• A/B-Verfahren

    Wechselspiele

    Es war eine Frage der Qualität, zugleich aber auch ein Kostenfaktor: Wenn ein analog gedrehter Film ins Kino soll und das Bildformat voll genutzt wurde, sollte das Negativ im A/B-Verfahren geschnitten und im Kopierwerk entsprechend A/B kopiert werden. Was verstehen wir unter A/B-Verfahren, auch „zweistreifig“ genannt?

     

    Wenn ein Film fertig geschnitten ist, ganz gleich, ob als Arbeitskopie am Schneidetisch oder an einem Offline-Schnittplatz, muss das Negativ entsprechend dieses Feinschnitts nachgeschnitten werden. Man hat an den Schneidetischen (außer bei Umkehrfilm) nicht das Original sondern eine Kopie geschnitten, während das Originalnegativ im Kopierwerk sicher aufbewahrt wurde. Wenn die sogenannte Arbeitskopie des Films (AK) fertig geschnitten war, begannen Negativcutter-innen damit, das Originalnegativ exakt bildgenau danach zu schneiden.

     

    Das Prinzip

    Filmstreifen

    Das A/B-Verfahren verteilt die Einstellungen des Filmnegativs abwechselnd auf zwei Bänder. Die erste Einstellung des Films befindet sich zum Beispiel auf dem A-Band. Ist sie zu Ende, hängt Schwarzfilm im A-Band und im B-Band beginnt genau dort die zweite Einstellung. Ist sie zu Ende, folgt Schwarzfilm und die dritte Einstellung beginnt wieder auf dem A-Band. Diese Vorgehensweise verhindert, dass man in der Kinoprojektion die Klebestellen sieht.

     

    Dies passiert, wenn man das volle Bildformat des Negativs nutzt. Bei 35 mm und Aspect-Ratio 1:1,85 gibt es genügend unsichtbare Fläche vor und hinter den Schnittstellen. Hier könnte man den Negativschnitt auch einstreifig vornehmen, vorausgesetzt, die Klebestellen sind der einzige Grund für A/B.

    Kopierter Film

     

    Wird von dem A/B geschnittenen Negativ eine Kopie gezogen, muss erst das A-Band in die Kopiermaschine eingelegt und auf den Kopierfilm (Print) kopiert werden. Dort, wo Einstellungen eingeschnitten sind, werden diese auf das Kopiermaterial belichtet, wo Schwarzfilm hängt, bleibt die Kopie unbelichtet. Danach wird das B-Band auf dieselbe Kopie belichtet. Am Ende befinden sich alle Einstellungen von A- und B-Band auf der Kopie.

     

    Höhere Kosten

    Der Vorzug des A/B-Verfahrens ist gleichzeitig in finanzieller Hinsicht ein Nachteil. Der doppelte Kopiervorgang verursacht Mehrkosten: Erstens verteuert sich der Negativschnitt, zweitens verursacht es den so genannten A/B-Zuschlag. Dieser fällt bei jeder Kopie, die gezogen wird, erneut an. Wenn von einem Film viele Kopien benötigt werden, wäre das Risiko für all diese Kopien das Original-Negativ zu verwenden, extrem hoch. Deshalb erstellt man Internegative. Wird von einem A/B geschnittenen Negativ ein Intermed. Positiv und davon ein Internegativ erstellt, so entsteht bei diesem Vorgang ein einstreifiges Internegativ. Und von diesem können dann Kopien in einem Durchgang gezogen werden, der A/B-Zuschlag entfällt.

     

    Überblendungen

    Überblendung

    Doch nicht nur das Problem der Klebestellen macht A/B-Verfahren notwendig. Auch Überblendungen (Dissolves) im Kopierwerk (ohne Umweg über Optische Bank oder Compositing-Rechner) sind nur auf diese Weise möglich. Zu diesem Zweck müssen die beiden Einstellungen, die überblendet werden sollen, sich überlappen. Die Einstellung, an deren Ende die Überblendung liegen soll (A), muss nach hinten überlappen, jene, in die die Überblendung hineinführen soll (B), nach vorn. Die Kopiermaschinen werden so programmiert, dass das Kopierlicht bei Einstellung A innerhalb einer bestimmten Anzahl von Bildern Schritt für Schritt immer dunkler wird. Umgekehrt wird beim Kopieren des B-Bandes an der gleichen Stelle das Kopierlicht über die gleiche Anzahl von Bildern von Dunkel bis zu normaler Belichtung immer heller.

     

    Je nach Kopiermaschine sind bestimmte Längen möglich. Zum Beispiel 16, 24, 32 oder 48 Bilder. Eine Überblendung von 48 Bildern bedeutet: Auf dem A-Band wird 24 Bilder lang das Licht immer dunkler (Abblende) und zugleich auf dem B-Band 24 Bilder lang immer heller (Aufblende). Das Verfahren wird heute auch bei der Bearbeitung eines digitalen Intermediates DI digital gerechnet, was viel mehr Möglichkeiten und Zwischenstufen bietet. Es vermeidet auch Probleme oder Schwächen, welche die reine Überblendung in der Kopiermaschine mit sich brachte:

     

    Überlendung fertig

    Der Grad der beiden übereinanderkopierten Auf- und Abblenden verläuft nicht immer in gleicher Abstufung. Er ist abhängig vom Ausgangsmaterial. Sind die Einstellungen von ihrer Dichte her sehr unterschiedlich, müssen auch die Werte für die Blenden (in der Lichtbestimmung) unterschiedlich programmiert werden.

     

  • Abläufe

    Cutterbericht 1000Viele Abläufe in der digitalen Postproduktion orientieren sich an den klassischen Vorgehensweisen

  • Einstellungen

    Das Thema Einstellung bildet die kleinste Einheit eines Filmes und des Schnitts. Filmrhetorische Regisseure wie Hitchock erzählen über bestimmte Einstellungen eine Geschichte, andere dagegen gehen einfacher vor.

  • Filmschnitt

    Schnittplatz 500Schnitt oder Montage gehört zu den wichtigsten Gestaltungsmöglichkeiten beim Film

  • Schneidetische

    Steenbeck Grundplatte 500Über viele Jahrzehnte kamen die besten Filmschneidetische der Welt für analogen Film aus Hamburg. Sie hießen Steenbeck und waren legendär

  • Thema: Analoger Filmschnitt

    Grundplatte eines analogen Steenbeck SchneidetischesObwohl der analoge Schnitt längst Geschichte ist, wächst bei vielen die Faszination für die klassischen Methoden an Schneidetischen

    Analoger Film     Schneidetische    Perfoband     Nagra     Stellavox     A/B Verfahren       Startband       Negativschnitt

  • Tonaufnahme

     SoundDevice 500Filmton ist unendlich wichtig. Wer starke Filme herstellen möchte, braucht auch einen starken, qualitätsvollen Ton. Wie man den herstellt, erfahren Sie im Ton-Bereich des Movie-College

  • Tonebenen

     Tonebenen 500Es gibt mehrere Tonebenen, die parallel zum geschnittenen Bild angelegt werden. Die gestalterischen Elemente setzen sich zusammen aus: O-Ton,  Sound-Effekte, Atmos, Musik,....

  • Workflow Film

    Auch wenn es immer seltener vorkommt,- es wird noch auf analogem Film gedreht,- doch wie sind da eigentlich die Arbeitsabläufe?