Death of a President
Daten |
Death of a President USA 2006 REGIE: Gabriel Range TON: Bernard O'Reilly DARSTELLER: Hend Ayoib, Brian Boland, Becky-Ann Baker, Robert Mangiardi, Jay Patterson |
Internationales Programm
Regie: Gabriel Range
Nichts Neues von der Westfront. Der Film "Death of a President" will uns zeigen, was passieren kann, wenn der amerikanische Präsident einem Attentat zum Opfer fällt. Diese aufwändig produzierte Mockumentary stellt das Geschehen glaubhaft dar. Stilsicher inszeniert der Regisseur den dramatischen Vorgang. Man sieht Aufnahmen von Handkameras, großgezogene Webcam- und Handy-Aufnahmen, verdrehte Totalen aus Überwachungskamerasicht usw. Geschickt werden reale Aufnahmen von Auftritten des Präsidenten mit gestellten Szenen montiert, um den Eindruck von Realität zu erreichen. Die Untermalung mit Musik, dem Kommentar aus dem Off und stilistische Detail wie z.B. die Ausleuchtung der Gesprächspartner lassen eine große Nähe zu realen Dokumentationen auf z.B. CNN erkennen.
Ein guter Spannungsbogen wird aufgebaut, der allerdings beim Moment des Attentats kulminiert und danach abflacht. Die Handlung verläuft sich in Interviews und Biographien der Verdächtigen und des wahren Täters.
Und genau an diesem Punkte zeigen sich Schwächen. Der Film verliert an Zug, da die Entwicklung vorhersehbar wird. Ein weißer Demonstrant wird verdächtigt, da er auf den Anti-Bush-Demos besonders eifrig agiert. Dann wird ein Islamist kurzerhand festgenommen und verurteilt. Die Witwe klagt weinend in die Kamera, dass er ja gar kein böser Mensch ist. Der Verurteilte war zwar bei einem Ausbildungscamp der Al-Quaida, wollte aber, als er an die Waffe üben musste, dass Lager verlassen, woraufhin ihm gedroht wurde, dass er erschossen würde, wenn er gehe. Das scheint doch sehr konstruiert und klischeehaft.
Die Motivation des Täters ist ähnlich spekulativ. Am Ende des Film wird seine Lebensgeschichte erzählt, aus der man erfährt, dass er den einen Sohn im Golfkrieg und den anderen an die Drogen verloren hat und er deswegen nun auf einen Rachefeldzug geht, was bedeutet, dass er den Präsidenten, den er dafür in der Verantwortung sieht, erschießt. Auch dies scheint wenig nachvollziehbar und überzogen. Das Übel der Welt kulminiert in diesen wenigen Figuren und simplifiziert die Antwort auf die "Schuldfrage".
Dieser Film will anklagend sein und bringt die großen Themen, die die US-Gesellschaft in der letzten Zeit bewegten, zur Sprache: Blinde Inhaftierungen von Islamisten, die Ungerechtigkeit von Kriegen (die Golfkriege), auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene. Der Film bleibt somit in der Gegenwart und in den persönlichen Schicksalen haften, ohne übergreifende Strömungen und Zusammenhänge darzustellen.
Der Film zeigt die Geschehnisse, die aufgrund der jüngsten Vergangenheit zu erwarten wären. Da man sich diese Entwicklung an drei Fingern abzählen kann, wäre es interessanter gewesen zu zeigen, wie eine solche Tat instrumentalisiert werden kann, um Repressalien durchzusetzen oder ähnliches. Es wäre interessant gewesen, darzustellen, was innenpolitisch nach so einer Tat passiert, mit welch feinen Mitteln der Staat ins Leben eingreift: eine spekulative Vision basierend auf den jetzigen Zuständen und nicht die Wiederspiegelung des jetzigen Zustands.
Was passiert, wenn der amerikanische Präsident ermordet wird? Voller eindeutiger Schuldzuweisungen und Selbstzufriedenheit, die dunklen Machenschaften der Regierung bestätigt zu wissen, kommt man aus dem Kino und denkt sich: Ja, so kann es passieren. Ohne sich über die vielen, schon selbstverständlich gewordenen Bilder von Überwachungskameras zu wundern oder sich die Frage zustellen, was man selber mit dieser Tat zu tun hätte.
Gesehen von Johannes von Alten