Die Bluthochzeit
Daten |
Die Bluthochzeit 92 Min., D, B 2004 REGIE: Dominique Deruddere |
Regie: Dominique Deruddere
Kinostart: 21. April 2005
Hochzeit- der schönste Tag des Lebens, sollte man meinen. Nicht so in diesem fiesen Streifen. Während der Hochzeitsfeier auf einem alten Schloss kommt es zum Streit zwischen Familienoberhaupt Hermann Walzer (Armin Rohde) und Gasthausbesitzer Franz Berger (Uwe Ochsenknecht).
Wegen angeblich verdorbener Shrimps befielt der Patriarch die Abfahrt. Dumm nur, dass die Hochzeitsgesellschaft die Braut und ihre Schwiegermutter auf der Toilette vergessen. Berger, der die Rechnung bezahlt haben will, lässt das Tor schließen und nimmt die beiden als Geiseln. Doch er hat Pech: wenn sich Walzer etwas in den Kopf gesetzt hat, dann bekommt er das auch- oder, wie es Armin Rohde ausdrückt: "Wenn Walzer aus dem Tritt gerät, dann kommt er ins Rutschen wie ein großes schweres Auto ins Rutschen kommt. Und das ist dann ja auch nicht plötzlich aus Wattebällchen, es bleibt aus Stahlblech." Der Streit droht zu eskalieren. Walzer zerschießt die Telefonleitung und fängt Hotelgäste, die per Fahrrad die Polizei holen wollen, ab. Durch eine Menge Missverständnisse fühlen sich die beiden Parteien immer mehr provoziert, so dass sich bald die Frage stellt: wie weit werden sie gehen? Und als dann Opa Brüngel Handgranaten aus dem 2.Weltkrieg entdeckt, Bergers Hund Riesling er- und Walzers Erstgeborener Andy angeschossen werden, scheint niemand die Spirale der Gewalt aufhalten zu können- wenn da nicht zum Glück die junge Generation wäre, die sich zunehmend gegen die dickschädeligen Kontrahenten aufzulehnen beginnt.
Die physische Gewalt aus der Comicvorlage von Hermann/van Hamme bei der Verfilmung nicht zu übernehmen, erweist sich als gute Idee, da die Psychologisierung der Figuren die Glaubwürdigkeit der absurden Situationen sicherstellt. Der cholerische Walzer ist eine Paraderolle für Armin Rohde, der es auf wunderbare Weise schafft, den zu fast allem entschlossenen Tyrannen glaubhaft zu vermitteln, ohne allzu übertrieben zu wirken. Uwe Ochsenknecht als sorgengeplagter Küchenchef ist dabei ein gleichwertiger Gegenspieler, so dass man nie wirklich mit einer Streitpartei sympathisiert. Lediglich der Schluss wirkt etwas konstruiert; man nimmt den Deeskalationsgrund, die Auflehnung des Bräutigams gegen den Vater, nicht ganz ab. Aristoteles hätte seine Freude an diesem Film gehabt- der Hochzeitskrieg spielt an einem einzigen Tag an lediglich zwei Orten. Ein tolles Darstellerensemble und gutes Timing sorgen dafür, dass es trotzdem keinen Moment langweilig wird. Ein bitterböser Film über Familienbande und männliches Dominanzverhalten, mit Anleitung für Choleriker: "Wie bekomme ich meinen Herzinfarkt".
gesehen von Johannes Prokop