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Lumiere train 960

 

Dank AI und viel Retusche kann eine der ersten Filmszenen der Welt nun auch in 4K bei 60 Bildern pro Sekunde angesehen werden... Über die Sinnhaftigkeit kann man vortrefflich streiten, doch ohne Scratches, ungenauen Bildstand und sichtbares Filmkorn hat man von der Szene einen gänzlich anderen Eindruck. Neben der Bekleidung der Menschen und dem Schwarzweiß sind es vor allem die Unzulänglichkeiten des analogen Films der damaligen Zeit, welchen den Zeitbezug hergestellt haben.

 

L'Arrivée d'un train en gare de La Ciotat

Die historische Aufnahme aus dem Jahre 1895 gehört mit zu den ganz frühen Filmaufnahmen der Filmgeschichte. Sie entstand mit einer der ersten Filmkameras, dem "Cinématographe" der Gebrüder Auguste und Louis Lumière. Die Kamera bediente damals Louis Lumière. Es ist überliefert, dass die Menschen, die damals der Filmvorführung im Grand Café am Boulevard des Capucines in Paris beiwohnten, den Saal fluchtartig verlassen haben, weil sie fürchteten, von der Eisenbahn im Bild erfasst zu werden. Ob diese Anekdote so stimmt, darf bezweifelt werden. Der Film,- die meisten frühen Filme bestanden aus einer Einstellung,- dauert weniger als eine Minute und war Bestandteil eines aus acht bis zehn Filmen bestehenden Programms, welches die Lumiere Brüder zunächst nur Frankreich, ab 1996 auch in den Nachbarländern aufführten.

 

Mit Hilfe moderner Technologien, Artificial Intelligence eingeschlossen, hat Denis Shiryaev das alte Filmmaterial auf eine hohe Auflösung und höhere Bildwechselfrequenz umgewandelt. Dabei kamen Programme wie Gigapixel AI und DAIN von Topaz Labs zum Einsatz. Konkret werden da aus den damals üblichen 16 Bilder pro Sekunde Bildwechselfrequenz durch Errechnen von Zwischenphasen 60 Bilder pro Sekunde. Das geschieht unter Zuhilfenahme von Bewegungsglättung. Sicherlich ist dieser Aufwand letztlich auch eine Werbemaßnahme um zu zeigen, was heute alles möglich ist. Selbstverständlich ist die Neubearbeitung auch mit Atmo und Geräuschen versehen worden, also maximal weit entfernt von dem ursprünglichen Stummfilmstreifen. Ob den alten Aufnahmen damit aber vielleicht auch ein wenig der Zauber, die Magie des historischen Moments geraubt wurde, muss jeder selbst entscheiden.

 

 

Wer die Einfahrt des Zuges in einer colorierten Variante begutachten möchte, wird ebenfalls fündig, der 4K Film wurde auch gleich noch nachcoloriert:

 

 

Die Beispiele belegen deutlich, wie sehr die Schwächen des analogen Films in uns den historischen Bezug erzeugen. Fallen diese durch aufwändige Nachbearbeitung weg, wirken selbst Aufnahmen, die weit über ein Jahrhundert alt sind, beinahe wie heute gedreht. Puristen werden da die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, Techniker und Programmierer aber werden über die neuen Möglichkeiten eifrig diskutieren können.

 

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