Nolan hat einen faszinierenden Film über die Subjektivität der Wahrnehmung geschaffen.
Metallica - Some kind of Monster
Kinostart: 26.08.2004
"Schrei mal Fuck so laut du kannst."
Es ist als ob sich eine Band für eine Jam-Session in einer Garage trifft. Nur dass die Band eben Metallica heißt.
Man muss schon ein großer Fan sein, um sich eine zweieinhalbstündige Dokumentation über die berühmteste Heavy-Metal-Band der Welt anzusehen, und danach noch seine letzte S-Bahn zu verpassen und auf die nächste halb drei zu warten, die auch nicht kommt - mitten in der Woche. Dachten wir zumindest. Ok, das Kino war zur Hälfte voll mit Fans, leicht an Metallicashirts, Bierflaschengeklirre und erhobenen Fingern zu erkennen, doch waren auch viele Leute dabei, wo man sofort erkannte, dass sie weder mit der Musik, noch mit der Band viel zu tun hatten.
In einen solchen Film geht man oftmals mit einer bestimmten Erwartungshaltung. So auch in diesen, denn wer hat nicht die zahlreichen Dinge über Alkohol, Drogen, Tod eines Bandmitglieds, Streit innerhalb der Band und Napster-Klagen gehört. Dieser Film, ist aber soviel mehr. Eigentlich sollten die Regisseure Joe Berlinger und Bruce Sinofsky einen Hintergrundbericht zu dem neuem Metallica-Album "St. Anger" machen. Jedoch erwischten sie die Band in einer ihrer kritischsten Phasen. So darf man nicht nur an der Studioarbeit teilnehmen, sehen wie sie zusammen sitzen, Kauderwelsch reden ohne Ende und so ihre Lieder komponieren und texten, sondern man ist auch dabei, wenn es heißt: ‚Oh fast vier Uhr? Schluß für heute!', weil James Hetfields Therapie nur Arbeit von 12 bis 4 zulässt.
Mit Kind und Kegel sitzen die Musiker im Studio, trinken Wasser oder Saft und man fragt sich, was ist aus denen geworden?? Wo ist das Bier? Sex, Drugs, Groupies? - Kaugummi-Dauerkauen anstatt "42 Beer - I love you dude!" Jetzt haben sie regelmäßig Sitzungen bei einem vom Management bestimmten Psychotherapeuten. Jetzt müssen die harten Jungs ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Ehrlich, Verletzlich, vom Tür-Knallen bis hin zum "You are such a fuckin' Dick".
Heraus gekommen ist schließlich ein gekonnter Mix aus alten Konzertausschnitten, bei denen man Ganzkörpergänsehaut bekommt, der Dokumentation über die Schaffenskrise und privaten Einblicken - eine Hommage an die Heavy-Metal-Band. James Hetfield, Kirk Hammett und Lars Ulrich mal ganz anders - als Väter, Künstler, Cowboy, Surfer, Freunde... Und Robert Trujillo gerade mal 5 Minuten in der Band und schon ein Icon. Eine Musik-Dokumentation und gleichzeitig ein intimes Portrait der berühmtesten Heavy Metal Band, zusammengeschnitten aus 1200 Stunden Filmmaterial, das entstand während die Filmemacher der Band Tag und Nacht folgten. Schnell wird klar, dass die Musik das Herz des Films ist und auch der eigentliche Grund, warum die Band noch existiert. Auch wenn sie sich eine Zeit lang nichts mehr zu sagen hatten, gab es noch die Musik. Metallica existiert(e) Metallica wegen, denn es ist nicht nur eine Band, sondern eine Lebenseinstellung.
Am Ende entdecken Fans, Gegner und Unbeteiligte dass Metallica doch gar nicht so sehr Monster ist. Sie sind 20 Jahre hart gewesen. Zeit sich um sich selbst und die eigenen Familien zu kümmern. Und dass ein Job, als Psychotherapeut nicht nur aufschlussreich, sondern auch sehr lukrativ ist.
Good Bye Depression. Welcome St. Anger. Thank you Metallica.
Gesehen von Kathrin Metzner und Juliane Roschke
Miffo
Daten |
Miffo 98 min., Schweden 2003 REGIE: Daniel Lind-Lagerlöf KAMERA: Olof Johnson SCHNITT: Anders Nylander MUSIK: Paul Bothén |
Regie: Daniel Lind-Lagerlöf
Kinostart: 16. September 2004
Der frisch gebackene Priester Tobias hat vor die Welt zu verändern, sie ein Stückchen besser zu machen und so lässt er sich auf eigenen Wunsch in ein Krisenviertel versetzen. Er glaubt fest an die Gleichheit aller Menschen und ihr Recht auf eine faire Chance. Doch schon bald muss er erkennen, dass die Menschen Angst vor Veränderungen haben und lieber unter sich bleiben. Seine erste Predigt wird ein Flop und die Gemeindearbeit ist ziemlich frustrierend. Dann trifft er auf Carola, durch die auch noch das letzte bisschen heile Welt in seinem Kopf zerbricht.
Die Beiden sind so verschieden, wie es zwei Menschen nur sein können. Er stammt aus der gehobenen Mittelschicht Kopenhagens und wuchs wohlbehütet in einer Bilderbuchfamilie auf.
Sie ist ein Sozialfall im Rollstuhl, lebt zusammen mit einer saufenden Mutter und raucht zwei Schachteln Zigaretten am Tag. Das hübsche Mädchen führt ein lockeres, unbekümmertes Dasein und hat die Vorstellung auf ein besseres Leben schon lange verworfen!
Tobias fühlt sich immer mehr zu ihr hingezogen und verliebt sich schließlich in sie . Hin - und Hergerissen zwischen seiner Zuneigung für sie und dem, was für Ihn Vernunft bedeutet, macht er alles falsch, was falsch zu machen geht.
Scheinbar besteht für eine gemeinsame Zukunft keine Chance, sowohl seine Eltern, als auch Carolas Mutter sind der Meinung, dass ihre Freundschaft nichts Gutes birgt!
Nach dem Streit gehen sie getrennte Wege. Während Tobias sich nach einem anderen Arbeitsumfeld umsieht und einen erneuten Versuch mit seiner Exfreundin Jenny startet, wird Carola aufgrund einer Überdosis Schlaftabletten eingeliefert.
Als Jenny Tobias aber schließlich vor den Traualter schleift, erkennt er, dass er eine völlig falsche Richtung eingeschlagen hat. Schon kurz nach der Hochzeit trennt er sich und versucht einen erneuten Kontakt zu Carola herzustellen. Überrascht stellt er fest, dass sie dabei ist, ihre Träume zu verwirklichen - sie studiert und ist bereits verlobt. Frustriert zieht Tobias sich zurück.
Ein sehr guter Film, weil er kein Geheimnis um Tabuthemen macht, sondern das Publikum mit nackten Tatsachen konfrontiert.
Es ist kein schleimiger, herzzerreißender Liebesfilm, sondern eine realistische Geschichte zweier unterschiedlicher Menschen mit verschiedener Herkunft, die sich lieben lernen. Um die Gefühlszustände der Protagonisten nachzuvollziehen sind keine umfangreichen Dialoge nötig, da die Schauspieler sich ganz und gar mit den Rollen identifiziert haben. Durch klare Bilder und lange Kamerafahrten mit Steadicam (Olof Johnson) entsteht eine ruhige, entspannende Atmosphäre. Die klassische Filmmusik ist von Paul Bothén und mit Piano umgesetzt.
Gesehen von Carolina Ronzino