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Robin Hood UK, USA 2010, 140 Min. REGIE: Ridley Scott
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Regie: Ridley Scott
Kinostart: 13. Mai 2010
Das Dream-Team Ridley Scott und Russell Crowe [Gladiator (2000)] meldet sich mit einem neuen, pompösen Spektakel zurück. Dieses Mal geht es vom Rom der Antike nach England im finsteren Mittelalter. Die Legende des berühmtesten Bogenschützen der Literatur bekommt einen neuen und wirklich gelungenen Leinwandauftritt.
Allerdings handelt es sich bei diesem Film nicht um ein Remake oder einfach eine neue Version des klassischen Stoffs, zumindest nicht in erster Linie. Ridley Scott präsentiert dem Zuschauer hier viel mehr die Vorgeschichte des klassischen Mythos, quasi was geschah bevor Robin Hood zur Legende wurde. Viele der klassischen Figuren und deren Beziehungen untereinander bekommen ein gänzlich neues Gesicht und auch die Geschichte weicht von der klassischen altbekannten Sage hie und da ein wenig ab.
Wem der Kultstreifen mit Kevin Costner aus dem Jahre 1991 noch Erinnerung ist, der darf sich hier also auf eine beinahe gänzlich neue Interpretation freuen, oder sich darüber ärgern, je nachdem.
Der Bogenschütze Robin Longstride (Russell Crowe) kämpfte an der Seite König Richards (Danny Huston) in den Kreuzzügen. Mittlerweile durchquert das englische Heer Frankreich auf seinem Weg zurück in die Heimat und die Soldaten versuchen ganz allmählich das abscheuliche Blutvergießen, das sie im Namen ihres Königs begangen haben, zu vergessen.
Als König Richard bei der Plünderung einer französischen Burg tötlich verwundet wird, machen sich Robin und ein paar Andere [u.a. Will Scarlet (Scott Grimes) und Little John (Kevin Durand)] auf und davon. Sie schulden weder ihrem König noch sonstwem irgendetwas und haben vom ewigen Blutvergießen endgültig die Nase voll.
Sir Robert Loxley, der den Auftrag hat, die Krone des Königs zurück nach England zu bringen, gerät mit seinen Leuten in einen Hinterhalt und wird getötet. Robin und seine Männder können die Angreifer in die Flucht schlagen und entwickeln einen kühnen Plan. Sie schnappen sich die Kleidung und Rüstungen der toten Landsleute, nehmen sich die Königskrone und geben sich fortan als eben jene Ritter aus, die die Krone nach England zurückbringen sollen. Ein kühnes Unterfangen, doch wohl ihre einzige Chance, heil nach England zu kommen, ohne gleich als Deserteure hingerichtet zu werden.
Robin gibt dem im Sterben liegenden Loxley jedoch zuvor noch das Versprechen, dessen Schwert seinem Vater Sir Walter Loxley (Max von Sydow), der in Nottingham lebt, zurückzubringen. Von nun an gibt sich Robin als Robert Loxley aus, übergibt in England die Krone an Richards unfähigen Bruder John (Oscar Isaac) und macht sich mit seinem Leuten auf nach Nottingham.
Eigentlich will er nur sein Versprechen einhalten und dann seiner Wege gehen, doch es kommt alles ganz anders. Auf einmal soll sich Robin als Ehemann von Lady Marian (Cate Blanchett) ausgeben, damit niemand erfährt, dass der echte Loxley im Krieg gefallen ist, und somit Lady Marian ihre Ländereien verliert.
Doch abgesehen von diesem notgedrungenen Schauspiel lauert auch Gefahr von allen Seiten. König Johns Vertrauter Godrey (Mark Strong), der insgeheim für die Franzosen arbeitet, ist dabei mit dem französichen König eine Invasion Englands vorzubereiten. Und als ob das noch nicht genug wäre, droht England auch noch ein fürchterlicher Bürgerkrieg, für den König Johns Steuerforderungen verantwortlich sind.
Robin sieht seine Heimat duch Tyrannei und Verrat zerfallen und beschließt dem König ein Angebot zu machen, dass das Land einigen und der drohenden Gefahr entgegensteuern soll.
Eine komplexe Geschichte, die sogar noch einige Aspekte mehr umfasst, als man in einer kurzen Inhaltsangbae niederschreiben könnte. Trotz alledem verliert der Zuschauer in diesem 140 Minuten Streifen nie den Überblick. Die einzelnen Handlungsstränge greifen gut ineinander und wirken dabei nie konstruiert oder lassen den Film ins Stocken kommen. Hier schon mal ein Pluspunkt.
Die Schauspieler machen ihre Sache allesamt recht gut und die Charaktere können überzeugen. Vor allem Russell Crowe kommt mit seinem, aus Gladiator bereits bekannten, melancholischen Gesichtsausdruck wieder sympathisch rüber und macht als Robin Hood auch eine gute Figur. Aber auch der Rest macht seine Sache gut. Egal ob fieser Schurke oder witzige Nebenfigur, jeder trägt einen passenden Beitrag zum Gesamtgerüst des Films bei. Auch hier ein Pluspunkt.
Insgesamt ist der neue Robin Hood sehr actionlastig und brachial. Hier gibt es nicht nur kleinere Raufereien mit irgendwelchen Handlangern, im Gegenteil, hier gibt es sehr oft große Schlachten. Unzählige spitze Pfeile, die durch die Luft pfeifen, glänzende Schwerter, die gegeneinanderschlagen und archaisches Kriegsgeschrei lassen dem Zuschauer das Adrenalin durch die Adern schießen. Ja, die Schlachten sind wieder hervorragend in Sezene gesetzt, allerdings relativ unbltuig, was auch das FSK 12 erklären dürfte. Ob das nun gefällt oder nicht, ist geschmackssache, allerdings hätte ein wenig mehr Filmblut der Sache, meiner Meinung nach, sicherlich nicht geschadet. Wenn man seinen Film schon vom Krieg leben lässt, dann sollte man zumindest konsequent sein. Doch Gewaltdarstellung hin oder her, eine allzu große weibliche Fangemeinde dürfte der Film auch mit weniger Blut nicht gewinnen.
Dieser Robin Hood ist eindeutig ein Männerfilm, da er schon so gut wie jedem romantischen Touch, dem man der klassischen Legende abgewinnen kann, entbehrt. Auch das Geturtel zwischen Robin und Lady Marian ist sehr seicht und wirkt mehr wie ein kurzer Einschub bevor man sich wieder die Köpfe einschlägt.
Zuletzt wäre noch anzumerken, dass der Flim relativ 'realistisch' gehalten ist. Das bedeutet, dass man auf eher märchenhafte Aspekte wie z.B. König Johns Hexe, die ihm die Zukunft voraussagt, verzichtet hat.
Alles in allem ist der neue Film des dynamischen Duos Ridley und Russell durchaus gelungen. Wie gesagt, dürften sich vor allem männliche Zuschauer bei diesem mittelalterlichen Actionspektakel amüsieren. Man muss sich lediglich auf die neue (Variante der) Geschichte und die neuen Figuren einlassen, dann dürfte nichts mehr schief gehen. Die Geschichte ist spannend und dramatisch, und die Action ist nicht allzu überzogen. Pfeile werden auf jeden Fall genügend verschossen und auch genügend Schurken von ihnen durchbohrt.
Mark Zaschka