mit Dari finanzieren zu können, und Yoshikawa, ein von seiner Vergangenheit geplagter Mann. Daris und Yoshikawas Wege kreuzen sich und er gibt ihr den Auftrag, einen Papagei wiederzufinden, welchen er zwei Jahre zuvor freigelassen habe. Die beiden Charaktere unterscheiden sich sehr. Dari ist ruhig und hört auf ihre inneren Sinne, während Yoshikawa durch Verluste in seiner Vergangenheit schroff und unzugänglich geworden ist. Dari erkennt, dass es nicht nur ein Papagei war, der verloren ging. Ihre Begegnung reißt bei beiden alte Wunden auf. Takahashis Film ist bevölkert von angeschlagenen Menschen, die in ihrer Welt nicht ganz zurechtkommen. Alle drei Hauptpersonen versuchen irgendwie weiterzukommen, gleichzeitig zu verarbeiten und zu verdrängen. Doch nur durch Kommunikation zwischeneinander gelingt es ihnen ein wenig, die Schalen aufzubrechen und ihre Probleme klarer zu sehen. Jeder braucht einen Gegenpart, sonst tritt er auf der Stelle. Teilweise trostlos, aber wunderschön. Izumi Takahashi, ein Name, den man sich merken sollte.

    Regie: Izumi Takahashi

    103 Minuten

    Japan

    Hiromasa Hirouse, Miho Ohshita, Takashi Matsumoto, Midori Shin-e, Yasuhiro Isobe, u.a.

     

     

    "H." von Rania Attieh und Daniel García

     

     

    ©Helen Horseman LLC

    In der Kategorie "Forum" wurde auf dem Festival dieser anspruchsvolle und bildreiche Film präsentiert. "H." handelt von zwei Frauen, die, ohne sich jemals zu treffen, mehr als nur den Vornamen gemeinsam haben. Die Rentnerin Helen lebt mit ihrem Mann in einem großen Haus und versucht mit einem "Reborn" Baby und ihrer Gruppe von Frauen, die die lebensechten Puppen wie eigene Kinder behandeln, aus ihrer Einsamkeit zu entfliehen. In derselben Stadt namens Troy im Bundesstaat New York lebt parallel die junge Helen, die mit ihrem Freund ein Künstlerduo bildet und hochschwanger ist. Als eines Abends ein geheimnisvolles Ereignis stattfindet, welches sich später als ein Meteoriteneinschlag in Troy entpuppt, gehen plötzlich unerklärliche Phänomene vor sich: Massenmedien sind außer Betrieb, Menschen benehmen sich seltsam, ein schwarzes Pferd taucht auf. Beide Frauen werden stark, jedoch auf unterschiedlicher Weise, von den Ereignissen betroffen und werden mit ihren tiefsten Ängsten konfrontiert. 

    "H." ist ein Film, der keinem bestimmten Genre zugeordnet werden kann, wie die Regisseuren selbst auf der Berlinale aussagten. Er hat Horror-, Katastrophenfilm-, Drama- und viele Mythologieelemente in sich, die jedoch nicht beliebig und unabhängig voneinander auftreten, sondern dem Ablauf der Geschichte dienen und die fast malerischen Bilder unterstützen. Und genau wegen der Unbestimmtheit des Genres gewinnt der Film an Spannung. Dadurch, dass der Zuschauer bis zum Ende nicht genau weiß, womit er es zu tun hat, wirkt die Geschichte erschreckend echt, trotz Fantasy-Elemente, und man verlässt das Kino nachdenklich und gleichzeitig mit einem unheimlichen Gefühl.

     

    Regie: Rania Attieh und Daniel García

    97 Minuten

    Argentinien/USA

    Robin Bartlett, Rebecca Dayan, Will Janowitz, Julian Gamble, Roger Robinson.

     

  • La Prière

    In dem Film von Cédric Kahn zieht ein junger Mann in eine abgelegene religiöse Gemeinschaft, um sich von seiner Drogensucht zu befreien.

  • Touch Me Not

    Der Gewinnerfilm der Berlinale 2018 sorgte für umstrittene Kritiken und Meinungen. Ein Beweis dafür, dass solche Filme dringend gebraucht werden.

  • Utøya

    Der norwegische Regisseur Erik Poppe zeigte auf der Berlinale 2018 erstmals einen Film, der von dem Massaker auf der Insel Utøya im Jahr 2011 handelt.