Früher war alles einfacher. Oder schwerer. Die Scheinwerfer, die Frostrahmen, die Reflektoren, alles war schwerer zu tragen, aber es war leichter, mit ihnen Haut und vor allem Gesichter auszuleuchten.
Die riesigen alten Kohlebogen-Scheinwerfer (oft nur zu zweit bewegbar) wie sie zum Teil heute noch in manchen Filmstudios im Osten anzutreffen sind, garantierten auch hierzulande über Jahrzehnte ein verzauberndes Studiolicht, insbesondere wenn schwarzweiß gedreht und nicht auf Farbtemperatur geachtet werden musste.
Unsere heutigen Scheinwerfer, ganz gleich ob HMI, Halogen, LED oder Fluoreszenzlicht sind so viel leichter, stromsparender und weniger heiß, doch manche der neuen Technologien machen es schwieriger, Gesichter gut auszuleuchten.
Es hängt mit der Art der Lichterzeugung zusammen und mit der Zusammensetzung der verschiedenen Farbanteile, die unserem Auge, oder der Kamera, die Lichtfarbe Weiß vormachen wollen. Grund genug, da genauer hinzuschauen.
LED Licht
Allen voran sind da die LED Leuchten. Wie an anderer Stelle im Movie-College erläutert, müssen die einzelnen LEDs genau selektiert sein und beim Ausleuchten durch eine entsprechende Diffuser-Scheibe aus der Vielzahl an Lichtquellen eine leuchtende Fläche gemacht werden. LEDs erzeugen grundsätzlich mal ein eher hartes Licht, was für Gesichter nicht so ideal ist. Insbesondere bei HD bzw. 4 K Aufnahmen werden Hautunreinheiten durch LED Licht deutlich verstärkt. Zudem haben sie kein breites Farbspektrum, sondern nur einzelne Spitzen, die in ihrer Mischung letztlich eine bestimmte Lichtart erzeugen.
Sie verfügen nur über ein deutlich eingeschränktes Spektrum, nämlich das Blau des leuchtenden Chips sowie den durch einen Leuchtstoff in Gelb umgewandelten Anteil. (Hochwertige neuere LEDs arbeiten mit drei Farbbereichen, aber immernoch sehr eng.) Rot fehlt da meist gänzlich. Dieses Licht wird nur vom menschlichen Auge als weiß interpretiert. Tatsächlich sind es nur diese zwei ziemlich schmalbandigen Farbspitzen. Wenn man dann, zur Anpassung der Farbemperatur LED Licht auch noch mit Korrekturfiltern filtert, werden diese engen Spektren noch mehr beschnitten.
Da die Leuchtdichte bei LEDs schnell abfällt, muss man sie recht nahe bei den Schauspielern oder Personen platzieren. Das schränkt den Bewegungsspielraum ein. Zudem soll man eigentlich, zumindest gilt dies für einen gewissen Prozentsatz an LED Typen, nicht lange in diese hineinschauen.
Gesundheitliche Aspekte
Viele LEDs erzeugen blaues oder kaltweißes Licht mit einem hohen Blauanteil. Dieser löst bei einem zu geringem Abstand von der LED (< 20 cm) im menschlichen Auge photochemische Reaktionen aus, die Sauerstoffradikale freisetzen, die die Sinneszellen der Netzhaut angreifen. Hochwertige LED Scheinwerfer verwenden entsprechend optimierte LEDs, ob aber jedes China-Produkt auf Sicherheitsaspekte achtet, ist fraglich.
(Man kennt ähnliche Probleme von HMI/Quecksilberdampflampen, deren hoher UV Anteil bei Verwendung ohne UV-Filterglasscheiben zu Hautverbrennungen führen kann.)
Fluoreszenzleuchten
Diese haben einen wesentlich besseren CRI Wert als LEDs und eignen sich deshalb in der professionellen Variante besser für das Ausleuchten von Gesichtern. Nein, sie haben auch kein kontinuierliches Farbspektrum, so wie das Tageslicht oder Glühlicht, doch die etwa drei Farbbereiche aus denen sie weißes Licht erzeugen sind breiter und überlappen auch teilweise. Ihr weicheres Licht ist nahezu wie eine kosmetische Behandlung, sie soften Gesichter viel mehr. Auch ihre Leuchtdichte fällt schnell ab, weshalb sie keine großen Entfernungen überbrücken können.
Weitere Faktoren
Die unterschiedlichen Bauweisen der digitalen Kameras tragen zu den Problemen mit den Hauttönen durchaus bei. Die eingebauten IR und UV Sperren, die bei 8 Bit auf 255 begrenzten Farbdifferenzierungen und interne Farbabstimmungen können dazu führen, dass LED Lichtquellen, die unser Auge als weiß identifiziert, von der Kamera dann eher als Magenta wahrgenommen werden. Oder nicht filmtaugliche Leuchtstoffröhren als grünlich. So seltsam es klingt, Lichtquellen können auch mit unterschiedlichem Make-Up zu unterschiedlichen Farbwiedergaben der Gesichter führen. Auch hier sind Tests nicht abwegig. Probleme machen LEDs übrigens auch bei der Lichtmessung, Belichtungsmesser interpretieren die Farbspitzen aus denen LEDs weißes Licht erzeugen, manchmal falsch. Die Colorierer, die in den Gradingsuiten Tag für Tag unterschiedlichste Materialien korrigieren müssen, können viele Geschichten über das Licht und die Auswirkungen auf die Hauttöne erzählen.