Ein rundum gelungenes Animationsfilm-Debüt von Wes Anderson. Ein Riesenspaß!
Der Fuchs und das Mädchen
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Der Fuchs und das Mädchen Family/Abenteuer, Frankreich, 2007 REGIE: Luc Jacquet |
Regie: Luc Jacquet
Kinostart: 27. Dezember 2007
Ein kleines Mädchen begegnet bei einem Waldspaziergang einem Fuchs. Fasziniert von dessen Schönheit, wünscht sich sie sich nichts mehr, als den Fuchs wiederzusehen und ihn zu zähmen.
Ein Winter vergeht und das Mädchen sieht das Tier nicht wieder. Als der Frühling die Tage wieder wärmer macht, bietet sich die Gelegenheit den verlorenen Waldbewohner zu finden. Mit viel Geduld und Liebe gelingt es ihr den Fuchs zu finden und zu zähmen.
Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft, die bald die Grenzen zwischen Mensch und Natur überschreitet. Das Mädchen sieht in ihrem Weggefährten nicht das wilde Tier und erwartet von ihm die gleichen Dinge wie von einem Menschen.
Konfrontiert mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen erhält der Zuschauer Einblick in eine besondere Freundschaft. Allerdings fragt man sich teilweise, ob der Film eine reale Begebenheit darstellen will oder eher eine Fiktion. Der Fuchs, welcher von dem Mädchen mit nach Hause genommen wird und dann aus Nervosität durch ihr Fenster springt, liegt zuerst mit tiefer Schnittwunde scheinbar tot am Boden, ist dann aber nach kurzer Zeit wieder lebendig . Zu Beginn wird sehr viel Wert auf die Beziehung der Beiden gelegt, zum Ende hin wirkt das Verhältnis eher übertrieben.
Der Film vermittelt auf anschauliche Weise, dass Mensch und Natur schon lange nicht mehr zusammengehören und dass die meisten Tiere nicht ohne Grund Angst vor uns haben. Das Mädchen begegnet völlig naiv den Gesetzen der Natur, sie lässt sich auf den Wald ein und gehört für einen Moment sogar dazu. Der Zuschauer kann sich ein Bild davon machen, wie es sein kann, wenn wir Wälder und Wiesen nicht beherrschen wollen, sondern einfach nur mit der Natur zusammenleben.
Bald verändert sich die zuerst sehr starke Bindung der beiden, das Mädchen sieht in ihrem Tier nur noch einen Spielkameraden. Von diesem Punkt an wird man mit einer wahren Tatsache konfrontiert, trotzdem gelingt es dem Film nicht wirklich zu überzeugen. Man fragt sich, warum ein ernstzunehmender Film plötzlich ein übertriebenes Ende braucht, warum es nötig ist den Fuchs am Ende wieder "auferstehen" zu lassen. Die Botschaft des Films wird auch ohne diesen Schluss deutlich.
Der Film enthält viel Potenzial, man erkennt aber, dass diese Produktion darauf aus ist, die Masse zu begeistern und deshalb Wert auf eine märchenhafte Inszenierung legt. Entsprechend der kommen Weihnachtszeit liefert Luc Jacquet eine romantische Interpretation, die allerdings nur als Lektüre für kalte Wintertage bestehen kann.
Gesehen von Christine Schäfer
Der Junge im gestreiften Pyjama
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Der Junge im gestreiften Pyjama 94 Min., USA/ Großbritannien 2008 REGIE: Mark Herman DARSTELLER: Asa Butterfield, Jack Scanlon, Amber Beattie, David Thewlis, Vera Farmiga, Richard Johnson, Rupert Friend |
Regie: Mark Herman
Kinostart: 7. Mai 2009
Ein Offizier muss dorthin gehen, wohin sein Vaterland ihn schickt. Dies lernt der achtjährige Bruno als er mit seiner Mutter und seiner großen Schwester seinem Vater, der als Nazioffizier in eine trostlose Gegend versetzt wird, folgen muss und alle seine Freunde hinter sich lässt.
Durch das Fenster in seinem Zimmer in dem neuen, tristen, einsamen Haus sieht Bruno eine Gruppe von Menschen die er für Bauern auf einem Bauernhof hält. Doch etwas erscheint ihm merkwürdig: die Bewohner tragen immer gestreifte Pyjamas.
Bruno fühlt sich in seinem neuen Zuhause einsam und langweilt sich. Also setzt er sich über das Verbot seiner Mutter hinweg, nicht in den Garten hinter das Haus zu gehen und macht sich auf den Weg zu dem vermeintlichen Bauernhof. Dort, hinter einem Zaun entdeckt er einen gleichaltrigen Jungen mit dem für Bruno komisch klingenden Namen Shmuel. Die beiden Jungen freunden sich an.
Auch als Bruno erfährt, dass Shmuel ein Jude ist und die beiden Jungs nicht befreundet sein dürfen, geht er immer wieder zu dem "Bauernhof" um mit seinem Freund zu reden und zu spielen.
Derweil ergeben viele Geschehnisse in dem neuen Zuhause Rätsel für Bruno auf. Warum stinkt der Rauch der von dem Bauernhof kommt so? Warum verbannt seine Schwester ihre Puppen? Wieso ist Pavel, die jüdische Küchenhilfe, plötzlich verschwunden? Auch Brunos Mutter erfährt erst durch einen bissigen Spruch von Leutnant Kotler, was tatsächlich in dem vermeintlichen "Arbeitslager" passiert. Die Familie zerbricht immer mehr.
Als Shmuels Vater verschwindet beschließt Bruno, der Forscher werden möchte, seinem Freund bei der Suche nach seinem Vater zu helfen. Dieser Entschluss hat jedoch tragische Folgen.
Die Diskriminierung der Juden aus der Sicht eines "arischen" Jungen der nicht von der Naziideologie eingenommen ist und an die Umstände mit einer starken Naivität herangeht, zeigt noch einmal ganz deutlich wie willkürlich und absurd die "Gesetze" damals entstanden sind. Bruno macht sich Gedanken zu dem was er sieht und er kann die Ungleichheiten nicht verstehen.
Bruno ist genauso wie sein neuer Freund Shmuel unschuldig. Ihre Neugierde führt sie zueinander. Das Einzige was Shmuel im Gegensatz zu Bruno verbrochen hat ist, dass er Jude ist.
"Der Junge im gestreiften Pyjama" ist sehr sensibel und fern von Klischees inszeniert. Es ist gerade die Menschlichkeit, die allen Charakteren, so schreckliche Dinge sie auch tun, innewohnt, die einen bei diesem Film verstört.
Die Geschichte wird durch eine Familie und zwei Jungen im Deutschland der 40er Jahre erzählt. Schon in diesem Mikrokosmos zeigen sich unterschiedliche Perspektiven: Brunos Oma ist gegen den Faschismus, der Opa steht hinter der Ideologie, der Vater führt die Gesetze aus, die Mutter benimmt sich so wie es von ihr als Frau zu jener Zeit verlangt wird, macht jedoch, nachdem sie von dem wahren Umfang der Arbeit ihres Mannes erfährt, ihre Ansichten klar und versucht ihren Mann von dem Unrecht zu überzeugen. Brunos Schwester verbannt ihre Puppen in den Keller und behängt sich ihr Zimmer voll mit Postern der Hitlerjugend und schwärmt für den jungen Leutnant Kotler der seinerseits einerseits eine Grausamkeit ausstrahlt und andererseits den Verrat seines eigenen Vaters nicht meldete und sich somit strafbar machte. Dann gibt es den Juden Pavel, der bei Brunos Familie als Küchenhilfe arbeitet und bei dem sich herausstellt, dass er früher Arzt war.
"Der Junge mit dem gestreiften Pyjama" hinterlässt tiefe Spuren und lässt eine existentielle Traurigkeit zurück. Er weißt noch einmal darauf hin, dass wir nicht vergessen dürfen, was damals geschah und dass wir nie wieder zulassen dürfen, dass so etwas wie der Holocaust noch einmal geschieht. Die Freundschaft der unschuldigen Kinder, die nicht wissen, was vor sich geht und sich trotz Verboten für eine Freundschaft entschließen zeigt, dass es möglich ist kulturelle und ethnische Unterschiede zu überwinden.
Gesehen von Mareike Dobewall



