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Zurück im Kino: Abahachi (Michael "Bully" Herbig) und Ranger (Christian Tramitz) - Copyright: herbX filmConstantin Film Luis Zeno Kuhn

 

Als 1997 die „Bullyparade“ erstmals über die deutschen Bildschirme flackerte, rechnete wohl noch niemand der Beteiligten damit, dass die 2001 erschienene „Winetou“-Persiflage „Der Schuh des Manitu“ mit über 11 Millionen Kinobesuchern zum erfolgreichsten Film der deutschen Nachkriegsgeschichte avancieren würde. War die „Bullyparade“ zunächst noch unter den Quotenerwartungen geblieben, wurde sie plötzlich zu einem TV-Hit. Schon damals stand eine Fortsetzung der Westernkomödie im Raum – man lies die Zuschauer abstimmen und es folgte die Sci-Fi-Veralberung „(T)Raumschiff Surprise“ (2004), die mit über neun Millionen Zuschauern ebenfalls ein Kassenschlager wurde.

Beide Filme hinterließen einen gewaltigen Fußabdruck in der deutschen Popkultur (man denke nur an „Superpurfurator“ oder „Spacetaxi“) – extra large. Nun hat sich die Popkultur in den knapp 25 Jahren seither stark verändert und – (durchaus auch zum Leidwesen vieler Kreativschaffenden) auch das Humorverständnis. Allein der Begriff „Indianer“ war in den letzten Jahren Aufhänger so mancher verbissener Debatte. Ein Klima, das Michael „Bully“ Herbig zunächst davon abschreckte, sich wieder an Komödien – speziell einer Fortsetzung seines größten Hits, zu versuchen. Nun also doch – ein doppeltes Wagnis, sich durch den Zeitgeist zu manövrieren und zugleich dem Original gerecht zu werden. Daran scheiterte die diesjährige Neuauflage von „Die Nackte Kanone“ am Ende ziemlich deutlich, doch „Das Kanu“ geht erfreulicherweise nicht baden, sondern meistert den Spagat erstaunlich gut – auch wenn es dem Original nicht nach das Wasser reichen kann.

Nachdem ihnen ein Zugüberfall angehängt wird, sollen Abahachi (Bully) und Ranger (Christian Tramitz) am Galgen baumeln – ein Plan der noch namenlosen siebenköpfigen Bande um Boss (Jessica Schwarz), die Ranger hängen lassen und Abahachi entführen wollen, um an das sagenumwobene, titelgebende Kanu des Manitu zu gelangen. Doch dank der Hilfe des griechischen Kneipenbesitzers Dimitri (Rick Kavanian) und der sprachbegabten Mary (Jasmin Schwiers) können Abahachi und Ranger entkommen. Auf ihrer Suche nach dem Kanu wird das Duo nicht nur von der Bande sowie einem Sheriff (Friedrich Mücke) und seinem Deputy (ebenfalls Kavanian), sondern auch von Familiengeheimnissen verfolgt.

 

Der Indianer, der kein Indianer sein will

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Boss (Jessica Schwarz) und ihre Bande wollen das titelgebende "Kanu des Manitu" - Copyright: herbX filmConstantin Film Luis Zeno Kuhn

 

Das Tempo ist ein bisschen gemächlicher, der Humor ein bisschen zahmer (hier und da hatte man wohl doch ein bisschen Angst, anzuecken) und beileibe nicht jeder Gag zündet – und dennoch ist „Das Kanu“ eine würdige Fortsetzung, weil Michael Herbig seinem Humor treu bleibt und sich eben nicht dem Zeitgeschehen anbiedert. Vor allen Dingen aber auch, weil die Figurendynamiken – insbesondere natürlich zwischen dem etablierten „Bullyparade“-Trio Herbig, Kavanian, Tramitz – wunderbar stimmig sind. Sie alle sind älter geworden und Bullys Stil erwachsener – so gerät die Midlife-Identitätskrise von Abahachi zu einem wichtigen Plotpoint, die dabei sowohl unterhaltsam, als auch überraschend nuanciert und berührend geraten ist – da könnten mehr deutsche Filme gern Notiz von nehmen. Das Alter der Figuren und ihrer Darsteller bietet aber natürlich auch einige wunderbare Gags (Stichwort: „Seniorenteller“) und die Kabbeleien zwischen Ranger und Abahachi funktionieren immer noch wie vor 25 Jahren. Auch einige der Neuzugänge, gerade Friedrich Mücke als raubeiniger Sheriff und Merlin Sandmeyer als Gangmitglied-For-Hire Wolfgang, wie auch Jasmin Schwiers als Mary überzeugen. Etwas deplatziert wirkt hingegen Jessica Schwarz, die in ihrer Rolle als Bandenchefin Boss mitunter recht hölzern wirkt.

„Das Kanu des Manitu“ wird sicher nicht den Impact in der deutschen Pokultur hinterlassen, wie der Vorgänger – das hat wohl auch niemand erwartet. Dennoch lohnt sich der Kinobesuch allemal (allein, weil man dem Film sein für deutsche Verhältnisse stolzes Budget von ca. 18 Millionen Euro ansieht), denn die Feel-Good-Komödie hat ihren Kern nicht vergessen und unterhält bestens für 90 Minuten. So, jetzt geht jeder nochmal aufs Klo und dann reiten wir los.

 

Gesehen von Tristan Rembold

 

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