MC18 NOV17x2

Menu

Social Media Icons Shop 55

DOKfest VIENNA CALLING 05 4000

Standbild aus "Vienna Calling" (Foto: "DOK.fest München")

 

Regie und Drehbuch: Philipp Jedicke

Laufzeit: 85 min

Erscheinungsdatum (D) 16. November 2023

 

Filmkritik "Vienna Calling"

Als Außenstehender einen Film über eine Subkultur zu machen ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Die Gefahr, voreingenommen an das Thema ranzugehen und einen mit Klischees aufgeladenen und oberflächlichen Film zu machen, ist groß.

Wie es richtig geht, zeigt Philipp Jedicke in seiner zweiten Lang-Dokumentation „Vienna Calling“, in der er sich mit der Wiener Musikszene auseinandersetzt. Voodoo Jürgens, Nino Aus Wien, EsRap, Gutlauninger, Kerosin95 sind nur einige der Charaktere, die Jedicke in seinem Film begleiten konnte. Trotz der Vielzahl an teils völlig unterschiedlichen Protagonisten, gelingt es dem Filmemacher hier ein tieferes Bild der einzelnen Künstler zu zeichnen und die Grenzen zwischen Person und Kunstfigur an den richtigen Stellen verschwimmen zu lassen und an anderen zu verdeutlichen. Was jedoch nie zu Lasten der Authentizität der jeweiligen Künstler geht. Im Gegenteil, durch die oft sehr intimen Momente, in denen die Protagonisten gezeigt werden, bekommt der Zuschauer einen tieferen Einblick in deren Leben und Schaffen.

Dazu trägt auch die für einen Dokumentarfilm sehr untypische Erzählstruktur und Schnitt des Films bei. Aufgrund der harten Cuts, durch die wir zwischen Protagonisten, Szenerien und Erzählsträngen wechseln, bekommt der Film die Dynamik, Vielseitigkeit und Melodie die sich so auch in jener Subkultur finden lässt. Ein Stilelement, welches heraussticht, ist der Übergang von Dokumentarischen Szenen hin zu komplett fiktionalen, teils extrem ausgefallenen Musikvideo-Szenen, welcher überraschend aber gleichzeitig auch flüssig geschieht. Getragen werden diese Momente auch von der Kameraarbeit von Max Berner, welcher zuvor schon einige Musikvideos, auch mit Künstlern aus diesem Film, gedreht hat.

Philipp Jedicke führt uns durch die bunte, skurrile selbstironische aber auch nachdenklich und melancholische Subkultur der Wiener Musikszene und schafft mit seinem Film „Vienna Calling“ einen Einblick in ein spannenden Teil der Wiener Kultur, dessen zahlreiche Facetten sonst Vielen verborgen geblieben wären. Ein spannender Dokumentar Film für alle, die mal keine klassische Musik-Dokumentation sehen möchten.

Gesehen von Yannick Walter

Interview

Im Rahmen des 38. Dok.fest hatten wir die Möglichkeit mit Philipp Jedicke zu sprechen. Der Regisseur spricht über die Arbeit mit den Protagonist*innen seines Films und über sein Vorgehen eine etwas andere Musik-Dokumentation zu machen.

 

 

Banner Regie GK 4000

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

Wie geht es zu im Writers Room und warum läuft es in den deutschsprachigen Rooms ganz anders ab als in den USA?

Wie funktioniert das hochindustrielle Schreibkonzept für Fernsehserien und was macht es besser, als das individuelle Schreiben ?

Werden Bilder oder ganze Filme mit der KI generiert, sind die Ergebnisse oft zufällig. Wie schreibt man bessere Prompts und bringt der KI Konsistenz und Verlässlichkeit bei?

Auf der Berlinale 2025 sprachen wir mit der Dänischen Regisseurin und Drehbuchautorin Jeanette Nordahl über ihren berührenden Film "Beginnings"

Das extrem beliebte Genre hat sich durch immer bessere VFX Effekte stark verändert. Kommt mit, wir tauchen da tiefer hinein...

In der Berlinale-Reihe "Panorama" erzählt die Regisseurin in "Schwesterherz" sehr beeindruckend von einem moralischen Dilemma

In der Berlinale-Reihe "Panorama" erzählt der Film "Hysteria" von Dreharbeiten zu einem politischen Thema, die immer schwieriger werden...

Wie arbeiten Grundierung und Puder zusammen und wie korrigiert man Hautunreinheiten, Rötungen und mehr?

Wie betont, wie versteckt man Gesichtspartien durch Konturieren und was ist mit Tattoos?

Zu den Aufgaben des Maskenbilds gehört die richtige Wahl der Farbtöne und die Abstimmung mit Kamera und Licht. Was bedeutet das für die Farbpaletten?

Social Media droht inzwischen dank Künstlicher Intelligenz Millionen von Menschen durch genau kalkulierte Meinungsverschiebungen zu beinflussen...

Für ruhige Filmaufnahmen aus der Hand bieten sich Objektiv,- und Sensorstabilisierung an. Welche ist besser oder braucht es die beide?

 Im richtigen Leben möchte man ihnen nicht begegnen,- im Kino sieht es ganz anders aus...

Geheimagenten sind im Kino zu schillernden Figuren geworden, was macht Agentenfilme so attraktiv?

Wie kommt das Alter auch jenseits romantisierender Almöhi- oder Harald & Maude Geschichten realistisch im Kino vor? Eine Suche...

So wie es "Slow Food" oder "Slow Sex" als Entschleunigung gibt, kann man das Wandern im Film als eine Art "Slow Roadmovie" ohne Auto bezeichnen...

Ist es das magische Blau, ist es das luxoriöse Umfeld oder warum hat das Kino sie immer wieder thematisiert?

Das Wahlmotto eines Zirkus, "Menschen, Tiere, Sensationen" könnte auch für das Kino gelten...