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Lady in (Neon-)Red. ©Disney

 

USA 2025

  • Drehbuch: Jesse Wigutow
  • Regie: Joachim Ronning
  • Cast
  • Jared Leto (Ares)
  • Greta Lee (Eve Kim)
  • Evan Peters (Julian Dillinger)
  • Jodie Turner-Smith (Athena)
  • Arturo Castro (Seth)

 

„Hat hier jemand den Film Tron gesehen?“ fragt Homer Simpson das Rettungsteam. Im Segment „Homer³“ der „Simpsons“-Halloween Episode „Treehouse of Horror VI“ verschlägt es den gelben Familienvater aus seiner heimischen 2D-Zeichentrickwelt in eine (für die 90er) atemberaubende 3D-Welt hinter seinem Schrank, aus der er nicht mehr rauskommt. Die Anwesenden antworten alle unisono mit Nein. Niemand hatte „Tron“ (1982) gesehen…es reichte am Ende doch für ein 50 Millionen US-Dollar Box-Office bei einem Budget von 17 Millionen Dollar. Trotz des Einspielergebnisses und positiver Kritiken zeigten sich die Disney-Verantwortlichen enttäuscht, denn von dem immens aufwändigen Sci-Fi-Film, in welchem Jeff Bridges in ein Videospiel gebeamt wird, hatte man sich mehr erhofft.

 

Ein technisches Ausrufezeichen

1972 gründeten der Geschäftsmann Nolan Bushnell und der Elektroingenieur Ted Dabney die Firma Atari, nachdem sie in dem frühen Computerspiel „Spacewar!“ von 1962 das Potential für einen neuen Markt erkannten. Die Firma hatte einen lukrativen Deal für ein Rennspiel an Land gezogen, welches von dem Computerwissenschaftler und Elektroingenieur Allan Alcorn entwickelt werden sollte. Alcorn hatte jedoch noch nie zuvor ein Videospiel entwickelt – also sollte er ein simples Spiel entwerfen, um sich in das Feld des Gamedesigns einzuarbeiten. Daraus wurde schließlich das 1972 erschienene „Pong“ – das erste kommerziell erfolgreiche Videospiel, das zugleich einen Boom auslöste. Die Videospielindustrie drückte auf den Start-Knopf. Davon war wiederum der Regisseur Steven Lisberger beeindruckt, der Mitte der 70er die Idee für „Tron“ entwickelte.
Mit einer Kombination aus Cel-Animation, bei der einzelne Frames gezeichnet bzw. überzeichnet werden und ersten 3D-Computergrafiken setzte der Film visuelle Maßstäbe. Um den Look des „Grids“ zu kreieren, wurden alle Szenen in der virtuellen Welt in Schwarz-Weiß gedreht und anschließend koloriert. Auch die Animationen mussten Bild für Bild generiert werden, da die technischen Limitationen zu groß waren – aber zeigte, was möglich sein könnte. Ebenfalls hervorzuheben der Soundtrack von Synth-Pionierin Wendy Carlos beeinflusste zahlreiche Künstler – darunter Trent Reznor, Leadsinger von Nine Inch Nails. Diese Faktoren sind entscheidend, dass der Sci-Fi-Film seinen filmhistorischen Platz innehat und, trotz einer Story, die auf eine Floppy-Disk passt, zu einem Kultfilm wurde.

 

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Der Deaktivierer ist nicht nur in der virtuellen, sonder auch der realen Welt eine Bedrohung. ©Disney

 

Reboot

Das Vermächtnis von „Tron“ war groß, wenn auch im Schatten anderer Franchise. Im Laufe der Zeit veränderte sich die Welt – auch die virtuelle, denn Computer wurden leistungsfähiger und Spiele komplexer. Was mit „Pong“ begann, wurde zu einem gigantischen Markt – auf dem „Tron“ wiederum als eigenes Videospiel Erfolge erzielen konnte. Mit einer Fanbase im Rücken und neuen technischen Möglichkeiten zur Hand, sollte der VFX-Spezialist und spätere „Top Gun Maverick“-Regisseur 2010 mit der Fortsetzung „Tron: Legacy“ Disney ein eigenes Sci-Fi-Franchise bescheren. Das Ergebnis: Ein visuell eindrucksvoller, unterhaltsamer Film, der dank des französischen Electro-Duos Daft Punk – selbst Fans des Originals - wohl einen der einprägsamsten Scores der Filmgeschichte sein Eigen nennen darf. Über 400 Millionen US-Dollar nahm Kosinskis Fortsetzung ein. Trotz des Einspielergebnisses zeigten sich die Disney-Verantwortlichen enttäuscht, wieder einmal hatte man sich mehr erhofft. Disney sicherte sich schließlich sein Sci-Fi-Franchise, indem man 20th Century Fox und damit „Alien“, „Predator“ und natürlich „Star Wars“ erwarb. Doch „Legacy“ fand sein Publikum mit der Zeit und wurde ebenfalls zu einem Kultfilm.

 

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Durch einen 3D-Drucker werden die Bewohner der digitalen in die analoge Welt geholt - für 29 Minuten. ©Disney

 

Der dritte Versuch

15 Jahre nach „Legacy“ – und einigen Produktionsquerelen - will Disney es also nochmal wissen. Mittlerweile haben ja genug Leute „Tron“ gesehen. Die dritte Rückkehr in die Weiten des virtuellen Universums erfolgt diesmal unter der Leitung von Joachim Rønning. Dieser schickt ausgerechnet den zum Boxoffice- und nach jüngsten Vorwürfen auch angeblichen Frauenschreck ernannten Jared Leto als titelgebendes Programm Ares ins Rennen. Dieses wird von der Firma Dillinger Systems unter der Leitung des aufstrebenden Yuppie-Entwicklers Julian Dillinger (Evan Peters) in die reale Welt geholt – denn Dillinger will die Technologie der Tron-Welt dem Militär und anderen Investoren zugänglich machen. Das Problem: Ein entscheidender Code fehlt – und so zerfällt jedes Objekt aus dem mächtigen 3D-Drucker nach nur 29 Minuten – auch Ares. Den besagten Code findet ausgerechnet Dillingers größte Konkurrentin: Eve Kim (Greta Lee), die Kevin Flynns (Jeff Bridges) Unternehmen ENCOM übernommen hat. Dillinger setzt Ares auf Eve an, doch dieser hat eigene Pläne.

 

„As alive as you need me to be”

Im Gegensatz zu „Tron: Legacy” braucht Teil drei eine Weile, um in die Gänge zu kommen. Das gelang „Legacy“ einfacher, der Sam Flynn (Garret Hedlund) recht schnell in die digitale Welt beförderte – und nahezu ausschließlich dort verblieb, während der etwas kompliziertere „Ares“ zwei Welten vereinen, eine Konzernrivalität und ein (zu großes) Figurenensemble einführen muss. Sobald „Ares“ aber das Gaspedal erwischt, wird daraus ein unterhaltsamer Film, der eben genau das liefert, was man von einem „Tron“-Film erwarten dürfte: Ein audiovisuelles Spektakel. Das liefert dank den Visuals von George Lucas‘ Effektschmiede ILM, starkem Sounddesign und natürlich auch einem perfekten Score von David Finchers Stammkomponist Trent Reznor und dessen Band Nine Inch Nails ordentlich ab. An die visuelle Brillanz, die der klaren Struktur und Komposition von Kosinskis „Legacy“ geschuldet ist, reicht Rønning nicht heran. Dennoch gelingen auch „Ares“ tolle Bilder – und Einfälle. So wird ein Hackerangriff als Kampf zwischen den zwei digitalen Welten dargestellt, der gelungen mit der Perspektive aus der realen Welt in Kontrast gezogen wird. Dieses Spiel zwischen den Welten gelingt „Ares“ sehr gut – auch wenn man sich wünscht, mehr von der deutlich aufregenderen digitalen Welt zu sehen. Diese Bilder und Ideen fügen sich in eine Handlung ein, die stimmig, nachvollziehbar und – etwa durch die 29-Minuten-Regel – auch durchaus spannend geraten ist. Aus dieser Handlung ragen mit Greta Lee als Eve Kim und Jodie-Turner Smith als Athena zwei Figuren heraus. Insbesondere Smith ist dank ihrem subtilen Spiel und unheimlicher Ausstrahlung der spannendste Charakter des Films. Die größte Schwäche des Films ist Jared Leto als Ares. Der ist wie der seelenlose Stahlbolzen in der „Simpsons“-Folge „Homer, der Weltraumheld“: Er rettet zwar den Tag, aber ohne jegliche Ausstrahlung. Wobei der Stahlbolzen immerhin radioaktiv strahlte. Das ist sicherlich auch dem Skript geschuldet, das Ares‘ Entwicklung recht schnell abfrühstückt – Leto kann aber auch nicht viel aus der Rolle herausholen. Auch Gillian Anderson als Mutter von Julian Dillinger bleibt recht blass und hätte gänzlich aus dem Film gestrichen werden können. Am Ende ist „Legacy“ der bessere „Tron“-Film, dennoch lohnt sich „Tron: Ares“ allemal – vor allen Dingen im Kino auf großer Leinwand und mit ATMOS-Sound.

 

Gesehen von Tristan Rembold

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