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Es sind schwierige Zeiten für Filmschaffende, die mit ihrer Urheberschaft oder ihren individuellen darstellerischen Fähigkeiten ihr Geld verdienen. Drehbuchautor*Innen und Schauspieler*Innen fühlen sich unmittelbar durch die sich rasant veressernden Fähigkeiten von Artififcial Intelligence besonders bedroht. Ende 2023 hat die New York Times Open AI, die Firma hinter ChatGPT verklagt, weil diese ihre KI ohne Erlaubnis einzuholen, zum Training der KI mit Inhalten der Tageszeitung gefüttert hat. KI Unternehmen wie Open AI versuchen, diese Verstöße unter der "Fair Use" Doktrin zu rechtfertigen. Doch für Verlage droht die KI existenzgefährdend zu werden.

 

Text-Generierung

Der Frühjahrs-Streik 2023 der Writers Guild of America hat nicht nur mit höheren Geldforderungen zu tun, sondern auch mit der Bedrohung die von computergenerierten Dialogen, Szenen oder ganzen Drehbüchern ausgeht. Vor allem ahnen die Drehbuchautor*Innen, dass die aktuellen Möglichkeiten der AI nur die Spitze des Eisbergs darstellen und die Entlicklung rasant fortschreiten wird. Bereits jetzt liefern ChatGPT & Co. erstaunliche Texte, die natürlich von irgendwoher zusammengebaut, also kopiert und anders zusammengesetzt sind.

Die Gewerkschaft bemüht sich um Schadensbegrenzung, versucht mit den Produktionsfirmen Rahmenbedingungen auszuhandeln, welche die Autro*Innen vor Einkommensverlusten durch „unregulierten Einsatzes generativer AI“ schützen sollen. 

Dabei fällt der Nachweis und die rechtliche Würdigung bei Autor*Innen besonders schwer. Wenn Aritificial Intelligence aus tausenden von Texten und Drehbüchern neue Dialoge, Texte und Drehbücher generiert, fällt der Nachweis von Urheberschaft besonders schwer. Auch hier zeigt sich, wie sehr die Gesetzgebung permanent der technischen Entwicklung hinterherhinkt.

Während es in Zusammenhang mit Schauspieler*Innen doch eine klare Identifizierbarkeit und auch in bestehenden Verträgen bereits gewisse Einschränkungen hinsichtlich von Namen, Ähnlichkeiten und Auftritten in anderen Filmwerken gibt, fehlen derartige Absicherungen bei Autor*Innen weitgehend. Wörter gehören nun einmal niemandem und die Einzigartigkeit von Drehbüchern beruht auf Kombinationen derselben. Werden diese neukombiniert und mit Wörtern anderer Werke vermischt, wird es schwierig, die ursprünglichen individuellen Leistungen zu reklamieren.

Und- mit großer Sicherheit werden auch viele Drehbuchautor*Innen selbst AI als Hilfsmittel unterstützend beim Schreiben einsetzen, um schneller zu überzeugenden Resultaten zu kommen. Es wird also häufiger eine Durchmischung von ureigenen und generierten Texten oder Textelelemten geben, auch wenn die Drehbuchautor*Innen das noch weit von sich weisen. Die Versuchung ist einfach zu groß...

 

Schauspiel-Fakes

Bisher sind es vornehmlich kurze werbliche Clips in denen mit Deep-Fake manipulierte Videos mit Gesichtern von Prominenten wie Elon Musk belegen, wie weit die Technologie fortgeschritten ist. Artificial Intelligence macht es automatisiert, ohne manuelles Nacharbeiten möglich, beliebige Gesichter, also auch die von Schauspieler*Innen in nahezu jedes beliebige Video einzumontieren. Dass darin Sprengkraft schlummert, bemerken Schauspieler*Innen zunehmend, weil ihnen das Potenzial dieser Technik immer bewusster wird.

In Kinofilmen werden Schauspieler wie Harrison Ford digital verjüngt und Stimmen Verstorbener wieder hergestellt. Da braucht man nicht allzu viel Fantasie um sich vorzustellen, wie Schauspieler vielleicht für ein Projekt oder eine Serienfolge gebucht und aufgenommen werden und ihr AI generiertes Abbild später ohne sie in weiteren Filmen oder Serienfolgen weiterspielen wird. Für diese digitalen Fortsetzungen erhalten Schauspieler*Innen nach den geltenden Vereinbarungen keine zusätzliche Vergütung, obwohl der künstlich generierte Vertreter letztlich auf ihrem Äußeren und ihrer Schauspielleistung basiert.

Artificial Intelligence könnte diese generierten digitalen Klone Dinge tun und sagen lassen, welche die realen Vorbilder so vielleicht nie getan hätten. Insbesondere auch für Synchronsprecher*Innen kann AI zu einem gewaltigen Problem werden. Das Klonen von Stimmen ist inzwischen technisch perfektioniert und stellt keine große Herausforderung mehr dar. Bei den Video-Fakes sprüt man meistens noch eine gewisse Kälte und einen nicht vollständigen Realismus, das Problem des Uncanny Valley greift auch hier, doch die Algorithmen werden besser, die Grafikprozessoren leistungsfähiger. Aber im Bereich der Stimmen ist AI bereits ziemlich perfekt.

Insbesondere bei der industriellen Serienproduktion ist der Leistungsdruck inzwischen so hoch, dass einige Produktionsfirmen den digitalen Ersatz von Schauspieler*Innen als künftigen Ausweg betrachten, um den Output an Sendeminuten noch einmal drastisch zu erhöhen. Aritificial Intelligence kann definitiv bestimmte Dinge im Schauspielbereich automatisieren. Langfristig könnte das zu einem geringeren Bedarf an echten Schauspielern führen.

Im Juni 2023 beginnen auch die Verhandlungen der Schauspielgewerkschaft Screen Actors Guild AFTRA,- also dem Teil der für Fernsehschauspieler*Innen und Radiosprecher*Innen zuständig ist, mit den Produktionsfirmen. Es geht vor allem um Geld, die Vereinbarungen über die Höhe der Vergütung stammen aus dem letzten Jahrhundert, viele heute übliche Verwertungsformen und vor allem AI kommen darin überhaupt nicht vor. Natürlich gibt es in der Gesetzsprechung das Recht am eigenen Bild, doch dort kommen AI generierte Neuschöpfungen bisher gar nicht vor. Es muss also einen Schutz vor der kommerziellen digitalen Aneignung von Identitäten geben, damit solche Klone nur mit Zustimmung der Schauspieler*Innen verwendet werden dürfen. Bruce Willis hat dies vorgemacht, indem er das Recht an seinem Gesicht und seiner Stimmer verkauft hat.

Nicht ganz übersehen sollte man aber auch, dass AI auch einige Vorteile für Schauspieler*Innen mit sich bringt, insbesondere was ihre Arbeit an den Filmfiguren angeht. AI-Algorithmen können die Schauspieler*Innen bei der Charakterentwicklung, Drehbuchanalyse oder Konzeption unterstützen. 

 

Unklare Zukunft

Was die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Filmproduzenten besonders schwierig gestaltet, ist der Umstand, dass die Entwicklung so schnell voranschreitet, dass alles was man aktuell an Rahmenbedingungen aushandelt, schon in einem Jahr komplett überholt sein könnte. Generell soll verbindlich vereinbart werden, dass alle das Recht am eigenen Bild oder geistige Inhalte betreffende Arten der KI-Nutzung offengelegt, gekennzeichnet und entschädigt werden müssen. Die öffentliche Diskussion hat gerade erst begonnen und wird sicher noch deutlich an Geschwindigkeit zunehmen.

 

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