Ein Film von Klaus Fried, realisiert von Julia Albrecht
Kamera: Ralf Ilgenfritz, Matthias Kreitschmann
Produktion: Hanfgarn und Ufer/ Mischief Films Produktion / D, Österreich 2025
Weltpremiere, Wettbewerb DOK.international
Anlässlich des 40. Jubiläums wurde der Dokumentarfilm FRIENDLY FIRE von Klaus Fried und Julia Albrecht bei der Eröffnungsfeier des DOK.fests 2025 am 7. Mai. 2025 im Deutschen Theater gezeigt. Nach bewegenden Reden, Danksagungen und musikalischer Untermalung durfte das Publikum die Reise von Klaus Fried begleiten, in der er den Lebensspuren seines berühmten Vaters, dem Lyriker Erich Fried, nachgeht. Klaus war gerade erst 19 Jahre alt, als sein Vater stirbt. Auf internationalem Wege tastet sich der Sohn im Gespräch mit Familienmitgliedern, Freund*innen und Wegbegleiter*innen an seinen berühmten Vater heran. Mithilfe der Erinnerungen dieser Menschen setzt sich im Film ein faszinierendes Bild des Dichters Erich Fried zusammen. Dabei wird deutlich, wie ähnlich sich Vater und Sohn eigentlich sind.
Der Dokumentarfilm ist vor allem eines: authentisch. Durch die nahbaren Einblicke in Klaus´ Reise lernt das Publikum nicht nur ihn und seinen ironischen Humor kennen - sondern auch seinen Vater: Erich Fried. Er war ein jüdischer Lyriker aus Österreich, der sich vor allem politisch positionierte. Neugierig und unaufhaltsam forscht Klaus nach Antworten, um die Fragen in seinem Kopf zu klären: Wer war sein Vater? Und wie hat er gelebt? Während die Zuschauer Klaus in unmittelbarer Nähe auf seiner Spurensuche begleiten dürfen, wächst zugleich auch das Mitgefühl für ihn – für einen Sohn, der versucht, die Puzzleteile rund um das Leben seines Vaters zusammenzusetzen.
Der Sohn begegnet dafür viele Menschen, die Erich Fried kannten und aus dem Nähkästchen plaudern. Durch einige Interviews mit der Familie und dem Freundeskreis sowie Rückblenden aus der NS-Zeit und der DDR gewinnt der Film an Tiefe und emotionaler Dichte - er wirkt greifbar, glaubwürdig und berührt auf persönlicher Ebene.
Besonders durch die anreichernden Informationen über den Vater, die im Verlauf des Films enthüllt werden, entwickelt FRIENDLY FIRE eine Spannungskurve, welche die Zuschauer*innen fesselt. Erich Frieds Bekanntschaften mit der Mitgründerin der RAF, Astrid Proll, und Neonazi Michael Kühnen, eröffnet dem Publikum einen einzigartigen Zugang zu Erich Frieds vielschichtiger Gedankenwelt, in der er sich ehrlich mit der Chance politischen Dialogs auseinandersetzt. Damit vermittelt der Film eine wichtige Botschaft über den Versuch, Brücken zwischen politischen Gegensätzen zu bauen – über die Kraft des Dialogs und den Mut, sich auch unbequemen Wahrheiten zu stellen. FRIENDLY FIRE regt daher auf nachhaltige Weise zum Nachdenken an.
Nicht zuletzt ist der Film auch künstlerisch reizvoll. Durch die Einbindung von Erich Frieds Gedichten und seiner Stimme, ergänzt durch dynamische Handkamerabewegungen und ungewöhnlichen Perspektiven, entwickelt der Film einen eigenständigen Stil, der durch Abwechslung und Charakter fasziniert und unterhält. Besonders die poetischen Elemente verleihen dem Dokumentarfilm eine sinnliche Dimension – sie öffnen einen freien Raum jenseits von Fakten und Rationalität und lassen das Publikum in eine fast träumerische Atmosphäre eintauchen.
Abschließend möchten wir, aufgrund seiner historischen Tiefe, seines erzählerischen Charmes und der gesellschaftlichen Bedeutsamkeit, einen Kinobesuch des Filmes FRIENDLY FIRE von Klaus Fried und Julia Albrecht wärmstens empfehlen. Für die Eröffnungsfeier des DOK.fests 2025 war es ein großartig ausgewählter Film, der mit hoher Sicherheit viele im Saal berührt hat.
Gesehen von Meike Olpp