• Dolby Atmos

    Tonmischung 500 Ursprünglich kam der Ton zum Tonfilm von einem Mono-Lautsprecher hinter der Leinwand. Erst später, mit Aufkommen des Breitwand-Films in den 50er Jahren, dachte man plötzlich auch über Stereo mit besserer Links-Rechts-Mitte-Ortung oder dann später über 5.1 oder 7.1 Surround nach.

  • Geräusche

    Was Geräusche leisten können

     

    MenschenZiehenWagen2000

    Szenenbild aus "Franta", einem Film mit ausgeprägter Farb- und Geräuschdramaturgie
     

     

    Im Laufe der Filmgeschichte haben sich, in klarer Abhängigkeit von den technischen Möglichkeiten, unterschiedliche Theorien für den Einsatz des Tons im Film entwickelt. Gerade weil in der Anfangszeit des Tonfilms dieser vor allem aus Stimme und Musik bestand und eine überdeutliche Aussprache die Verständlichkeit sichern sollte, bildeten sich rasch die Gegenpole Parallelismus (Ton folgt sklavisch dem Bild) und Kontrapunktik (Ton hat ein Eigenleben). Doch davon wird im Movie-College an anderer Stelle berichtet.

     

    Forschung

    Geräusche haben Qualitäten, die ihren subtilen Einsatz geradezu aufdrängen. Die Medizin hat die Wirkung von Geräuschen bisher nur in geringem Umfang untersucht, ist aber zu der Erkenntnis gekommen, dass sie den sinnesphysiologischen Bereichdes Menschen stark beeinflussen. Die Wirkung auf das vegetative Nervensystem ist abhängig von der Lautstärke und der klanglichen Zusammensetzung der Geräusche. Die Stressforschung untersucht seit Jahrzehnten diese Zusammenhänge.

    So wie man das einzelne Geräusch im Tonfilm immer in Verbindung mit den betreffenden Bildern beurteilen muss, so ist auch seine Wirkung im Zusammenklang mit anderen Tonelementen (andere Geräusche, Atmos, Musik) von Bedeutung. Dennoch wollen wir das Geräusch einmal allein betrachten und seine Wirkung untersuchen.

     

    Zwei Ebenen der Wahrnehmung von Geräuschen

    Der Wahrnehmungsapparat des Menschen kann gleichzeitig eingehende Sinneseindrücke hierarchisch ordnen. Bei der bewussten Wahrnehmung eines Filmes stehen die Bilder an erster, Dialoge oder Texte an zweiter, Geräusche und Musik an dritter Stelle.

     

     

    Die Dominanz des Bildes wird immer dann deutlich, wenn man sich an Filme zurück erinnert. Was geschah auf der Tonebene in dem Film, den Sie zuletzt im Kino (oder Fernsehen) gesehen haben? An die akustische Erzählebene des gesehenen Filmes erinnert man sich am wenigsten. Die größere Macht hat das Geräusch eindeutig bei der gleichzeitig stattfindenden unbewussten Wahrnehmung. Ohne dass wir eine Möglichkeit hätten, uns dagegen zu wehren, steuern Geräusche unser vegetatives Nervensystem und nehmen so

     

     

    Einfluss auf Atmung, Blutdruck und Blutzuckerspiegel. Außerdem können Geräusche Emotionen verstärken. Wir kennen das von dem tiefen Donnergrollen der Subwoofer, wenn Erdbeben, Vulkanausbrüche oder simple Lkw in Dolby-Surround durchs Kino brummen. Aber auch subtilere, feinsinnigere Geräusche wie Möwenkreischen, Bienensummen, leise Meeresbrandung können dramaturgisch den Gehalt einer Szene mitgestalten.

     

    Assoziative Verarbeitung von Geräuschen

    Geräusche sind stets ambivalent. Das bedeutet, sie können im jeweiligen spezifischen Kontext zu anderer Bedeutung gelangen. Das Geräusch spielender Kinder kann in einem Liebesfilm eine duftige, heitere Stimmung verbreiten. In einem Thriller über einen Kindesentführer kann das gleiche Geräusch das Gefühl von Bedrohung und Gefahr erzeugen.

     

     

    Geräusche, deren Quelle wir aufgrund von Erfahrung kennen, weisen bei der Wahrnehmung auf ihren Ursprung hin. Wenn wir entferntes Hundegebell hören, wird eine ländliche Umgebung oder eine Nachtstimmung in der Großstadt assoziiert, ohne dass diese im Bild gezeigt würde. Dabei hängt es von dem Zusammenhang ab, in dem sich das betreffende Geräusch befindet, welche im Bild nicht vorhandene Realität es herstellt.

    Jedes vertraute Geräusch steht stellvertretend für seine Quelle. Mit Geräuschen kann man Dinge herbeizitieren, die im Bild nicht zu sehen sind, und trotzdem eine ähnliche Realität setzen wie die im Bild vorhandenen Phänomene. Man muss die Bomber im Kriegsfilm gar nicht zeigen, es genügt das Motorengeräusch und das Heulen der Sirenen, um zu erklären, warum die Filmfiguren flüchten.

     

    Geräusche als Träger symbolischer Bedeutungen

    In zahlreichen Filmen spiegelt der Zustand der Natur die seelische Verfassung der Filmfiguren wieder. Auch ohne die Natur im Bild zu zeigen kann das Geräusch z. B. eines tobenden Sturmes als symbolischer Parallelismus die Korrespondenz von Natur und dem Schicksal der Menschen ausdrücken. Grundsätzlich besteht leicht die Gefahr, dass Fantasie und Erlebnisse der Zuschauer aufgrund der Ambivalenz von Geräuschen zu Fehlinterpretationen des Symbolgehalts von Geräuschen führen können. Jemand, der in der Nähe von Bahngleisen aufgewachsen ist, wird das Quietschen der Güterwagen anders empfinden, als jemand, dem diese Geräusche fremd sind. Daher sollte man sich beim Einsatz der symbolischen Bedeutungen der Geräusche möglichst eindeutig verhalten und nicht allzu weit vom Bild entfernen.

     

    Geräusche und ihre innere Bewegung

    Dampflok

    Dampflokomotive

     

    Geräusche können, etwa bei Szenen aus der Arbeitswelt, der Industrie oder aber auch der Natur eine innige Verbindung mit der im Bild gezeigten Bewegung eingehen. Dabei kommt es gar nicht auf die Synchronität der Geräusche mit dem Bild an; es genügt, wenn die innere Bewegung im Geräusch mit der Bewegung im Bild ungefähr übereinstimmt. Die exakte Koordination von Bild und Geräusch übernimmt unser Gehirn.

    Die Geräuschgags in Slapstick- oder Animations-Filmen (z. B. Bugs Bunny) zeigen, wie man bei entsprechender Verfremdung unter Beibehaltung der Übereinstimmung von Bewegungsmustern auf der Bild- und Geräuschebene humoristische Effekte erzielen kann. Das Bremsenquietschen eines Wagens, die Geräusche beim Zersägen von Holz, grollender Donner sind Geräusche, die ihre Entsprechung im Verhalten, dem Seelenzustand oder der Bewegung von Darstellern haben können.

    Wegen der vielfältigen Möglichkeiten, einen Film durch Geräusche aufzuwerten, gehört neben den technischen Einrichtungen und dem Know-How der Tonmeister vor allem ein vielseitiges Tonarchiv zu den wirklichen Schätzen eines Tonstudios.

     

    (Die Tonbeispiele auf dieser Seite wurden zur Verkürzung der Ladezeiten stark komprimiert.)

     

     

  • Richtungshören

    Die Stereophonie ermöglicht es, dem Schall eine Richtung zu geben und die Entfernung zu bestimmen.

  • Surround

    Akustischer Raumeindruck

    Jeder kennt es aus dem Kino oder dem 5.1 Heimkino vorm Fernseher – ein weit über Stereo hinausgehendes akustisches Raumempfinden. Die ersten Mehrkanalverfahren wurden bereits vor 50 Jahren im Kino eingesetzt.

    Rundum-Beschallung

    Rundum-Beschallung

    Es ist schon merkwürdig, obwohl wir ja nur zwei Ohren haben, um einen vollständigen akustischen Raumeindruck zu hören, sind bei Wiedergabe ohne Kopfhörer mindestens 5 Lautsprecher erforderlich, diesen zu simulieren.

    ( 5.1 bedeutet, dass Vorne hinter der Leinwand oder in TV-Bildschirmnähe ein Lautsprecher in der Mitte und je einer links und rechts aufgestellt sind, sowie zwei jeweils links und rechts hinter dem Zuschauer. Die 1 steht für eine zusätzliche Toninformation im Bereich der Tiefen, welche durch so genannte Subwoofer ohne definierte Richtung abgestrahlt wird.)

     

    Raum und Dramaturgie

    Psychologisch und dramaturgisch erweitert der Surround-Ton richtig eingesetzt die gestalterischen Möglichkeiten erheblich. So können akustisch Ereignisse (Erdbeben, Wasserflut, Feuer), Personen (Schritte, Stimmen, Atem) oder Objekte (Autos, Flugzeuge etc.) angekündigt werden. (Sound Effects) Es können aber auch Handlungen aus einer Szene, oder Dialoge außerhalb des Bildraums weitergeführt werden. Damit wird die Fantasie und der Realismuseindruck der Zuschauer angeregt.

     

    Für den Zuschauer kann speziell durch ein Geschehen, dass er/sie nicht sieht, und vielleicht nur in seinem Rücken hört, sehr eindringlich Bedrohung hergestellt werden. So wie die Schritte, die wir hinter uns in einer einsamen Unterführung hören, unwillkürlich Instinkte wecken, reagieren wir auch im Kinosaal auf entsprechende Akustische Angstfaktoren.

     

    Alles Pseudo oder was?

    Auch wenn uns der Eindruck vermittelt wird, wir säßen akustisch mitten im Geschehen, in fast allen Fällen handelt es sich um nur eine erweiterte Stereo-Mischung mit zusätzlichen richtungsbezogenen Effekten von Hinten. Beim Film werden die Dialoge nach wie vor in Mono,-oder Stereoverfahren mit der Option einer Mitteauskoppelung aufgenommen und erst in der Mischung meist irgendwo vorne (also im Bildbereich/Leinwand des Filmes) platziert.

     

    Atmos  werden am Set in Stereo aufgezeichnet und in der Mischung ggf. auch auf die Rückkanäle verteilt. Zusätzliche Geräusche und Effekte sind ebenfalls eigentlich Monosignale werden per Joystick irgendwo im Raum positioniert. Man nennt das auch "panning". So ein Joystick verteilt die Lautstärke eines Signals auf mehrere Kanäle in der Weise, dass dort, wo das Signal herkommen soll, das Signal am lautesten ist und zu den benachbarten Kanälen weiter abnimmt.

     

    Doch zum menschlichen Raumempfinden gehört mehr als nur die Richtung und Lautstärke des Tonsignals. (Direktschall). Auch die so genannte frühe Reflexion sowie die späte Reflexion (Hallfahne) prägen das Raumempfinden, wobei die späte Reflexion für die Richtungsbestimmung nicht so wichtig ist.

    Um diese Illusion realistischer klingen zu lassen, wird zusätzlich eine frühe Reflexion des Signals im Hallgerät erzeugt und gepannt (Joystick) hinzugemischt. Diese Vorgehensweise erzeugt die Illusion von Surround, ist es aber lange noch nicht. Außerdem schwächt sich der Raumeffekt mit steigender Anzahl hinzugemischter Mono-Signale immer mehr ab. Für das künstlich erzeugte Surround gibt es inzwischen auch mehrere Systeme, (z. B. VSP von Studer) welche den Ton und seine Reflexionen gemeinsam und präzise im Raum berechnen, und vor allem die frühen Reflexionen abhängig von der Positionierung des direkten Monosignals im Raum, mit verändern.

     

    Echte Surround Aufnahmen

    Surround-Mikrofonierung

    Surround-Mikrofonierung

    Soweit die bisherige Praxis. Sie resultierte einerseits aus technischen Beschränkungen, andererseits auch aus praktischen Gründen der Arbeit am Set. Technisch gesehen stehen inzwischen digitale Mehrspurrekorder und hochwertige Surround-Mikrofonsysteme zur Verfügung mit denen man echte Surround-Aufnahmen am Set verwirklichen könnte. Praktisch gesehen stellen sich dabei aber ähnliche Probleme wie bei 360 Grad Rundum-Film: Wo versteckt man das Team und die Geräte? Analog hat man im Ton das Problem, dass die Zahl der möglichen Störgeräusche sich vervielfacht. Schritte von der Drehbühne (Dollyfahrer), Kameramann, Assi sowie Kamerageräusche etc. lassen sich so gut wie gar nicht aussparen.

     

    Deshalb bleibt für echte Surround-Aufnahmen am Set vorerst wohl nur der Nurton, also die Tonaufnahme ohne laufende Kamera und Team, bei der sich außer den Schauspielern niemand bewegt. Oder aber, falls zu viele Störgeräusche am Motiv vorhanden sind, kann es auch nötig sein, zu einem ruhigeren Zeitpunkt an der gleichen Location z. B. in der Nacht oder Sonntags die Tonaufnahmen nachzuholen. Da es sich um Surround-Aufnahmen handelt, muss die Mikrofonaufhängung alle Bewegungen der Kamera zeitgenau nachvollziehen. Es ist also empfehlenswert, ähnlich der Kameraauflösung auch einen dezidierten Plan für die Tonaufzeichnung zu führen. Denn bei einer so genauen akustischen Raumwiedergabe können ähnlich wie beim Bild auch im Ton Anschlussfehler entstehen, die ähnlich irreparabel sind.

     

    Bei den Mikrofonaufhängungen kommen 5 Mikrofone zum Einsatz, die sich in Grenzen in der Ausrichtung verstellen lassen und von der Charakteristik her je nach Mikrofontyp mechanisch oder elektronisch in der Charakteristik zwischen Niere und Acht umstellen lassen. Zusätzlich werden am Set die Dialoge nach wie vor in Mono geangelt. Die müssen für die Mischung weiterhin separat auf eigenen Spuren zur Verfügung stehen.

     

    Editing und Kompatibilität

    Später im Tonschnitt hat der Toneditor mit sechs Spuren zu tun, die man auch nicht so einfach hart schneiden kann. Damit nicht bei jedem Schnitt innerhalb einer Szene der akustische Raum in sich zusammenfällt, arbeitet man vorzugsweise mit sehr kurzen Überblendungen (Crossfades). Diese müssen präzise an allen 6 Spuren in gleicher Weise vollzogen werden.

    Das ist extrem aufwändig und ressourcenintensiv. Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass die darauf basierenden Tonmischungen keine Kompatibilität mit Stereo oder gar Monowiedergabe haben. Es ist also notwendig, eine separate Stereomischung herzustellen, bei der man ggf. Tonsignale der hinteren Kanäle den vorderen zumischt. Das ist nicht ganz unkritisch, denn es kann leicht zu Signalauslöschungen kommen.

    Es gibt also noch je Menge Forschungsbedarf, bis die Surround-Technik in der Handhabung einfacher und in den Resultaten überzeugender wird.

     

                                                                         [ Surround-Hintergründe ]

     

     

     

  • Surround - Hintergründe

    So neu ist die Idee nicht...

    Einfache Kino-Beschallung ohne Rückkanäle und Subwoofer

    Einfache Kino-Beschallung ohne Rückkanäle und Subwoofer

    So neu und absolut innovativ uns die Händler in den einschlägigen Großmärkten die Systeme auch verkaufen wollen, der Ton, der nicht nur aus einem Lautsprecher kommt, hat eine lange Geschichte hinter sich.

    Es begann bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts damit, dass in Amerika Tests mit Radiosendungen in Stereo und mit einem zusätzlichen Mittenkanal gemacht wurden. Die Idee, noch deutlich mehr Lautsprecher einzusetzen, geisterte aber schon damals durch die Köpfe der Ingenieure.

    Letztlich waren es die technischen Gegebenheiten, die Signale wurden über Telefonleitungen übertragen, die dazu führten, sich bei den Entwicklungen auf zwei oder drei Lautsprecher zu beschränken. Wir sprechen von Entwicklungen, nicht von den allgemeinen Anwendungen, der Kunde zuhause hörte selbstverständlich Mono und durfte bestenfalls auf Technikmessen die mehrkanalige Technik bestaunen.

     

    Aufgepimpter Animationsfilm

    Es sollen die Disney-Studios gewesen sein, welche die Surround-Idee Anfang der 40er Jahre erstmals umsetzten. Ihre aufwändige Zeichentrick-/Sinfonieorchester-Produktion "Fantasia" entstand eigentlich als Erweiterung eines kurzen Trickfilms mit der Trickfigur "Micky Maus" als Zauberlehrling. Der Dirigent Leopold Stokowski, der die Musik dazu einspielte, gab Disney den Rat, einen Langfilm mit diversen animierten Interpretationen klassischer Musik herzustellen. Damit war die Idee zu "Fanatsia" geboren.

    Relativ schnell wurde den Verantwortlichen klar, dass man das Konzertsaal-Erlebnis auf den Kinosaal übertragen musste und ersann ein akustisches Konzept, die ursprünglichen Monoaufnahmen durch eine Neuaufnahme des Philadelphia Orchesters mit mehreren Tonkanälen zu ersetzen.

     

    Aus insgesamt neun Kanälen entstand ein Endmix auf vier Kanäle, für die dann die Kinosäle umgerüstet werden mussten. Deshalb brachten die Disney-Studios "Fantasia" in einer selbstorganisierten Roadshow heraus und übernahmen auch die technischen Zusatzinstallationen in den ausgewählten Kinos. Die normale Lichttonspur der Filmkopien reichte dafür nicht mehr aus, es wurden Magnetrandspuren auf die Kopien aufgebracht.

    Premiere war am 13. November 1940 in New York. Letztlich konnte der große Aufwand nicht verhindern, dass der Film zunächst seine Herstellungskosten nicht einspielte. Als die Disney-Studios die Vertriebsrechte verzweifelt an RKO Pictures übergaben, mischte RKO den Film noch einmal auf Stereo herunter, um ihn leichter verbreiten zu können. Die Multikanal-Technik war für die damalige Zeit einfach zu aufwändig.

     

    Multitrackmaschinen eröffnen Möglichkeiten

    Als Ende der 50er Jahre die ersten Multitrack-Tonbandmaschinen vermarktet wurden, entstanden auch mehr und mehr Filme in Mehrkanaltechnik, wobei man diese auf Filme mit Konzert- oder sonstigen Musikschwerpunkten beschränkte. Die Kinos, welche versuchten, den Zuschauerschwund (verursacht durch das Fernsehen) aufzufangen, rüsteten auf die Mehrkanaltechnik um.

     

    Doch erst in den 70er Jahren, man hatte den Konsumenten gerade erst mühsam die Stereophonie angewöhnt und entsprechende Programminhalte in Massen bereitgestellt, versuchte man mehr Kanäle auch in die Wohnzimmer zu bringen. Vier Lautsprecher sollten es sein, mit denen sich die Kunden umgeben sollten.

    Der Gedanke der Quadrophonie erweitert im Grunde genommen das Prinzip der Stereophonie: Wenn man in einem angenommenen gleichschenkligen Dreieck an der Spitze sitzt, und links und rechts an den anderen beiden Enden des Dreiecks befinden sich Lautsprecher, so kann man zwischen diesen beliebige weitere Positionen akustisch orten (Phantomschallquelle). Die Erfinder der Quadrophonie dachten sich, dass vier Lautsprecher, die im Quadrat rund um den Zuhörer angeordnet sind, das Stereo-Prinzip quasi viermal im Raum herstellen. Tatsächlich aber ist es mit der seitlichen und der hinteren Ortung des Menschen nicht so gut bestellt und so kann er Phantomschallquellen nur vorn orten.

     

    Wegen dieser technischer Schwächen, der Ablehnung des Kunden, sich mit gleich vier großen freistehenden Schallwandlern das Wohnzimmer zuzubauen und dem Manko, dass man weder im Radio, noch auf den damals üblichen Kompaktkassetten vier Kanäle gleichzeitig übertragen konnte, verschwand das Verfahren wieder in der Versenkung.

     

    Durchbruch im Kinoweltall

    Die typische Surround-Anordnung

    Die typische Surround-Anordnung. Der Subwoofer ist nicht eingezeichnet, er kann irgendwo vorn angeordnet werden, die Ortung der Richtung tiefer Frequenzen ist nicht möglich.

    Im Kino wurde der Surround-Ton 1977 hoffähig mit "Star Wars" (Regie: George Lucas). Dies war auf technischer Seite der verbesserten Rauschunterdrückung zu verdanken (Dolby) und natürlich den vielen Soundeffekten, die bewusst die Rückkanäle in das Klangerlebnis mit einbezogen. Tatsächlich war es eine Weiterentwicklung der Quadrophonie. Während diese aber noch auf den Musikgenuss setzte und mit dem hohen Anspruch einer Nachbildung von Konzertsaal oder Bühne scheiterte, ließen sich die im Film erforderlichen Geräusche und Atmos viel leichter akustisch platzieren.

     

    Technisch kam hier ein Vorläufer von Dolby SR zum Einsatz (Spectral Recording), welches in den 80er Jahren zum Standard wurde. Aus den zwei vorhandenen Lichtton-Spuren konnten die Dolby-Prozessoren zwei weitere Kanäle herausrechnen, den Mitten (Center)- und einen Rückkanal (Rear Surround Channel). Man arbeitete also weiterhin mit vier Kanälen, vor allem, um auch mit älteren Kinoanlagen kompatibel zu bleiben. In diesen spielte die Lichttonanlage einfach Mono- oder Stereoton ab.

    Anfang der 90er Jahre kam dann Dolby Digital auf den Markt, der digitale Lichtton, der, um weiterhin mit alten Anlagen kompatibel zu bleiben, nicht an Stelle der alten Lichttonspur, sondern zwischen den Perforationslöchern untergebracht wurde. Und um auch bei Filmriss etc. keine Tonfehler zu erleiden, wurde der digitale Ton gleich auch noch einmal auf der anderen Filmseite zwischen den Perforationslöchern, allerdings mit leichtem Zeitversatz untergebracht.

    Kurz darauf kam ein Konkurrenzverfahren auf den Markt, DTS, welches in noch besserer Qualität sechs Tonkanäle aufzeichnete. Allerdings ließen sich solche Datenmengen nicht mehr auf der Filmkopie unterbringen, es wurden spezielle CD-Laufwerke mit dem Film synchron abgespielt, ein Mehraufwand, der nicht immer die gewünschte Qualität brachte, weil die Kinos allzu unterschiedlich ausgestattet waren. Um hier einheitliche Abspielbedingungen festzulegen, entwickelte man den THX Standard, eine Normierung der Abhörtechnik in den Kinosälen.

     

    Aus den Kinos in die Wohnzimmer

    Lange Zeit blieb das Thema des Rundumhörens den teueren Kinoinstallationen vorbehalten, bis mit dem Erfolg der DVD Surround auch in die Wohnzimmer Einzug erhielt. Bei Weitem nicht für Jeden, denn in der überwältigenden Mehrzahl der Privatanwendungen ist Stereo nach wie vor führend.

    Für das Abhören von Surround hat sich das sogenannte 5.1-Verfahren etabliert, bei dem, wie in den Anfängen, vorn drei Lautsprecher (bzw. Boxen) für Links, Mitte und Rechts verwendet werden. Für hinten gibt es weitere zwei, die links und rechts abbilden, sowie einen Extrakanal für tiefe Frequenzen, den Subwoofer.

    Die Anordnung ist international genormt, der Zuhörer soll gerade vor dem Mittenlautsprecher sitzen. Zieht man eine gedachte 0-Linie zwischen Nase des Hörers und Mittenkanal, soll der linke Kanal 30 Grad links, der rechte 30 Grad rechts und die hinteren Kanäle jeweils links bzw. rechts in 110 Grad von der Linie angeordnet sein. Der Basskanal kann wegen der fehlenden räumlichen Ortung relativ frei untergebracht werden.