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Wie Menschen funktionieren

 

Nachttram

Nicht alle Wege haben ein Ziel

 

Kürzlich fuhr ich einen französischen Mittelklassewagen bei dem viele gewohnte Funktionen vom Bordcomputer übernommen wurden. Soweit so nett, doch der Fortschritt war so weit im Konzept festgemauert, dass die alte, manuelle Bedienung rundweg ausgeschlossen war. So gab es keine Handbremse mehr und man musste sich darauf verlassen dass der Wagen beim Anfahren am Berg keine Lust verspürte nach hinten in den Kotflügel des Hintermanns zu rollen.

Gerne stattet man Fahrzeuge und Maschinen auch mit Sprachsteuerung aus, blöd nur dass aktuelle Untersuchungen zeigen, dass das maximal vom Fahren oder Bedienen ablenkt. Die fehlende visuelle Bestätigung und Bedenken, dass etwas falsch verstanden wurde, sorgen für grössere Beeinträchtigung als ein Handygespräch während der Fahrt.

Derlei prozessorgesteuerte Geräte werden in Zukunft immer häufiger, nicht immer steht bei ihrer Entwicklung der Mensch mit all seinen Sinnen und motorischen Eigenschaften im Vordergrund. Und nicht immer ist das technisch Machbare auch das haptisch Sinnvollste.

Besonders schmerzlich mussten wir das viele Jahre lang bei digitalen Foto,- und Videokameras hinnehmen. Wer Schärfe oder Brennweite ganz selbstverständlich an Objektivringen analoger Kameras eingestellt hat, für den waren Tipptasten, Touchscreens oder auch Objektivringe die nur den Schein direkter Bedienung erwecken, aber tatsächlich Stellmotoren auslösten, der nackte Horror.

Unsere biologische Sensorik, die Art wie unsere Hände die Welt berühren sind auch wenn so manche Ingenieure und Programierer das anders sehen, nach wie vor analog. Vermutlich werden sie das auch immer so sein. Deshalb sind auch Geräte besonders beliebt, die für die Hände von Menschen entworfen, für ihre Wahrnehmung und Bewegungsabläufe konstruiert sind.

Das ist alles nicht neu, auch der Weg von frühen Fotoapparaten oder Filmkameras hin zu Klassikern der Fotografie oder des analogen Films hat eine Reihe von Jahrzehnten gebraucht. Es ist gut, dass heutige Hersteller die Erkenntnisse früherer Entwickler und Designer langsam wiederentdecken.

Vieles von dem was wir heute als Retro-Design bezeichnen ist viel mehr als eine Reminiszenz an alte Zeiten,- es ist eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Bediener: Menschliche Hände, Augen und Wahrnehmungsmuster. So gesehen hat Retro jede Menge Zukunft...

 

Weitere Filmgedanken:

 

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