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Shame UK, USA 2011, 100 Min. REGIE: Steve McQueen
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Regie: Steve McQueen
Kinostart: 01. März 2012
„New York, New York" – so hat uns einst sowohl Minnelli als auch Sinatra verzaubert und von einer romantischen und träumerischen Großstadtmetropole gesungen. Obgleich dieser Song auch Bestandteil in McQueens neuester Verfilmung „Shame" ist, so glänzt die Romantik hier grandios mit Abwesenheit.
Sexsüchtig und emotionslos wird uns der Protagonist Brandon gleich zu Beginn des Filmes in seinem Bett vorgestellt. Ein gutaussehender und erfolgreicher Mann in seinen Dreißigern, der allem Anschein nach die Vorzüge des New Yorker Single-Daseins mit all seinen Freiheiten genießt. Sex. Dabei wirkt Michael Fassbender so glaubwürdig, dass wir ihn nahezu als Pornodarsteller entlarven könnten. Doch bald wird klar, dass er sich durch sein exzessives Sexleben in einem ewigen Teufelskreis befindet, auf der unerfüllten Suche nach Befriedigung.
Als dann plötzlich seine Schwester auftaucht ist der Teufelskreis augenscheinlich gebrochen und eine Kette von neuen Konflikten wird geschaffen. Sissy will bei ihm einziehen und stellt sich seinem egoistischen Leben entgegen. Dabei ist ihr Leben mindestens genauso kaputt wie sein eigenes.
Der ‚emotionale' Höhepunkt – eine erlösende Abwechslung der vorangegangenen Szenen an denen ein Höhepunkt den anderen jagte – wurde geschaffen als seine Schwester, die wohl dramatischste Version des Klassikers „New York, New York" in einer Bar präsentierte. Drastisch wird die Kamera auf eine einsame Träne gerichtet, die langsam Brandons Gesicht hinunter ran und aus dem Sexfetischisten unverhofft einen Menschen machte.
„Sex and the City" bekommt in dieser Inszenierung eine ganz neue Bedeutung und lässt uns den Spaßfaktor am New Yorker Singleleben komplett vergessen. Es wird uns ein kaltes und elendes Leben gezeigt in dem sich die Sexualisierung der Gesellschaft wiederspiegelt. Letztendlich fragen wir uns die existenzielle Frage, ob ein Leben ohne Liebe lebenswert ist...
Anja Fischer