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Mouth to Mouth

 

Mouth to Mouth

 

Regie: Alison Murray

Irgendwann wird aus einem hoffnungsvollem Projekt blutiger Ernst

Zuerst wird man als Hollywood-genormter Kinobesucher nicht ganz schlau aus diesem Film: ist das nun Mutter-Tochter-Melodram, Selbstfindungsgeschichte eines Teenagers, Sekten-Sozialdrama oder künstlerisch ambitionierter Film mit "Tanzeinlagen"? Es ist eine Mischung aus all diesem, und wenn man das mal als Voraussetzung betrachtet, erschließt sich dem Zuschauer ein ganz neuer, eigenwilliger Regiestil.

Es beginnt bereits mit Tanzschritten: ein Teenager bahnt sich mit schleppenden, stampfenden Bewegungen einen Weg durch die Menschenmenge in der Fussgängerzone. Intuitiver kann man den Seelenzustand der Figur zwischen lebensfroher Leichtigkeit und erdenschwerem Trotz fast nicht begreifbar machen. Immer wieder sind solche teilweise bizarren Einlagen in den Film eingebaut, zeigen die Hoffnungen und Motivationen der Protagonisten auf eine sehr ungewöhnliche Art und Weise- besonders der Mutter-Tochter-Tanz zwischen Vertrautheit und Freiheitsstreben oder der Freiheitstanz des entkommenen Pärchens zum Schluss sind Glanzpunkte des Films und verleihen ihm eine unverwechselbare Ästhetik.

Die Handlung verfolgt eigentlich keine einheitliche Thematik. Zu Beginn schließt sich die 16jährige Sherry aus London in Berlin einer Gruppe namens Sparks an, die das Ziel verfolgt, mit sozial schwachen Menschen- Junkies, Obdachlose, orientierungslose Jugendliche- auf einer Farm in Portugal eine Gemeinschaft aufzubauen, in der jeder seinen Platz hat, wenn er sein Leben in den Griff bekommt.
In zwei alten VW-Bussen geht die Reise los. In der ersten Hälfte wähnt man sich in einem Road Movie- das Zusammenleben der Gruppe wird gezeigt; man besorgt sich Essen aus Abfallcontainern, wächst zusammen und fiebert der Ankunft entgegen.  Durch einen leichsinnigen, absolut dämlichen Unfall stirbt bei einer außerplanmäßigen Rast das jüngste Mitglied der Gruppe. Zum ersten Mal ist das Gleichgewicht gestört, und als der charismatische Anführer beschließt, den Vorfall unter den Tisch fallen zu lassen, um das Projekt nicht zu gefährden, ahnt man, dass dieser Film ein eine andere Richtung gehen wird. In einem bizarren Ritualtanz um den brennenden Bus verarbeitet die Gruppe das schockierende Erlebnis.

In Portugal spitzen sich die Ereignisse zu. Sherrys Mutter, die ihr gefolgt ist, findet Gefallen an dem Aussteigerleben und schließt sich der Gemeinschaft an. Der Anführer entpuppt sich immer mehr als Diktator, der mit drastischen Mitteln Verstöße gegen die von ihm aufgestellten Regeln ahndet. Immer tiefer geht die Gehirnwäsche, und zum Schluss schaffen es nur drei Personen, die Barriere im Kopf zu überwinden und aus diesem Gefängnis zu fliehen.

 

Gesehen von Johannes Prokop

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