Kinostart: 23. September 2004
Es ist die Not, welche Griets (Scarlett Johansson) Familie dazu zwingt, die junge Tochter als Dienstmädchen in das Haus des Malers Vermeer (Colin Firth) zu schicken.
Wir befinden uns mitten in der Renaissance, irgendwo in Delft und die Regeln der Stände, die ungeschriebenen Gesetze, was ein Dienstmädchen darf und was nicht, erweisen sich als unkompatibel mit Griets Neugier auf die Welt der Farben und des Lichts.
Es wird nicht gerne gesehen im Hause des Malers, wenn eine Magd sich über den eng gesteckten Rahmen von Putz-, Wasch,- und Einkaufstätigkeiten hinaus wagt. Es kommt, wie es kommen muss, sie wird Vermeers persönliche Assistentin, mischt ihm die Farbpigmente, wird sein Model, bekommt den Hass der Ehefrau und der ältesten Tochter zu spüren.
Regisseur Peter Webber, der wie sein Ausstatter Kunst studiert hat, ließ sich voll und ganz auf die Welt Vermeers ein. Dem Film ist nicht anzumerken, dass er nicht im Delft des 17. Jahrhunderts, sondern weitgehend in Luxemburger Studios gedreht wurde.
Der Film kommt ohne viele Worte aus, verlässt sich auf zahllose Blicke, Gesten, auf Bildkompositionen, die selbst wie Gemälde daherkommen, auf Licht und Farbgebung die direkt aus den Meisterwerken Vermeers zu stammen scheinen. Augen und Mund werden endlich wieder als die zentraleren Sexualorgane des Menschen entdeckt und so wohnen die Zuschauer diversen Liebesakten bei, welche Griet und Vermeer gänzlich bekleidet und ohne jede Berührung, irgendwo zwischen zermahlenen Farbpigmenten, sanftem Sonnenlicht und rätselhaften, dunkeln Winkeln des Künstlerhauses erleben.
Es sind die malerischen Bilder, die Blicke der schönen Hauptdarstellerin, die überzeugende Ausstattung und glaubwürdige Darsteller, welche einen kleine inhaltliche Durststrecken und hier und da eine nicht ungefährliche Nähe zu filmischem Barock vergessen machen. Ein Film für die Sinne, den man sich unbedingt auf der Kinoleinwand anschauen sollte.
Gesehen von Mathias Allary