Regie: Simon Panay,
Burkina Faso/ Frankreich 2022, Dauer: 90 Min
Burkina Faso, ein Land das rund 4500 km von Deutschland entfernt liegt zeigt Facetten, die den der Deutschen nicht unterschiedlicher sein könnten. Regisseur Simon Panay macht schon seit 10 Jahren in Afrika Film und Fotografie. In dieser Dokumentation hält er das Leben eines 13-jährigen Jungen, Opio, fest, der die Hoffnung verschiedener Generationen ist. Der außergewöhnliche, doch ruhige und bedachte Junge, soll ein besseres Leben bringen.
Bewundernswert ist, wie Opio in seinem Alter nach Lösungen sucht, Mut fasst und ehrgeizig sein Ziel verfolgt. Gleichzeitig zeigt es die Härte der Realität wenn der Regisseur bildlich verdeutlicht wie Opio es der Familie und seiner Zukunft recht machen kann. Anstelle mit den anderen Kindern im Dorf zu spielen, setzt er sich weiter weg und beobachtet erschöpft. Denn sein Ausweg ist nur einer – in den Goldminen zu arbeiten. Er verfolgt den Traum - zur Schule gehen zu können um eine bessere Bildung zu genießen und „was aus sich zu machen“.
Sein Arbeitgeber zeigt sich ihm verständnisvoll, wenn er auch um die missliche Lage und Gefahr, welche die Arbeit in den Goldminen bringen, weiß und bedauert. Es beeindruckt zu sehen wie er Opio einige wertvolle Tipps für das Leben mitgibt, die für ihn das Fundament für den Wandel von einem Jungen zu einem Mann zu bedeuten scheinen. „If You Are A Man“ – zu Deutsch: „Wenn Du ein Mann bist“.
Beim Gespräch mit dem Schulleiter über die Aufnahme von Opio hilft sein Vater ihm und verspricht, dass das Geld in wenigen Tagen da sein würde. Der Vater verkauft seine besten Hühner und spart für die Zukunft von Opio. Der Junge Opio arbeitet schon lange an der Oberfläche des Untertagebaus, er kurbelt die anderen Mitarbeitenden, die bis zu 200 Meter in der Tiefe Steine mit nach oben bringen, wie an einem Brunnen hoch. Zum Verdienst wird ihm ein Sack Steine gegeben, die er im Anschluss mit großer körperlicher Anstrengung und Mühe weiterverarbeiten darf, um auf minimales Stück Gold zu hoffen, welches er wiederrum verkauft. Die Erschöpfung ist ihm im Gesicht geschrieben doch im Bewusstsein seiner Situation und in Hoffnung auf eine gute Bildung entscheidet er, sich selbst in die dunklen Schächte unter die Erde zu begeben.
Opio’ s Mutter will ihn aus Angst nicht gehen lassen, es sind zuvor schon andere dort umgekommen. „If You Are A Man“ – zu Deutsch: „Wenn Du ein Mann bist“.
Opio nimmt all seinen Mut zusammen und begibt sich gegen den Willen seiner Mutter in die Tiefen. Er singt und lacht, um das Herablassen von der Oberfläche hinunter in die Erde angenehmer zu machen und sich die Angst zu nehmen. Unten angekommen spaltet er Steine aus der Wand aus, die er mit anderen im Anschluss wieder zurück an die Oberfläche bringt. Von den anderen Jungen wird er nicht mehr als kleiner Junge betrachtet, denn er ist jetzt „ein Mann“. Er verhält sich nicht mehr wie Kinder und hat mit seinen Taten Ansehen gewonnen.
Nahezu furchtlos begibt er sich in bis zu 200 Meter Tiefe, er singt und lacht während er hinunter gekurbelt wird. Und vor allem inspiriert er. Denn trotz harter, körperlicher Anstrengung und unsicheren, staubigen Arbeitsbedingungen arbeitet er durchgehend im Dunkeln mit nichts weiterem als Hammer und Meißel, sich selbst und einer Taschenlampe auf dem Kopf. Die Erschöpfung ist ihm im Gesicht geschrieben als er den Tunnel wieder hochgefahren wird. Seine Entlohnung: Säcke von Stein aus den Minen. Die richtige Arbeitet wartet erst noch auf ihn. Denn es folgt ein langwieriger Prozess und Kampf um den Gewinn von etwas Gold. Opio ist fleißig, selbstbewusst und weiß was er will. Beeindruckend ist auch wie sich Regisseur Simon Panay für die Filmaufnahmen selbst in die Tiefen der Höhle begibt.
Ein Dokumentarfilm – genauso wie er sein soll. Ein wissbegieriger Regisseur, eine berührende Geschichte. Eine Reise, die den Zuschauer in ungesehene Blickwinkel dieser Erde mitnimmt, und schließlich von den Höhen und Tiefen erzählt, die dem Menschen in ihrer Realität begegnen unabhängig an welchem Ort sie Leben. Obwohl sich die Geschichte so fern abspielt, schafft der Film eine beispiellose Nähe, die Mut und Kampfgeist weckt und daran erinnert, dass manch eine unserer Herausforderungen in Relation gesetzt, möglicherweise nicht die Größe hat, die wir ihr beimessen. Ein ergreifender Film der die ungleichmäßigen Verhältnisse zwischen arm und reich zeigt, die noch immer, kaum verändert, den Puls unserer Zeit bestimmen.
Gesehen von Fatbardhë Hakaj
Bilder: DOK.fest München