Jedes Jahr zieht es gegen Ende Oktober das Filmvolk irgendwo in die fränkische Provinz, um Filme zu schauen und darüber zu reden. Praktisch Jeder, der zum ersten Mal nach Hof fährt, zu den "Hofer Filmtagen", wie ihr Gründer Heinz Badewitz sie vor Jahrzehnten pragmatisch getauft hatte, fragt sich unweigerlich: Warum ausgerechnet dort?
Man kann dem Ort nicht wirklich unterstellen, besonders Film-affin zu sein, eine nennenswerte Filmszene gibt es dort nicht, mit zwei Kinos auf knapp 45000 Bewohner kann man auch nicht gerade von einer hohen Kinodichte sprechen. Doch sie ist immernoch höher, als in den benachbarten Orten Selb und Wunsidel, die einstmals ebenfalls Festivals aus dem Boden gestampft hatten. Zumindest also die Dichte an Festivals in jener Grenzregion war schon immer beeindruckend, wobei Hof dank Heinz Badewitz und seinem Team definitiv das wichtigste Festival für den Filmnachwuchs aus Deutschland war. Irgendwann wurde in Saarbrücken das Max Ophüls Festival geboren und mauserte sich ebenfalls zum wichtigen Nachwuchsfestival, doch Hof blieb irgendwie in den Herzen der Filmgemeinde fest verankert.
Der Vorteil der Stadt ist zugleich auch der Nachteil. Sie ist abgelegen, sie ist klein, hat eine überschaubare Zahl an Hotels und Restaurants. Als Vorteil ausgedrückt, kann man sagen, dass egal wo man während der Hofer Filmtage dort Essen geht, man irgendwelchen Filmleuten begegnet. Als Nachteil ausgedrückt hat der Ort so wenige Hotelzimmer, Gästezimmer, Kammern und Schlafsäle, dass man ihn eigentlich während der Hofer Filmtage dringend meiden sollte.
Veränderungen und Traditionen
Egal wie, irgendwie hatte es Heinz Badewitz seit dem Start im Jahre 1967 über die Jahrzehnte hinweg geschafft, in dem unscheinbaren Ort in Grenznähe das einstmals wichtigste deutsche Filmfestival für den Filmnachwuchs zu etablieren. Das Hof sein Geburtsort war, hat sicherlich bei der Ortswahl eine Rolle gespielt. Irgendwie hatte Heinz Badewitz dieses Festival enorm an seine Person gekoppelt, niemand konnte sich vorstellen, wie es ohne ihn einmal aussehen und ob es dieses überhaupt weiter geben würde.
Da Menschen Gewohnheitstiere sind und viele aus der Filmbranche den Besuch in Hof wie einen Kurzurlaub oder ein Familientreffen einplanen, spielt Hof auch heute, zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod von Heinz Badewitz, eine Rolle.
Inzwischen hat das Festival auch einen neuen Leiter, Thorsten Schaumann, der bereits im Organisationsteam von Hof tätig war. Natürlich wünschen sich alle Hof-Fans sowohl Kontinuität, als auch natürlich Erneuerung, weshalb diese Ausgabe mit Spannung beobachtet wird.
Hof Plus
Unter dem Label "Hof Plus" finden eine Reihe von Veranstaltungen rund um den Film statt. So diskutiert Der Bundesverband Schauspiel über die umstrittene Vergütung von Schauspieler-innen bei Hochschul,- und Debütfilmen unter dem Motto "Keine Gage, dafür leckeres Catering".
ARRI Media GmbH stellt einen Tag lang Virtuelle Welten, Möglichkeiten zum Austesten von Virtual und Augmented Reality vor.
Ein weiteres Panel Panel trägt den Titel "Jäger des verlorenen Zuschauers" und untersucht weshalb erfolgreiche Festivalfilme nicht den Weg ins Kino finden und alternative Wege der Vermarktung.
Reihen und Filmpreise
Ein zentraler Punkt der Hofer Filmtage sind die Preise. Davon werden gleich sechs verliehen.
Mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino wird ein Förderpreis an junge Filmemacher vergeben. Der Filmpreis der Stadt Hof richtet sich an Filmeschaffende, die eng mit Hof und dem Festival verbunden sind, im Verkleihungsjahr aber meist keinen Film auf dem Festival zeigen. Der Heinz-Badewitz-Preis wird im Gedenken an den Initiator des Festivals, Heinz Badewitz an Erstlingsfilme vergeben. Der Heinz-Vogt-Filmpreis soll an die Leistungen des Namensgeber bei der Entwicklung des Tonfilms erinnern. Er wird an Filmschaffende verliehen, die sich um einen guten Filmton bemühen. Auch der beste Dokumentarfilm wird prämiert, und zwar mit dem GRANIT - Hofer Dokumentarfilmpreis. Abschließend ist noch der Bild-Kunst Förderpreis – Bestes Kostümbild Bestes Szenenbild zu erwähnen, der Leistungen im Bereich Kostüm- und Szenenbild auszeichnet.
Und auch neben den Preisen und HoF Plus ist der Terminkalender gut gefüllt. 127 Filme werden in je mehreren Screenings gezeigt, darunter Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme. Die Screenings verteilen sich über den ganzen Tag.
In der Retrospektive werden seit 1976 Rückblicke geworfen, entweder auf das Werk eines Regisseurs oder einer Regisseurin, in die Geschichte der Filmtage oder der deutschen Filmgeschichte. In den letzten Jahren waren hier Filmemacher wie David Mackenzie oder Rosa von Praunheim zu Gast.
Das sind die Preisträger 2017
Jan Zabeil gewann den Förderpreis Neues Deutsches Kino für seinen Film "Drei Zinnen". Der Filmpreis der Stadt Hof ging an den Regisseur und Drehbuchautor Wolfgang Ettlich. Daniel Wild erhielt für seinen Film "Lux - Krieger des Lichts" den Heinz-Badewitz-Filmpreis. Der Hans-Vogt-Filmpreis ging an den Regisseur Dominik Graf. Der Film "Die Legende vom Hässlichen König/ The Legend of the ugly King" von Huseyin Tabak gewann als bester Dokumentarfilm den GRANIT. Zudem wurden noch Lara Scherpinski für das beste Kostümbild und Madeline Schleich für das beste Szenenbild, beide für den Film Brut, ausgezeichnet.