Namen...
Die Art, wie Kreative in Filmtiteln genannt werden, sagt viel über deren Bedeutung, über die Art der Zusammenarbeit und mehr aus. Dabei wird die Art der Nennung nicht etwa zufällig gewählt, sie hat durchaus etwas zu bedeuten. Etwa, wenn mehrere Autor*Innen gemeinsam gearbeitet haben, wird durch die Reihenfolge und Art der Nennung deren Anteil am Gesamtdrehbuch zum Ausdruck gebracht.
Auch wenn das viele Drehbuchautoren von sich weisen, oft ist das, was sie als Originaldrehbuch bezeichnen, inspiriert von journalistisch recherchierten Artikeln Anderer, manches ist schlichtweg kopiert, manches inzwischen von der Künstlichen Intelligenz generiert. Diese Zusammenhänge werden allerdings selten offengelegt und so gibt es in diesen Fällen auch noch keine adäquate Titelnennung.
Die Anderen
Gar nicht selten werden Drehbuchautoren auch ausgewechselt, weil Redaktionen oder Produktionsfirmen unzufrieden sind mit der geleisteten Arbeit und so werden andere Autoren damit beauftragt, eine vorliegende Drehbuchfassung zu überarbeiten, zu retten, teilweise fast neu zu schreiben. Wenn man sich beispielsweise Auftragsproduktionen des deutschen Fernsehens anschaut, so überwiegen eher schwache, unausgereifte, nicht selten sogar miserable Drehbücher.
Drehbuchdramaturgen, Script-Doktoren sind gefragt, die wenigstens die gröbsten Schwächen in Drehbüchern identifizieren und optimieren helfen. Diese tauchen allerdings eher im Abspann, nicht im Anfangstitel der Filme als "Dramaturgie", "Dramaturgische Beratung" oder "Script Supervisor" auf. Häufig sind es auch die Regisseure, die Drehbücher überarbeiten und umschreiben müssen, damit diese verfilmbar werden, auch hier stellt sich die Frage, wie deren kreative Beiträge gewürdigt werden. Oft versuchen die Produktionsfirmen um Ärger zu vermeiden, diese Leistung als "Drehbuch einrichten" abzutun und die Regisseure werden für die Leistung weder im Titel genannt noch bezahlt.
Die unterschiedlichen Namensnennungen von Drehbuchautor:innen im Filmtitel oder Abspann folgen bestimmten, oft gewerkschaftlich (v. a. durch die Writers Guild of America, WGA) festgelegten Regeln – vor allem in Hollywood. Diese Nennungen können viel über die Art der Zusammenarbeit oder Rollenverteilung aussagen. Auch darüber, in welcher Abfolge die Zusammenarbeit stattgefunden hat etc.
Autoren
- Drehbuch: Petra Schreiber
(Petra Schreiber hat sich sowohl die Filmgeschichte ausgedacht als auch das Drehbuch geschrieben, sie ist quasi eine Solo-Autorin)
Co-Autoren
- Petra Schreiber & Anton Autor
(Diese Schreibweise bringt zum Ausdruck, dass beide Autoren gemeinsam, also zur gleichen Zeit an dem Drehbuch gearbeitet haben.)
- Petra Schreiber und Anton Autor
(Diese Schreibweise bedeutet, dass die beiden Autoren nacheinander in der genannten Reihenfolge an dem Drehbuch geschrieben haben.)
Mitautoren
- Geschrieben von Petra Schreiber und Anton Autor
(Diese Schreibweise bedeutet, dass Petra Schreiber zunächst eine oder mehrere Fassungen schrieb und später unabhängig von ihr Anton Autor diese unabhängig von ihr überarbeitet hat.)
- Idee: Petra Schreiber
- Drehbuch: Anton Autor
(Die Grundidee, das Konzept zu dem Film / der Serie stammte von Petra Schreiber, Anton Autor schrieb das Drehbuch und die Dialoge)
- Nach einer Geschichte von / Basierend auf Figuren von Petra Schreiber
(Der Film basiert auf einer bereits existierenden literarischen Vorlage, wie einer Erzählung, einem Roman, Franchise oder einem früheren Drehbuch)
Drehbuch:
- Petra Schreiber
- Anton Autor
(Petra Schreiber und Anton Autor haben unabhängig voneinander am Drehbuch gearbeitet.
Es war keine enge Zusammenarbeit, sondern waren aufeinanderfolgende Versionen oder Überarbeitungen. Vielleicht hat Anton Autor das Drehbuch überarbeitet oder umgeschrieben.)
Die Reihenfolge und Form der Namensnennung sind natürlich für die eigene Vita der Autoren, vor allem aber rechtlich relevant, weil damit auch die Fragen der Urheberrechte, der Tantiemen (VG Wort) und natürlich auch von Filmpreisen (Oscars etc. für "Bestes Drehbuch") nach Außen deutlich sichtbar gekennzeichnet werden.
Streitfälle
Weil die Namensnennung so bedeutsam ist, gab es beispielsweise in Deutschland, Österreich und der Schweiz diverse Fälle, wo Autoren deshalb vor Gericht gegangen sind und wegen der Urheberrechte und Namensnennung gestritten haben. Häufig ging es dabei auch um die Grundideen und darum, ob diese bereits schutzfähig waren. Hierzulande haben ARD und ZDF diesbezüglich Standards für ihre Auftrags,- und Koproduktionen festgelegt.
Während bei uns solche Streitigkeiten zumeist hinter verschlossenen Türen verhandelt werden, trägt man sie in den USA nicht selten öffentlich aus. Besonders prominente Fälle haben dort reichlich für Schlagzeilen gesorgt.
Juristische Auseinandersetzungen
- „Citizen Kane“ (1941) – Orson Welles stand als Drehbuchautor im Titel, tatsächlich war höchstwahrscheinlich Herman J. Mankiewicz der Hauptautor.
- „Roman Holiday“ (1953 mit Filmlegende Audrey Hepburn) – Dalton Trumbo stand damals auf der (Mc Carthy) Blacklist und wurde nicht genannt. Erst 2011 Jahre nach seinem Tod, wurde ihm die Titelnennung zugesprochen.
- „The Deer Hunter“ (1978) – Drehbuchautor Deric Washburn mit Regisseur Michael Cimino, der die Idee mitentwickelte, stritten sich über die Urheberschaft.
- „Coming to America“ (1988) – Art Buchwald verklagte Paramount, weil er die Idee zum Film hatte und weder genannt noch bezahlt wurde.
- „The Rock“ (1996) – Jonathan Hensleighs hatte maßgeblich am Drehbuch mitgeschrieben und wurde im Abspann aber nicht genannt.
- „The Last Samurai“ (2003) – Michael Alan Eddy stritt mit Warner Bros. die John Logan, Edward Zwick
und Marshall Herskovitz als Autoren nannten. - „The League of Extraordinary Gentlemen“ (2003) – Larry Cohen und Martin Poll verklagten 20th Century Fox, Grundideen eines drehbuchs, das sie Fox angeboten hatten, übernommen zu haben.
- „12 Years a Slave“ (2013) – Streit Regisseur Steve McQueen und Drehbuchautor John Ridley
- Yesterday“ (2019) – Jack Barth hatte die Idee entwickelt und war mit der Nennung unter "Story by" nicht zufrieden. Richard Curtis wurde als alleiniger Drehbuchautor genannt.
- „Top Gun: Maverick“ (2022) – Shaun Gray der Cousin des Drehbuchautors Eric Singer, behauptete, an wichtigen Szenen des Films mitgewrikt zu haben, aber keinen Titel erhalten zu haben.
Dies sind nur ein paar wenige Beispiele. Um solche und andere Streitigkeiten zu vermeiden, kann man versuchen, Titelnennungen bereits in den Verträgen festzuhalten. Doch was tun, wenn sich nach der Beauftragung herausstellt, dass der Autor kein gutes Drehbuch hinbekommt und ausgewechselt wird? Auch diese Möglichkeit sollte in einem Vertrag berücksichtigt werden.
Entsprechende Formulierungen können festschreiben, dass im Fall einer Überarbeitung durch Dritte der ursprüngliche Autor [in unserem Beispiel Petra Schreiber] als Drehbuchautor im Vor- und/oder Nachspann des Films mindestens mit dem Hinweis: „Drehbuch von Petra Schreiber“ oder – bei grundlegenden Rewrites – „Basierend auf einem Drehbuch von Petra Schreiber“ genannt wird. Das kann viel nachträglichen Ärger ersparen.
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