Avalon
Regie: Mamoru Oshii, Japan 2001
In einer tristen und von apathischer Routine bestimmten Zukunft klinkt sich eine eingeschworene Gemeinde von Spielfreaks zur Unterhaltung der Fans regelmäßig in die Welt von Avalon ein, einer realitätsnahen, potenziell tödlichen Kampfsimulation, die offiziell verboten ist. Seitdem die im wirklichen Leben menschenscheue Ash (Malgorzata Foremniak) während eines Kampfeinsatzes in einer Spielgruppe den Verlust eines Mitglieds zu verantworten hat, schlägt sie sich nur noch als Solospielerin durch die virtuelle Realität. Als die berüchtigte Einzelkämpferin von einer geheimen Spielstufe erfährt, bricht sie mit ihren Prinzipien und schließt sich einer anarchischen Spielgruppe an, um den Zugang zu knacken. Möglicherweise wird sie in der geheimen Stufe Aufschluss über das Verschwinden ihres ehemaligen Mitstreiters erhalten...
Mamoru Oshii („Kokaku kidotai" alias „Ghost in the Shell") realisierte sein aufwändiges, bildgewaltiges Stück mit US-Geldern und einer polnischen Darstellerriege an Originalschauplätzen in Warschau. Der intelligente Film überrascht angesichts des futuristisch-martialischen Sujets mit poetisch-schwermütiger Erzählweise, nicht nur in der Schilderung der trostlosen Lebenswirklichkeit der in aussichtsloser Sinnsuche befangenen Protagonisten; auch die explosiven Actionsequenzen strahlen fernab von naivem Technikfetischismus eine strategische, geradezu kontemplative Kälte aus. Ein mutiger Film, der der allgegenwärtigen Versuchung, mit schicken Effekten und oberflächlicher Action auf Zuschauerfang zu gehen, erfolgreich widersteht und sich ganz auf seine Charaktere, die in einem ständigen Taumel zwischen Realität und Ersatzrealität begriffen sind, konzentriert.
gesehen von Michael Wolf