MC18 NOV17x2

Rezensionen Seite 3

Social Media Icons Shop 55

 

Standbild aus dem Film

DOK.fest: Sonita

Die deutsch-schweizerisch-iranische Koproduktion, die auf dem DOK.fest zu sehen ist, berührt und macht den Zuschauer zugleich fassungslos über mittelalterliche Frauenbilder. Eine junge Afghanin lebt als Flüchtling im Iran, ohne Ausweispapiere und mit dem riesigen Traum im Herzen, Musik zu ihrem Beruf zu machen. Sie rappt und bei der Suche nach Aufnahmemöglichkeiten erster Titel wird schnell klar,- niemand der iranischen Studiobetreiber will sich darauf einlassen,- im Iran dürfen Frauen nicht singen. Alle haben Angst vor den Konsequenzen.

 

Der westliche Zuschauer schluckt unwillkürlich bei dieser im Iran alltäglichen Einschränkung und so ganz nebenbei, nicht zuletzt auch über die Texte von Sonita, die für Frauenrechte kämpft, wird einem schmerzlich klar, in welch ein Gefängnis Mädchen in traditionelle Denkstrukturen hinein geboren werden. Für junge Schülerinnen stellt sich gar nicht erst die Frage, was sie einmal werden wollen, sondern nur, wann sie geheiratet werden. Immer wieder erfährt man auch aus Sonitas Umfeld, welche Unterdrückung und auch Brutalität Frauen ertragen müssen, die sich nicht in die tradierten Familienregeln einfügen wollen.

 

Immer wieder benutzt die in Afghanistan lebende Mutter von Sonita auch deren Brüder als Argument und Druckmittel, die Tochter möglichst schnell zwangszuverheiraten. Mit Hilfe einer NGO, die sich um Flüchtlingskinder kümmert, aber auch mit Hilfe der Regisseurin, Rokhsareh Ghaem Maghami, gelingt es Sonita schließlich, in Afghanistan ihren Reispass zu erhalten und in die USA auszureisen.

 

Standbild aus dem Film

DOK.fest: Sonita

All dies erzählt der Film mit einer großen Nähe, erzählt von Sonitas Angst, als sie beim Schlafengehen gefilmt wird, das Kopftuch abzunehmen. Sie würde großen Ärger bekommen, wenn man das sehen würde. Die Regisseurin lässt die Kamera weiterlaufen. Schließlich steht Sonita auf und löscht das Licht. Die technische Seite des Filmemachens wird in dem ganzen Film so gut wie gar nicht spürbar, vermutlich wurde extrem kleines Eqzuipment, wie etwa eine Blackmagic Pocket verwendet. Und vermutlich hat sich auch das Team in einer respektvollen und zurückhaltenden Weise durch die Dreharbeiten hindurch bewegt.

 

Der Film erlaubt Einblicke auch in die inneren Widersprüche der Jugendlichen. Er macht Mut, dass diese junge Frau ihren Traum tatsächlich verwirklichen, der Sehnsucht nach Musik und Freiheit folgen und der Unterdrückung entfliehen kann. Zugleich macht einen der Gedanke, an all die jungen Frauen, die nicht von einem Filmteam supportet werden und ihren Zwangsehen außer durch Selbstmord nicht entfliehen können, traurig. Ein starker Film.

 

Banner Regie GK 4000

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

Auf der Berlinale 2025 sprachen wir mit der Dänischen Regisseurin und Drehbuchautorin Jeanette Nordahl über ihren berührenden Film "Beginnings"

Das extrem beliebte Genre hat sich durch immer bessere VFX Effekte stark verändert. Kommt mit, wir tauchen da tiefer hinein...

In der Berlinale-Reihe "Panorama" erzählt die Regisseurin in "Schwesterherz" sehr beeindruckend von einem moralischen Dilemma

In der Berlinale-Reihe "Panorama" erzählt der Film "Hysteria" von Dreharbeiten zu einem politischen Thema, die immer schwieriger werden...

Wie arbeiten Grundierung und Puder zusammen und wie korrigiert man Hautunreinheiten, Rötungen und mehr?

Wie betont, wie versteckt man Gesichtspartien durch Konturieren und was ist mit Tattoos?

Zu den Aufgaben des Maskenbilds gehört die richtige Wahl der Farbtöne und die Abstimmung mit Kamera und Licht. Was bedeutet das für die Farbpaletten?

Für ruhige Filmaufnahmen aus der Hand bieten sich Objektiv,- und Sensorstabilisierung an. Welche ist besser oder braucht es die beide?

 Im richtigen Leben möchte man ihnen nicht begegnen,- im Kino sieht es ganz anders aus...

Geheimagenten sind im Kino zu schillernden Figuren geworden, was macht Agentenfilme so attraktiv?

Wie kommt das Alter auch jenseits romantisierender Almöhi- oder Harald & Maude Geschichten realistisch im Kino vor? Eine Suche...

So wie es "Slow Food" oder "Slow Sex" als Entschleunigung gibt, kann man das Wandern im Film als eine Art "Slow Roadmovie" ohne Auto bezeichnen...