Der Streaming Riese muss sich mit verschiedenen Problemen auseinander setzen, die seine auf Wachstum setzende Strategie erschweren. Der zweite Quartalsbericht 2019 ließ die Netflix Aktie überraschend abstürzen. Was ist geschehen?
Prognosen verfehlt
Nun, in den letzten jahren war Netflix vom Erfolg verwöhnt, doch inzwischen haben diverse Lezenzgeber, wie Disney oder WarnerMedia damit begonnen, ihre bisher auf Netflix vertriebenen Inhalte, selbst zu vermarkten. Deren Filme und Serien fehlen nun Netflix. Beliebte Serien wie "Friends" und "The Office" sind damit von Netflix an direkte Konkurrenten gewechselt.
Um diesen Verlust auszugleichen, hat Netflix Rekordsummen in neue Eigenproduktionen gesteckt, immer davon ausgehend, dass der Streamingkanal weiter die gewohnten Wachstumsprognosen erfüllt.
Diese sind aber, wenn man den letzten Quartalsbericht liest, nicht wie erwartet eingetreten. Bis Ende Juni hat Netflix zwar 2,7 Millionen neue Abonnenten weltweit hinzugewonnen, die eigene Prognose von Netflix ging von 5 Millionen neuen Abonnenten aus. Zudem verlor Netflix in den USA sogar 130.000 bisherige Kunden.
Sicherlich haben die Preiserhöhungen von Netflix neben dem Wegfall beliebter Titel und Serien zu dem Abo-Schwund beigetragen. Überall dort wo Netflix die Abogebühren anhob, entwickelten sich die Zahlen besonders schlecht.
So konzentriert sich Netflix neben dem schwächelnden amerikanischen Markt zunehmend auf andere Märkte in der Welt. Natürlich stehen da Riesenmärkte wie China und Indien im Fokus. Doch auch europäische Fernsehmärkte sind interessant, vor allem, weil deren hochwertige Produktionen eben auch in den anderen Märkten verwertbar sind.
Aktueller Produktions-Boom
Die Filmbranche boomt aktuell nicht nur in Deutschland. Überall entstehen TV Movies und vor allem Serien um den unstillbaren Hunger der Streaming-Dienste und TV Sender zu stillen. Allein Netflix investiert weltweit in diesem Jahr mehr als 15 Milliarden Dollar in Eigenproduktionen. So ist Netflix auch in Deutschland zu einem wichtigen Auftraggeber für die Filmbranche geworden.
Wer für Netflix produziert, kann einerseits mit guten Budgets rechnen, andererseits sind die gestalterischen Freiheiten an den Sets äußerst klein. Netflix ist noch restriktiver, kontrolliert noch pädantischer, als manche klassischen Fernsehredakteure dies getan haben.
Dennoch freuen sich viele einheimische Produzenten über die Aufträge von Netflix, obwohl viele Kreative sich eher ihrer gestalterischen Freiheiten beraubt fühlen. Aktuell werden in Deutschland von den verschiedenen Fernsehsendern und Streaming-Kanälen so viele Projekte in Auftrag gegeben, dass vermutlich einige gar nicht in Produktion gehen können, weil schlicht zu wenig Filmteams zusammengestellt werden können.
Ob Netflix angesichts der verfehlten eigenen Ziele die angekündigten Produktionsbudgets auch künftig bereitstellen kann, ist also derzeit etwas unsicher. Man hofft, mit den neuen Staffeln von "Stranger Things" oder "Orange is the new Black" wieder neue Kunden anlocken zu können. Mit dem Verzicht auf Werbung will sich Netflix auf jeden Fall auch weiterhin von anderen Anbietern abheben. Durch die neue Konkurrenz wird das Geschäftsmodell Streaming sicherlich nicht einfacher, man darf gespannt sein, wie sich Netflix im Wettbewerb künftig schlagen wird.