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Regie: Jason Spingarn Koff

Die Welt der Videospiele gehört schon längst nicht mehr den Kindern. Unzählige Titel genießen strengstes Kinder- und Jugendverbot, auch solche, bei denen man dieses Verbot auf den ersten Blick gar nicht nachvollziehen kann. Auch die schräge Community-Area namens Second Life ist nichts für Kinder. Hier ist allerdings ein 'Nur für Erwachsene'-Stempel durchaus angebracht, denn was für schräge Vögel sich in dieser virtuellen Welt rumtreiben und was für einen unglaublichen Suchtfaktor dieses Machwerk offensichtlich hat, möchte man gar nicht glauben.
Der Dokumentarfilmer Jason Spingarn Koff begab sich in diese kuriose, virtuelle Welt und gibt dem Zuschauer einen interessanten und auch teilweise schockierenden Einblick in die Psyche einiger der unzähligen Spieler, die sich in diesem sterilen Polygonuniversum tummeln.

Da wäre zum einen ein Pärchen, dass sich in Gestalt ihrer Alter Egos in Second Life, den sogenannten Avatars, kennengelernt und ineinander verliebt hat. Beide sind eigentlich verheiratet, aber tatsächlich schon bald bereit sich für ihre Second-Life-Bekanntschaft zu trennen und eine gemeinsame, echte Beziehung zu versuchen. Auch Spingarn Koff selbst hatte sich extra für dieses Projekt einen Avatar kreiert und begleitete die beiden auf ihren (mehr oder weniger romantischen) virtuellen Rendezvous. Eine Beziehung im richtigen Leben läuft dann aber doch ein wenig anders, das müssen die beiden Turteltäubchen bald einsehen.
Dann wäre da eine Designerin, die in Second-Life Häuser, Klamotten, Schmuck und vieles, viels andere kreiert und an ihre virtuellen Kunden verkauft. Allerdings tauscht sie ihre virtuelle Währung regelmäßig in echte Dollars ein und finanziert somit beinahe den ganzen Lebensunterhalt ihrer Familie. Sie verdient ihr Geld also mit Videospielen, "Wie cool ist das denn?" Während der Avatar eine 'schicke', aufgebrezelte Mieze mit Pamela-Anderson-Maßen ist, ist die wahre Frau hinter diesem Trugbild eine extrem übergewichtige Frau, die sich spätnchmittags aus dem Bett hievt um dann die gesamte Nacht vor dem Computer in Second Life zu verbringen. "Wie cool ist das denn?" ...
Und schließlich werfen wir noch einen Blick auf einen jungen Mann, der sich einen Avatar in Form eines elfjährigen Mädchens geschaffen hat und schon mal gerne 12 Stunden am Stück vor dem PC sitzt. Seine Verlobte hat für seine neue Obsession kein Verständnis und auch sein restliches Privatleben verebbt mehr und mehr zu einer Wüste. In Second Life hat er neue Freunde gefunden und sich mit seinem elfjährigen Polygonmädchen ein richtiges, neues Leben aufgebaut. Er sieht zwar selbst ein, dass es so nicht weitergehen kann, aber der Ausstieg aus dieser zweiten Welt fällt ihm doch sehr schwer. Und warum redet er von seinem Avatar immer in der dritten Person? Sieht er dieses Gebilde, das eigentlich nur aus Einsen und Nullen besteht wirklich als eigene Persönlichkeit an?

Life 2.0 ist in vielerlei Hinsicht sehr interessant. Jason Spingarn Koff zeigt seine Protagonisten sowohl in der virtuellen, als auch in der realen Welt und verschafft dem Zuschauer so einen wirklich hochinteressanten Einblick in das Leben von Menschen die sich in ihrem zweiten Leben teilweise hoffnungslos verlieren. Die ganze Welt rund um das Phänomen Second Life wird beleuchtet, allerdings ohne dabei irgendeine Stellung zu nehmen. Wie absurd oder faszinierend das alles ist, bleibt also dem Zuschauer selbst überlassen. Dass der Film aber gelungen und faszinierend ist, das dürfte außer Frage stehen.

 

Gesehen von Mark Zaschka

 

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