"Offside"
|
|
| Daten |
|
"Offside" von Jafar Panahi Iran REGIE: Jafar Panahi DARSTELLER: Sima Mobarak-Shahi, Shayesteh Irani, Ayda Sadeqi |
Kinostart: 29. Juni 2006
Regie: Jafar Panahi
Teheran. Ein Bus voller grölender Fußballfans - alle männlich. Unter ihnen das in Basecap und Schals vermummte, schüchterne Gesicht eines Mädchens. Ihr Ziel ist dasselbe: das WM Qualifikationsspiel Iran gegen Bahrain.
Es ist Frauen im Iran untersagt ein Fußballspiel zu besuchen; die harte Sprache der Männer ist nach Ansicht der Sittenpolizei der Mullahs nicht für ihre Ohren bestimmt. Nachdem sie tatsächlich ihren Weg durch die Tore des Stadions meistert, wird besagtes Mädchen direkt entlarvt und verhaftet. In der Umzäunung vor der Mauer des Stadions werden schon weitere Eindringlinge bewacht. Die Mädchen können dem Spiel zwar lauschen, sind jedoch auf die Kommentare des fußballunbedarften Wachpersonals angewiesen.
Die Gruppe macht ihren Bewachern ihre Arbeit nicht leicht. Aufmüpfige Dialoge stellen mit viel Witz und Eigenironie die Unsinnigkeit der Situation dar. Die Mädels lieben Fußball, spielen selbst und wissen wovon sie reden. Sie analysieren das Spiel, stellen es auf kleinstem Raum nach und fiebern für ihre Mannschaft und deren Teilnahme an der WM in Deutschland. Die Dynamik der Gruppe ist immens; ein geglückter Fluchtversuch über die Toilette, eine neue Leidensgenossin als Wachmann uniformiert und viele, viele Worte.
Bis auf einzelne Szenen wird der Film in dieser Kulisse erzählt, bis die Verhafteten in einem Minibus vom Stadion abgefahren werden. Hier werden die einzelnen Charaktere weiter aufgelöst und die Beziehung zwischen Bewachten und Bewachern entspannt sich. Schließlich aus dem Radio: "1:0 für den Iran! Willkommen in Deutschland!" Der Weg führt durch begeisterte, feiernde Mengen und auch im Auto umarmt und küsst man sich. Im Abspann läuft die Nationalhymne.
Wie kritisch steht Offside letztendlich den Zuständen im Iran gegenüber? Auf der Pressekonferenz reden manche von einer Idealisierung - Fundamentalismus in Bezug auf Fußball als indirekte Propaganda für den Gottesstaat? Wie viel Kritik an sozialen Verhältnissen lassen Zäsurbedingungen zu? Und ist es so einfach getan mit Friede Freude, Eierkuchen - der Fußball vereint uns alle?
Fest steht Offside problematisiert die Rechte der Frau und hat viel zu sagen; die Mädels haben viel zu sagen und es fällt schwer ihnen nicht die Ehrenplätze auf der Tribüne einräumen zu wollen.
Gesehen von Franziska Hoenisch
One - Der Film
|
|
| Daten |
|
One - Der Film USA REGIE: Ward M. Powers DREHBUCH: Ward M. Powers DARSTELLER: Chad Munce, Edwin de Jong, Steve Oatley |
Regie: Ward M. Powers
Kinostart: 03. Mai 2007
Ein Trend, der hoffentlich eine Strömung ankündigt. Immer mehr gewinnt der Dokumentarfilm an interessiertem Publikum. Immer mehr steigt die Nachfrage nach Informationen, Emotionen und Philosophie aus der Realität und nicht aus der Traumfabrik Hollywood. Eine klare Bestätigung liefert dafür auch ONE-der Film von Ward M. Powers. ONE-der Film ist ein Dokumentarfilm, der sich mit dem Leben beschäftigt, dem was dahinter steht und dem was uns alle betrifft ohne irgendwelche Unterschiede. Es war die Vision von Ward M. Powers, einem 45 jährigen Anwalt, den verschiedensten Menschen die vielleicht wichtigsten Fragen zum Leben zu stellen und aus den Antworten einen Film zu machen. Ohne zu wissen, was es bedeutet einen Film zu machen, holte er sich Unterstützung bei seiner Frau und Freunden. Mit einer Kamera und 20 Fragen zogen sie los und trafen über 100 Menschen, verschiedenster Nationen und Religionen. Später wendeten sie sich auch an Denker, Lehrer, Psychologen, Philosophen und Glaubensvertreter. Sie stellten Ihnen die gleichen Fragen und sie bekamen verschiedene Antworten. Am Ende wurde dennoch klar, dass im Grunde alle eins sind. Und der Beweis ist ONE-der Film.
Dem Regisseur Ward Powers ist es gelungen einen Film zu machen, der zum Nachdenken anregt, der anspricht und der vielleicht die ein oder andere Einsicht bringt. In jedem Fall aber gegenseitiges Verständnis bewirkt. Was jedoch die Umsetzung des Films betrifft, so werden erfahrene Cineasten mit Blick für Auflösung und Cadrage jedoch nicht auf ihre Kosten kommen. Denn optisch bietet der Film tatsächlich nur die Darstellung verschiedener Personen an verschiedenen Orten. Eine verwackelte Kamera, verspielte Schwenks und Zooms, Unschärfen, so wie eintauchende Mikrofone sind mehr Beweis für den Idealismus, als für die Professionalität. Auch die Tatsache, dass der ganze Film auf Video gedreht wurde, mag gerade bei einer Kinoleinwand ein Dorn im Auge sein. Doch die Frage ist, welche Ansprüche an eine solche No-Budgetproduktion gestellt werden dürfen. Es ist der Schnitt, die musikalische Untermalung und die Voice-Over, die über das fehlende filmische Grundkonzept hinweghelfen, den Zuschauer bei der Hand nehmen und ihn von Gedanken zu Gedanken führen.
Mit ONE-der Film ist dem Regisseur die schwierige Umsetzung einer im Grunde einfachen Idee gelungen. Und wer mit visuellen Abstrichen leben kann und bereit ist, sich selbst Fragen zu stellen, die wir sonst gerne in unserem Alltag von uns schieben, dem ist dieser Film nahe zulegen. Er ist in jedem Fall sehenswert.
Gesehen von Anna Maier




