• Auf Schnitt drehen

    Auf Schnitt 1000Für alle Filme, die nicht in Echtzeit erzählen, stellt sich die Frage der sinnvollen Wahl und Abfolge der Einstellungen.

  • Augen

    Beim Schauspiel sind die Augen ein mindestens ebenso wichtiger Aspekt wie die Stimme, denn sie verleihen allen Gesichtsausdrücken erst Lebendigkeit.
  • Bildhintergrund

    Bildhintergrund 1000Der Hintergrund entscheidet of mit, ob eine Aufnahme hochwertig wirkt oder nicht

  • Bluebox-Praxis

    Greenscreen

    Deutlich sieht man am Rig oberhalb des Studios die Scheinwerfer, welche den Hintergrund gleichmäßig ausleuchten

     

    Theoretisch kann man natürlich sämtliche Grundfarben als Key verwenden, doch Blau ist aus verschiedenen Gründen die ideale Key-Farbe. In den meisten Aufnahmen tauchen Menschen und damit die Hautfarben auf.

     

    Die geringsten Key-Probleme hat man, wenn man die Gegenfarbe, also Blau verwendet. Grün kann man verwenden, es hat sogar einen höheren Reflektionsgrad als Blau und senkt damit geringfügig den Lichtaufwand. Leider kommt es in vielen Objekten und Mischfarben vor.

     

    Wie man sein Set gestaltet

    Das Gelingen von Chroma-Key-Tricks hängt ganz maßgeblich von der Einrichtung des Studios bzw. des blauen Hintergrunds ab. Der Hintergrund kann bestehen aus:

    • Spezial-Textil
    • Spezial-Farbe
    • Spezial-Klebeband
    • Hochreflektierende Leinwand, gleichmäßig blau oder grün beleuchtet
    • Transparente Leinwände (diffuse Folie), hinter denen zahlreiche blaue oder grüne Neonröhren für gleichmäßiges Licht sorgen.

    Man kann z. B. den Hintergrund und ggf. den Boden mit Spezialfarbe anstreichen. Die meisten Filterhersteller bieten diese an. Textilhintergrund ist ebenfalls dort erhältlich. Auch Rollhintergründe aus Papier sind erhältlich und eröffnen zugleich die Möglichkeit, fließende Übergänge zwischen Wand und Boden herzustellen.

     

     

    Wie groß muss der Blue Screen sein?

    Tracking 2000

    Die futuristisch anmutenden Stangen mit den weißen Punkten dienen als Tracking-Markierungen für virtuelle Studiohintergründe

     

    Ideal ist natürlich ein komplett blauer Studioboden und Hintergrund. Aber wenn man Kosten minimieren möchte, so genügt es eigentlich, wenn rings um den Darsteller herum alles gleichmäßig mit blauem Hinter- oder Untergrund (bei einer Totalen) versehen ist.

     

    Die meisten Compositing-Anwendungen erlauben es, den Rest des Hintergrunds, bei dem kein Blau oder Grün vorhanden ist, mit einer einfachen Maske wegzustanzen (Garbage Matte).

     

    Das spart viel Fläche und erlaubt es im Zweifelsfall auch außerhalb eines Studios, Außen oder an beliebigen Drehorten Personen oder Objekte auszustanzen. Eine transportable blaue oder grüne Papp- oder Sperrholzplatte oder ein gespannter grüner oder blauer Stoff kann auf diese Weise für Außenshots den Keyhintergrund bilden.

     

    Beleuchtung

    Der Hintergrund muss möglichst gleichmäßig und völlig unabhängig von den Personen davor ausgeleuchtet sein. Warum? Jede Unregelmäßigkeit, also hellere oder dunklere Stellen auf dem Hintergrund, werden von der Keying-Software als unterschiedliche Farben registriert. Die Bandbreite an Blautönen, welche die Software erkennen und filtern muss, steigt damit extrem an. Das Ergebnis wird damit schlechter.

     

    Deshalb sollte man das Licht sehr weich (z. B. Flos 4 Bank) mit Diffusern (Soft Boxes etc.) halten. Der optische Eindruck reicht nicht. Unbedingt mit dem Belichtungsmesser nachmessen, ob die Werte überall gleichmäßig sind. Die Lichtquellen sollten einheitlich sein. Gleiche Farbtemperatur und auf keinen Fall einzelne Lampen dimmen, das verändert die Farbtemperatur! Wenn das Licht durch Dimmen gelblicher oder rötlicher ist, ändert dies den Blauanteil im Hintergrund!

     

    Der Aufwand wird geringer, wenn man Außen dreht. Das Himmelslicht ist sehr gleichmäßig! Wenn man unbedingt auch den Boden ausstanzen muss, kann es zu Problemen kommen, weil das Licht auf den Boden anders auftrifft als auf den Hintergrund und auch anders reflektiert wird. Das wird von der Software als anderes Blau wahrgenommen! Man kann das Problem meistens mit einem Polfilter lösen. Hierfür sollte das Licht für den Boden aus der gleichen Achse kommen wie die Kamera.

     

    Und die Schauspieler?

    Die Schauspieler selbst sollten aber ganz normal und mit den üblichen Kontrastverhältnissen ausgeleuchtet werden. Das ist wichtig, denn manchmal werden auch die Schauspieler irrtümlich sehr flach ausgeleuchtet und sehen dann im Ergebnis etwas kränklich aus.

     

    Aufpassen, dass der Hintergrund nicht auf die Objekte reflektiert! Die Schauspieler daher so weit wie möglich vom blauen Hintergrund entfernt aufstellen. Blaue Reflektionen auf die Schauspieler können das Keying vereiteln. Um dagegen zu steuern, kann man z. B. die Schauspieler mit einem leicht gelben Hinterlicht (Kante) versehen. Das hilft, jeden Rest von blauer Reflektion vom Hintergrund zu entfernen.

     

    Beim Führungslicht des Schauspielers darauf achten, dass es nicht den Hintergrund (Blue Screen) trifft und auch keine Schatten auf den Hintergrund fallen. Manche Kameraleute verwenden für den blauen Hintergrund HMI (Tageslicht-Farbtemperatur) und für die Darsteller Kunstlicht-Farbtemperatur.

     

    Passen Sie die Lichtrichtungen Ihrer Schauspieler an die Lichtrichtungen des Bildes an, das in den Hintergrund gestanzt wird! Es sieht wie ein schwerer Fehler aus, wenn im Hintergrund die Sonne von rechts kommt und auf dem eingestanzten Schauspieler von links! Das gilt auch für die Lichtart (Farbtemperatur) sowie den Charakter (diffus oder hart).

     

    Probleme und Lösungen

    Achten Sie darauf, dass bei der Auswahl der Kleidung/Kostüme die Hintergrundfarbe (Blau) nicht vorkommt! Wenn es aus dramaturgischen Gründen unbedingt ein Darsteller in blauer Jeans mit blauem T-Shirt sein muss, ist als Keyfarbe Grün angesagt!

     

    Ein ständiges Problemthema beim Keying sind Glas- oder Metallelemente, Wasser oder Qualm. Die Gefahr, dass sie das Blau direkt reflektieren und damit von der Keying-Software ebenfalls ausgestanzt (unsichtbar) werden, ist riesig.

     

    Das Aufnahmeformat sollte möglichst hochwertig sein. Je besser die Farbtrennung und Auflösung, desto besser das Ergebnis. Insbesondere Mini DV oder auch HDV sind mit ihrer reduzierten Farbtiefe nicht optimal für Keying.

     

    Eine Farbtiefe von 4:2:2 wie bei Beta SP, DIGI-Beta, Super VHS (veraltet) oder DVCPRO HD ist zu empfehlen. Wird erst nach dem Keyer (z.B. im Bildmischer) auf Mini DV oder HDV aufgenommen, sind die Ergebnisse ebenfalls hochwertig. Eine preiswerte ältere 3-Chip Kamera mit Komponentenausgang kann in einem Studio auf diese Weise in Kombination mit einem Keyer und einer HDV-Kamera mit Komponenteneingang hervorragende Dienste verrichten.

    Gruenklebe 2000

    Lassoband in grüner Key-Farbe

     

    Die Kamera sollte auf einem möglichst stabilen Stativ ruhen. Das Licht fertig einrichten. Dann mit einem weißen Blatt Papier an der Position des Schauspielers einen sauberen, wenn möglich manuellen Weißabgleich machen!

     

    Manche Kameraleute schwören darauf, um etwa eine halbe Blende unterzubelichten. Die Schärfeebene des Schauspielers sollte sauber eingestellt, der blaue oder grüne Hintergrund leicht unscharf (große Blende) sein.

     

    Bezugsquellen

    Einige Quellen, auch preiswerte Alternativen zu den teuren Filterherstellern haben wir in der Knowledge Base gelistet (Rubrik „Bezugsquellen“).

     

     

     

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  • Montagetheorie

    Montage Eisenstein 1000Entstehung der Montage, Montagetheorien, der Zusammenhang von Montage und Einstellung, Szene und Einstellung und warum Nouvelle-Vague der Hollywood-Montage widerspricht.

  • Musikvideos

     

    MTV und Co

    Li Hagman-Schmalenbach in „Himmelbett“, Episode aus „Midsommar Stories

    Li Hagman-Schmalenbach in „Himmelbett“, Episode aus „Midsommar Stories

     

    Hervorgegangen aus den Arbeiten der Performatler in den 70er und 80er Jahren haben sich die Videoclips zu einer eigenen Form weiterentwickelt, auch wenn sie, ähnlich wie die Werbung, häufig genug Anleihen bei Kinofilmen machen. Und natürlich ist die Erfolgsgeschichte der Musikvideos ganz eng an die von MTV gekoppelt.

     

    Während in der Anfangszeit viele Musikvideos häufig nur gedrehte Mitschnitte von Live-Konzerten waren, entstanden nach und nach, nicht zuletzt auch dank der jährlich vergebenen Music Video Awards, immer aufwändigere und anspruchsvollere Videoclips. Einige davon sind in höchstem Maße artifiziell. Insbesondere die Vermischung von Realem und Visionen und der wachsende Mut zum Künstlerischen führten zur Blüte der Videoclip-Kultur.

     

    Produktionsweise

    Der Name führt übrigens ein wenig in die Irre, da ein großer Teil der Musikvideos gar nicht auf Video, sondern auf 35mm-Film gedreht werden. Vor allem die hochwertige Qualität des Originalmaterials, welche dann alle denkbaren Bearbeitungsschritte zulässt, und der ans Kino erinnernde „Filmlook“ sind Gründe für diese Entscheidung. Die Budgets liegen zwischen 1500 Euro und 1 Million Euro, wobei die berühmtesten Interpreten und Bands auch die höchsten Etats mitbringen. Professionelle Produktionsfirmen, die sich auf Videoclips spezialisiert haben, beginnen allerdings meist erst ab 35.000 Euro.

     

    Die Drehzeit ist häufig recht kurz. Zwei bis drei Drehtage bei recht hohem Drehverhältnis und 16-Stunden-Tagen müssen meist genügen. Werden aufwändige Kamera-Trickaufnahmen gemacht (Time-Slice etc.), dauert so ein Dreh auch schon mal länger. Mehr Zeit und Aufwand wird verstärkt im Postproduktions-Bereich eingesetzt. Die aufwändigsten Compositing-Programme sind gerade gut genug, um die Stars und Sternchen optisch aufzupeppen.

     

    Am Anfang steht jeweils eine bereits fertige Musikproduktion. Diese muss am Set auf einem exakt gleichlaufendem Medium (z. B. DAT) zur Verfügung stehen. Sind die Interpreten im Musikvideo zu sehen, so singen sie in den Takes zum Playback der vorproduzierten Musik. Damit sie die Einsätze richtig treffen, werden so genannte Einzähler (zählen bis Vier oder Klicks bis zum Einsatz) vor die Clips akustisch aufgezeichnet. Um auch später im Schnitt trotz häufig durchgezeichneten Storyboards noch alle Freiheiten zu haben, werden oft längere Passagen als nötig (oder sogar der ganze Song) in jeder Einstellung mit Playback aufgenommen. Dann kann nachträglich freier entschieden werden, in welcher Einstellung welcher Songtext verwendet wird.

     

    Wichtigste Regel: Tonschnitt bestimmt den Bildschnitt, der Ton ist immer maßgebend.

     

    Für den Dreh von Musikvideos sind die sonst eher unnötigen Timecode-Klappen durchaus sinnvoll. Sämtliche Aufnahmen müssen nämlich präzise auf die Musik angelegt werden können, Timecode ist hierfür extrem hilfreich, wenn nicht unumgänglich.

     

    Stil

    Rhythmus und Melodie der Musik erlauben bereits eine starke Emotionalisierung, welche durch geeignete visuelle Sprache noch deutlich gesteigert werden kann. In den letzten Jahren haben sich eigene Stilformen für die meisten Videoclips herauskristallisiert (Fun, Gothic, Western, Country, Trash, Road, Religious). Generell steht der Stilwille ganz im Vordergrund, manchmal wird sogar der Song den medialen Inszenierungen unterworfen, im Negativfall sogar geopfert. Dabei wurde, beginnend in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, eine starke Symbolsprache entwickelt, die mit zahlreichen Andeutungen und Zitaten arbeitet, um ein besonderes Lebensgefühl zu vermitteln. Freizeit, Party, Bürgertum, Arbeitswelt, Karneval, Armut, Weltuntergang, soziales Engagement, Luxuswelten, Natur, Urgewalten, Science Fiction, Elemente des Lebens, Anonymität der Menschen, Krieg oder Hunger sind einige der Themenbereiche, die immer wieder in Clips variiert werden. Reicht die Qualität von Musikgrundlage und Optik nicht aus, wird auch schon mal mit Gewalt oder Tabubrüchen gearbeitet. Die Indizierung der Clips wird als willkommene Publicity mit einkalkuliert.

     

    Regisseure

    Ähnlich wie die Songs, die sie transportieren, ist der Lebenszyklus eines Videoclips ernüchternd kurz. Einige Clipregisseure haben den Sprung ins Kino versucht. Viele von ihnen (Scott Kalvert, Joseph McGinty Nichol, Tarsem Singh, oder Hype Williams) haben aber sichtlich Schwierigkeiten, im Spielfilm mehr als nur tolle Optik und guten Sound anzubieten. Wer will schon einen stark überdehnten Videoclip mit Langweilefaktor im Kino betrachten? Geschichte, Psychologie und Schauspielführung beim Spielfilm stellen eben doch noch ganz andere Erfordernisse. Auf der anderen Seite haben auch renommierte Kinoregisseure wie Spike Lee oder Martin Scorsese sich an Videoclips herangewagt.

     

    Doch nicht nur in den USA, auch in Europa gibt es diverse Clipregisseure und Produktionsfirmen, die weltweit hoch angesehen sind. Frankreich etwa hat sich in diesem Bereich einen sehr guten Namen gemacht. Quentin Dupieux, der Flat Eric erschaffen hat, die Rolling Stones, Björk (sechs Videoclips), Beck oder die Chemical Brothers haben mit Regisseur Michel Gondry gearbeitet, Neneh Cherry und Missy Elliot mit Jean-Baptiste Mondino, U2, Red Hot Chili Peppers, REM, Garbage oder Alanis Morissette mit Stéphane Sednaoui.

     

    Wie auch im Kinobereich fördert der französische Staat das Genre der Videoclips sehr intensiv. Für Projekte, die zwischen 45.000 und 75.000 Euro kosten, gibt es Förderung, die Ausstrahlung im Fernsehen bringt Geld, und die CNC (Staatliches Filmzentrum) verleiht jedes Jahr 90 bis 100 Prämien (à 10.000 Euro) für qualitativ hochwertige Clips. Glückliches Frankreich!

     

  • Nebel und Rauch

    An Filmsets kann Dunst oder Nebel rasch eine gewisse Atmosphäre zaubern. Wir schauen genauer auf die Möglichkeiten...

  • Presse & Media

    Schubladen half 2000

     

    Movie-College,- die größte Online Filmschule weltweit ist weitaus mehr als eine Lern,- und Wissensplattform für Film und Medien. Es ist auch Ort für Diskussionen und Austausch, es betreibt aktive Medienpolitik, es forscht und fördert aktiv Nachwuchs, Quereinsteiger, Studierende, Schüler und Neugierige.

     

    Ziele/Aufgaben

    Entfaltung von Kreativität sollte keine Frage der Herkunft oder großer finanzieller Möglichkeiten sein. Sinn des Movie-College ist es, allen Interessierten Wissen über Film, Regie, Drehbuch und Produktion sowie die verwandten oder damit verbundenen Medien zugänglich zu machen. Dies schließt auch zahlreiche Informationsquellen mit ein, die Produktionsfirmen im Allgemeinen als Verschlusssachen betrachten.

     

    Movie-College Team

    Hauptautor, Chefredakteur und Herausgeber des Movie-College ist Prof. Mathias Allary.

    Kontakt

    Teammitglieder im Büro München seit 1999 (Auswahl):

     

    Amaya González Bravo
    Anne Hofmann
    Julie Kreuzer
    Jan Kurmann
    Andreas Lang
    Leandros Fischer
    Johanna Teichmann
    Christian Schall
    Almut Jürgens
    Dominik Leiner
    Michael Metz
    Katrin Otremba
    Josa-David Sesink
    Cornelia Stursberg
    Michael Wolf
    Katja Zeiner
    Jochen Miksch
    Birgit Bagdahn
    Tankred L. Tumpach
    Carolina Ronzino
    Simon Gugeler
    Michael Piatek
    Maximilian Haslberger
    Anna Püschel
    Eva Leiblein
    Paolo Mariangeli
    Paul Mittelsdorf
    Bogdan Büchner
    Stefan Banas
    Mona Ziegler

    Marie Hoepner
    Agata Wozniak
    Kathrin Metzner
    Caroline Klenke
    Xenia Sigalova
    Sebastian Kutz
    Ilhan Ryustem
    Sandra Veits
    Konstantin v. Bassewitz
    Daniel Betz
    Evelyn Krull
    Johannes Prokop
    Jérôme Gemander
    Franziska Hoenisch
    Kai Schwab
    Christopher Herold
    Alwin Binder
    Sonja Dressel
    Simone Ruhrmann
    Sophie Gudenus
    Philipp Dörpinghaus
    Daniel Vogelmann
    Melanie Buchholz
    Daniela Kellner
    Alexander Truxa
    Anna-Katharina Maier
    Georg Göttlich
    Ellisabeth Wolf
    Andreas Schmidt
    Mareike Dobewall

    Miriam Korzin
    Fredericke Loll
    Mark Zaschka
    Michael Stadnik
    Natascha Stevenson
    Bastian Schwab
    Ferdinand Kainz
    Lucy Allary
    Patrick Baumer
    Sabrina Binder
    Matthias Kreter
    David Körner
    Monika König
    Tabea Reimitz
    Jelena Majstorovic
    Juliette Reichenbach
    Luis Schubert
    Teresa Schießl
    Amelie Hackauf
    Robert Stemper
    Marina Hass
    Erik Hartmann
    Angelique Delibero
    Ronja Preißler
    Lisa Rieger
    Max Müller
    Jason Stewart
    Till Gombert
    Safak-Mehmet Göcmen
    Julia Rohsmann-Sinnot

    David Preute
    Boris Bertram
    Esperanza Rivera Vollmer
    Raoul Kevenhörster
    Judith Stobbe
    Matthäa Gerner
    Louise Rabl
    Daniela Hüller
    Caspar Dietrich
    Lena Seliger
    David Behnke
    Alpay Akcan
    Michael Stahl
  • Projektion

    Projektionstechniken

    Man kennt das aus zahllosen, älteren Spielfilmen: Die Schauspieler fahren im Auto, wackeln ab und an hin und her und durch die Rückscheibe des Autos sieht man die Landschaft oder die Straßen irgendwie dahinsausen. Aber es wird einem klar: Diese Fahrt fand im Studio statt! Bevor Blue- oder Greenscreen-Verfahren auch den Film eroberten, waren Projektionstechniken für Kombinationen sehr verbreitet.

     

    Rückprojektion

    Rückprojektion war eine der Tricktechniken, mit denen bewegte Hintergründe mit Kulissen und Darstellern im Studio bei der Aufnahme kombiniert werden konnten. Das Prinzip ist einfach: Hinter den Darstellern befindet sich eine Leinwand, auf deren Rückseite bewegte Hintergründe von einem Projektor projiziert werden.

     

    Technische Voraussetzungen

    Kamera und Projektor müssen synchron laufen, sonst filmt die Kamera statt einzelner Projektionsbilder teilweise die dunklen Transportphasen des Projektors. Der Projektor muss sehr lichtstark sein, um das Bild hell genug zu machen, dass es gegenüber den durch Scheinwerfer beleuchteten Schauspielern noch ausreichend hell ist. Das Scheinwerferlicht sollte seitlich auf die Schauspieler fallen, damit es nicht auf die Leinwand im Hintergrund fällt. Das Studio muss recht groß sein, da die Entfernungen von Projektor zur Leinwand und von Leinwand zur Kamera wegen der gewünschten Schärfentiefe erheblich sind.

     

    Aufprojektion

    Fortschrittlicher ist dagegen die Aufprojektion. Hier werden Kamera und Projektor vor der Leinwand im rechten Winkel zueinander installiert. Über einen teildurchlässigen Spiegel am Schnittpunkt der optischen Achsen beider Geräte werden sowohl das Hintergrundbild auf die Leinwand geworfen, als auch die Darsteller mit dem Leinwandhintergrund zusammen von der Kamera aufgenommen. In unserer Abbildung ist dieser Spiegel als gelbes Rechteck zwischen Projektor und Kamera dargestellt. Die Leinwand muss bei diesem Verfahren aus speziellem hochreflektierendem Material mit sehr engem Abstrahlwinkel sein. Diese (Scotchlite) Leinwand wirft das Hintergrundbild am Stärksten senkrecht zurück, also dorthin, wo der Projektor und die Kamera angebracht sind. Steht man nicht genau in dieser Achse, kann man im Studio das Bild so gut wie gar nicht sehen. Und auch auf den Darstellern, die ja eigentlich von dem Projektionslicht getroffen werden, sieht man das Hintergrundbild nicht. Schließlich bestehen die Schauspieler ja nicht aus hochreflektierender Folie. Die Kamera jedoch bekommt so viel Licht von der Leinwand zurückgeworfen, dass selbst größere Leinwandflächen kein Problem darstellen.

     

    Diese axiale Anordnung hat auch den Effekt, dass man die Schatten der Darsteller (durch das Projektionslicht) auf dem Hintergrundbild (Leinwand) nicht sieht, weil sie diese selbst abdecken. Licht, welches seitlich auftrifft, wird von der Leinwand ignoriert. Dies hat den wichtigen Effekt, dass das Licht mit dem man die Schauspieler von den Seiten her ausleuchtet, das Hintergrundbild praktisch gar nicht stört. Insbesondere für preiswerte Kombinationstricks ist die Aufprojektion auch heute noch eine echte Alternative zu den aufwändigen und teuren Compositing-Verfahren.

     

  • Pyro-Technik

    WunderkerzenSilvester 1200Nicht nur bei Action-Filmen werden regelmäßig Explosionen oder auch Feuerwerke simuliert. Was muss man beachten?

  • Regie

    Aki und Mika KaurismäkiDer europäische Regisseur ist ebenso Künstler: Bei europäischen Regisseur-inn-en ist sogar oft die individuelle Handschrift gefragt

  • Regie-Assistenz

    RegieAssistenz1200Was genau macht eigentlich die Regieassistenz in Vorbereitung und Drehphase eines Films? Einblicke in ein komplexes Berufsbild...

  • Rolltitel

     Rolltitel500 Rolltitel sind die Titel, die am Ende des Films, also beim Abspann, einmal von unten nach oben durch das Bild wandern. Was muss man beachten?

  • Schals und Krawatten

    Schal Idil 1 1000Welche große Wirkung Schals oder Krawatten eigentlich haben können, obwohl sie so klein sind...

  • Schmuddel-Look

     

    Der Look und die Farbe

    Look1

    Jochen Striebeck in „Midsommar Stories" - Monochromer Bildeindruck durch Kamerafilter und Gegenfilterung

    Der „Look“ eines Filmes hat immer auch mit der Wiedergabe der Farben zu tun. Manchmal werden künstlerische Entscheidungen für einen bestimmten Hersteller aufgrund der Farbbalance getroffen. Je nach Filmsujet passen unterschiedliche Farbstellungen besser zu einer Produktion. Ein amerikanisches Road-Movie verlangt eher nach den kräftigen amerikanischen Blau- und Rottönen, ein historischer Film über die Nachkriegszeit eher nach entsättigten, fast schwarzweißen Farben.

     

    Auch, wenn nur noch selten auf analogem Film gedreht wird, so sind die Prinzipien dahinter auch heute für das digitale Grading weiterhin die Basis. Bis zum Jahrtausendwechsel stellte Kodak Eastman seine Filmmaterialien noch in zwei unterschiedlichen Farbstellungen her. Eine in den USA für den amerikanischen Markt für wärmere Hauttöne und die andere in Frankreich für den europäischen Markt mit etwas neutralerer Abstimmung. Da praktisch alle Farbfilmmaterialien auf Kodak-Eastman-Patenten beruhen, also sehr ähnlich aufgebaut sind, und alternative Farbmaterialien wie Orwo oder Agfa vom Kinofilmmarkt verschwunden sind, sind die Gestaltungsmöglichkeiten durch die reine Materialwahl begrenzt. Will man heute eine Geschichte in der Zeit des Kalten Krieges in Osteuropa spielen lassen, so stehen die Farbmaterialien, die den Look der damaligen lokalen Filmproduktionen erzeugten, gar nicht mehr zur Verfügung. Wie kann man es heute schaffen, die Aufnahmen nicht zu bunt, zu aktuell aussehen zu lassen? Welche Möglichkeiten bieten sich heute an, dennoch einen „Schmuddel-Look“ herzustellen.

     

    Kamerafilter und Optiken

    Look2

    Farbigkeit moderner Farbfilme widerspricht der tristen Location 

    Will man den Aufnahmen einen leichten Sepia-Touch geben, so wie bei alten Fotografien,färbt ein „Chocolate“-Filter die Bilder etwas bräunlich ein. Zusätzlich kann man mit leichten Diffusor-Filtern (Weichzeichnern) die Kontraste etwas abschwächen.

     

    Auch die Wahl der Optiken kann einen entsprechenden Look unterstützen. Objektive, die etwas weicher abbilden, etwa die älteren Cooke-Festoptiken, reduzieren die Farbintensität und helfen damit, die Aufnahmen etwas älter aussehen zu lassen.

     

    Ausstattung und Kostüme

    Die Kostüme, die Dekorationen und die Requisiten sollten möglichst farbreduziert sein. Grau-, Grün oder Brauntöne bieten sich an. Farbige Kleidungsstücke sollten entfärbt werden, oder in schwarzem Tee eingeweicht werden („geteet“.)

     

    Oldschool-Verfahren: Das Filmmaterial

    Kaum mehr gebräuchlich und doch sind diese Verfahren der Ursprung heutiger digitaler Farbkorrektur: Da sollte man frühzeitig mit den Lichtbestimmern des Kopierwerks sprechen und sich beraten lassen. Wenn nicht die hohen Kontraste und Brillanz modernster Materialien gewünscht werden, so gibt es auch spezielle Pastell-Materialien (Fuji). Materialien mit höherer Empfindlichkeit weisen etwas größeres Filmkorn auf und sehen damit eher so aus wie Farbmaterialien früherer Jahre. Auch die gezielte Kombination zwischen Aufnahmefilm (Negativ) und dem Kopiermaterial (Positiv) hilft, die Farbigkeit zu steuern. Möglichkeiten, die Gradation des Materials weicher zu machen, bietet auch die sogenannte Vorbelichtung des Filmmaterials.

     

    Kopierwerk

    Die Möglichkeiten der Farbbeeinflussung im Kopierwerk schwanken je nach Aufwand deutlich in den Kosten. Die Lichtbestimmung ist die günstigste Variante, sie muss ohnehin gemacht werden, ganz gleich ob natürliche oder veränderte Farbigkeit gewünscht wird. Die Gestaltungsmöglichkeiten in Richtung „Schmuddel-Look“ sind allerdings begrenzt.

     

    Eine deutlich die Produktionskosten erhöhende Variante ist die sogenannte Bleichbadüberbrückung. Diese kann sowohl bereits bei der Entwicklung der Negative (Aufnahmefilm) als auch bei der Herstellung der Kopie (Positivfilm) vorgenommen werden. Dabei handelt es sich um eine Beeinflussung des chemischen Entwicklungsprozesses, um die Farben stumpfer und verblasster aussehen zu lassen. Das Bleichbad (besteht aus: Wasser, Ammonium-Eisen, Ammoniumbromid und Mercaptotriazol) erfolgt normalerweise nach der Farbentwicklung. Ein Bleichbad wandelt entwickeltes, metallisches Silber in leichtlösliches Silbersalz, welches danach im Fixierbad mit anschließender Wässerung aus der Schicht entfernt werden.

    • Entwickeln im Farbentwickler mit Kupplerlösung

    • Stoppen der Entwicklung (10 sec)

    • Bleichen

    • Fixieren (3 - 5 min)

    • Wässern

     

    Die Farben werden weniger grell, wirken gedeckter, als wäre Schwarz beigemischt und haben einen rauen Charakter.

     

    Look3

    An der optischen Bank werden Schwarzweiß- und Farbintermed übereinander kopiertl  

    Das dritte und teuerste Verfahren im Kopierwerk arbeitet mit der optischen Bank (z. B. Oxberry). Dabei dürfen nur Systeme mit präzisestem Bildstand zum Einsatz kommen, da ein und dasselbe Filmbild übereinander kopiert wird. Hier sind Erfahrungen aus dem Videobereich (Bildmischer) auf die Kopiertechnik übertragen worden. Von dem auf Farbnegativ gedrehten Film wird sowohl ein schwarzweißes Zwischenpositiv auf Separation-Material, als auch ein farbiges Intermed Positiv hergestellt. In einem weiteren Arbeitsschritt werden beide Materialien auf ein Negativmaterial kopiert. Je nach Anteil des schwarzweißen und des farbigen Materials kann man von reinem Schwarzweiß bis zu farbigem Eindruck alle Zwischenstufen wählen. Ein zur Hälfte schwarzweißer und zur Hälfte farbiger Anteil erzeugt einen sehr überzeugenden historische Eindruck. Auch in Form von Blenden kann man stufenlos zwischen Schwarzweiß und Farbe hin- und herwechseln. Allein schon wegen der Kosten der Intermed- Materialien ist dieser Prozess sehr kostspielig. Er erlaubt aber auch die größten Gestaltungsmöglichkeiten.

     

    Farbkorrektur, Video

    Wurde auf Video gedreht oder der Film abgetastet oder gescant, so bietet die elektronische Farbkorrektur mit den bekannten Werkzeugen noch viel stärkere Möglichkeiten der Farbsteuerung. Sie bietet programmierbare Einzelszenenkorrektur.

     

    Entsättigung, Kontrastteuerung und selektive Beeinflussung der Farbsättigung sind heutzutage Standard. Weiß- und Schwarzwert (ab wann etwas als Grau oder Schwarz gilt), die Gradation (wo der mittlere Grauwert liegt), die Farborte (wo die Veränderungen greifen sollen, ob in dunklen (Shadows), mittleren (Midtones) oder hellen (Highlights) Bildbereichen) können justiert werden. Für die Farbanteile kann man die Sättigung (Saturation, Chroma) und den Farbwinkel (Hue) einstellen.

     

    So ziemlich alles, was man mit einem ordentlichen Grafikprogramm am Computer an Fotos beeinflussen kann, lässt sich auch an modernen Videoprozessoren (z. B. DaVinci Renaissance, Quantel, Pogle Platinum, Kopernikus,) einstellen. Doch auch preiswertere oder sogar kostenlose Systeme, die auf PC-Basis laufen, wie Apple Final Cut, Avid Xpress oder Premiere bringen mächtige Werkzeuge mit , mit denen ein Schmuddel-Look auf Video-Ebene realisierbar ist.

     

  • Shot-List

    FilmsetAm Drehort kann eine Shotlist ungemein hilfreich sein. Was genau gehört dort hinein, wie ist sie aufgebaut?

  • Soderberghs iPhone Film

    Steven Soderbergh wirbt begeistert für seinen mit dem Smartphone gedrehten "Unsane". Sind Handys die Zukunft des Filmemachens?

  • Symbole: Fenster

    Fenster Frau Montage 1000In zahllosen Filmen spielen Fenster eine wichtige Rolle. Welche Bedeutungen haben Fenster filmsprachlich?

  • Vertigo-Effekt

    Trügerische Sicherheit

    Vertigo Kamera 2000

    Während die Kamera zurückfährt, 'fährt' die Zoom-Optik scheinbar vor. Die Gegenläufigkeit sprengt optische Gesetze.

     

    Unser Umgang mit der wirklichen Welt, unsere Sicherheit bei unseren Bewegungen, beim Einschätzen von Situationen, wird geprägt durch jahrelange Erfahrungen, durch das intuitive Erlernen physikalischer Gegebenheiten. Wie einst die Jahrmarktsbuden mit ihren Zerrspiegeln, versucht auch das Kino ab und an, uns dieser Erfahrungswerte für kurze Zeit zu berauben.

     

    Viele Blockbuster-Filme wie "Matrix", "Terminator", "Harry Potter", "Der Herr der Ringe" etc. überbieten sich gegenseitig mit aufwändigen Trickeffekten, die ohne High-Tech-Workstations niemals realisierbar wären. Manche Tricks aber entstehen tatsächlich noch immer am Drehortselbst und erfordern hohe Präzision. Zu diesen gehört die gleichzeitige Kamerafahrtverbunden mit gegenläufiger Zoomfahrt, nach einem ihrer ersten Kinoeinsätze auch "Vertigo-Effekt" genannt. Die Reihe der verschiedenen Benennungen des gleichen Effekts ist lang: "Travelling back-zooming in", "Contra zoom", "Schärfentiefefahrt" oder "Gegenläufige Zoom-/Kamerafahrt" lauten weitere Varianten.

     

    Vertigo

    In diesem Hitchcock-Klassiker vermittelt der Kameratrick ein schwindelerregenden Eindruck, lässt den Zuschauer förmlich den Boden unter den Füßen verlieren. In der Rolle als ehemaliger Polizist mit Höhenangst verliebt sich James Stewart (als John Ferguson) in Kim Novak (Madeleine), die sich, getrieben von Suizidgedanken, von einem Kirchturm stürzt. Seine Höhenangst verhindert, dass er sie retten kann, was dem Zuschauer visuell spektakulär vermittelt wird.

     

    Um eine entsprechende Schienenfahrt verwirklichen zu können, wurde das Treppenhaus in "Vertigo" übrigens liegend aufgebaut. Brian de Palma hat in seiner Hommage an Hitchcock, dem Film "Obsession" (ein Remake), ebenfalls mit diesem Kameratrick gearbeitet. Um den Eindruck zu intensivieren, beschäftigte de Palma übrigens auch den gleichen Komponisten, Bernard Hermann.

     

    Widerspruch

    Die Größe der Person bleibt gleich, obwohl die Kamera sich immer weiter entfernt. Das Zoomobjektiv gleicht die Größenveränderung aus

    Die Größe der Person in der nebenstehenden Abbildung bleibt gleich, obwohl die Kamera sich immer weiter entfernt. Das Zoomobjektiv gleicht die Größenveränderung aus. Für den Zuschauer wird ein optischer Widerspruch aufgebaut, der einerseits aus einem "sich nähern, zufahren, auf etwas zufallen oder stürzen" (Zoom fährt voraus) und andererseits aus einem "zurückweichen, nach hinten gehen oder fahren" (Kamera fährt auf Schienen zurück) besteht. Damit trifft der Effekt genau die Situation der Hauptfigur mit ihrer unüberwindlichen Höhenangst. Die Sehnsucht, sich in die Tiefe zu stürzen, trifft auf die Angst vor dem Fall.

     

    Umsetzung

    Technisch gesehen, wird die Zoom-Optik verwendet, um den Bildwinkel in dem Maße entgegengesetzt zu verändern, wie er sich durch die Kamerafahrt ändert. Fahre ich mit der Kamera von einer Person zurück (Perspektive ändert sich), so müsste diese eigentlich immer kleiner werden. Wenn ich aber gleichzeitig im selben Maße die Person mit dem Zoomobjektiv näher heranhole, sodass sich deren Größe im Bild nicht ändert, entsteht ein perspektivische Störung.

     

    Am Drehort selbst bedeutet die Umsetzung dieses Effektes höchste Genauigkeit in der Koordination von Kameraassistent und Kamera-Bühne. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Dolly-Fahrer die Kamera vor- oder zurückfährt, und jene, mit welcher der Kameraassi die Zoomfahrt ausführt, müssen absolut gleichmäßig und präzise sein. Ganz nebenbei will auch die Schärfe während der Distanzveränderung zum Darsteller nachkorrigiert sein. Daran sind schon manche Profis gescheitert, auch wenn die technischen Hilfsmittel wie Motorzoom und Fernschärfe komfortabler sind als zu Hitchcocks Zeiten. Der menschliche Faktor und zahlreiche Unwägbarkeiten machen diesen Trick auch heute noch zu einer großen Herausforderung. Für eine perfekte Koordination sorgt heutzutage (wenn das Budget groß genug ist) die Motion-Control, denn hier können die verschiedenen Parameter vollständig vom Computer koordiniert und gesteuert werden. Filme wie "Road to Perdition", "Bang Boom Bang", "Spy Game", "Heat", "Der Herr der Ringe", "Pollock" sind dafür Beispiele.

     

    Tilt & Shift

    Eine gewisse Verwandtschaft mit diesem Effekt haben sogenannte "Tilt & Shift"-Objektive. Bei diesen ist eine der Linsen (meist die Frontlinse) beweglich angeordnet und kann in einem gewissen Umfang (bis ca. 180 Grad) gedreht werden. Man kann damit z. B. für Architekturaufnahmen stürzende Linien (etwa bei Straßenaufnahmen an hohen Häusern hinauf) korrigieren. Oder es gelingt, Objekte im Vordergrund gleichzeitig mit dem Mittel und Hintergrund scharf abzubilden, ohne dass man eine kleine Blende einstellen muss. Damit werden physikalische Gesetze etwa der Schärfentiefe ad absurdum geführt. Man kann das ganze Bild förmlich drehen. Verstellt man die Linse(n) bei laufender Kamera, so stellt sich ebenfalls ein den Zuschauer verwirrender Effekt ein.

     

    Physiologische Erklärung

    Die menschliche Wahrnehmung arbeitet bei der unbewussten Beurteilung von Größenverhältnissen sowohl mit der Größe (Größe des Darstellers im Bild), als auch mit Verhältniswerten (Abstand des Betrachters vom Vordergrund und Hintergrund). Der Vertigo-Effekt konfrontiert den Zuschauer mit dem in der Wirklichkeit nicht vorkommenden Veränderung der Perspektive ohne Veränderung von Größenverhältnissen. Ein wichtiger Teil unserer Seherfahrung wird plötzlich ad absurdum geführt. Was liegt näher, als wenn man Veränderungen in der Psyche von Filmfiguren oder in deren Wahrnehmung anderer Filmfiguren oder der Sicht des Zuschauers mit diesem Effekt zu verstärken? In "GoodFellas" von Martin Scorsese etwa taucht der Effekt am Höhepunkt des Films auf: Henry Hill (Ray Liotta) und Jimmy Conway (Robert de Niro), die alten Freunde, sitzen sich im Restaurant gegenüber. Als Henry erkennt, dass Jimmy ihre Freundschaft verraten hat, ändert sich die Perspektive ganz langsam, doch die Größe der Personen bleibt konstant.

     

    Schärfenveränderung

    Griem Flur 2000

    Die Person im Vordergrund bleibt durchgehend scharf, während der Hintergrund zunehmend Unschärfe annimmt.

     

    Je nach Arbeitsblende und Brennweite geht dieser Kameratrick einher mit einer Veränderung der Schärfentiefe. Damit kann eine Filmfigur aus einer Menschenmenge, in der man gerade noch viele andere Personen gesehen hat, so weit optisch isoliert werden, dass die Menschenmenge nur noch in absoluter Unschärfe liegt. Nur unsere Filmfigur wird dann noch wahrgenommen. Leider wird der Effekt auch oft unnötig eingesetzt und sollte eigentlich nur extrem selten und nur für wirklich sinnvolle, der Filmstory angemessene Momente eingesetzt werden.

     

     

     

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