Max Bill. Das absolute Augenmaß
Daten |
Max Bill. Das absolute Augenmaß 95 Min., Schweiz 2008 REGIE: Erich Schmid KAMERA: Ueli Nüesch SCHNITT: Antoine Boissonnas MUSIK: André Bellmont |
Regie: Erich Schmid
Kinostart: 4. Dezember
Max Bill ist wohl einer der bekanntesten Bauhaus Studenten. Als Künstler war Max Bill als Maler, Bildhauer, Architekt und Typograf bekannt. Er hatte viele Talente und so unterschiedlich seine Ausdrucksformen waren, so abwechslungsreich sind auch die Stile. Die Liebe sah Max Bill als Grundlage des Lebens und er empfand es als Auftrag des Künstlers, das Gefühl der Menschen zu verbessern und durch die durchdachte Gestaltung von Orten und Einrichtungen eine positive Wirkung auf den Menschen zu erzielen. Max Bill hat aber nicht nur viel Kunstgeschichte aktiv miterlebt, sondern auch die Politik. Er gehörte dem geistigen Widerstand gegen die Nazis an und war zeitlebens politisch aktiv. Max Bills Leben war facettenreich und mehr über diesen Menschen und seine Arbeit zu erfahren ist eine Bereicherung.
Leider scheint der Regisseur Erich Schmid aber von den Massen an Material das er in sechs Jahren zusammengesammelt hat, erdrückt worden zu sein. Sein Wissen stand ihm im Weg und somit werden zwar interessante Fakten wiedergegeben, doch dem Film fehlt der Rhythmus und eine klare Linie. Einerseits ziehen einen die authentischen alten Ton- und Videoaufnahmen in ihren Bann, andererseits verlangsamen die vielen Fotos und Bilder, die häufig als Hintergrund für das Erzählte dienen, den Film immer wieder. Auch wenn es schön ist, die Skulpturen aus allen Richtungen im Spiel mit Licht und Schatten zu beobachten, sind die Kamerafahrten häufig einfach zu lang. So kommen einem die 95 Minuten leider auch solange vor. Dieses Empfinden wird auch dadurch verstärkt, dass weder die französischen noch die schweizerdeutschen Interviews mit Untertiteln versehen sind. Selten musste man sich bei einer Dokumentation so stark konzentrieren um überhaupt verstehen zu können worum es gerade geht. Ich hoffe sehr, dass die Kinoversion die in die deutschen Kinos kommt dieses Manko nicht mehr haben wird.
Zum Ende hin bekommt der Film noch einmal ein wenig Schwung und Wärme, denn da wird Max Bills zweite Frau Angela Thomas zur Erzählerin und gewährt uns einen persönlicheren Einblick in den Menschen Max Bill. Dem Film hätte es wohlmöglich gut getan wenn Angela Thomas, die seit 1998 mit Erich Schmid verheiratet ist, von Anfang an die Erzählerin gewesen wäre und uns an die Hand genommen hätte und nicht hier und da mal aufgetaucht wäre, denn manchmal wirkt diese Dokumentation wie eine bloße Anreihung von Bildern und Fakten. Die immer wiederkehrende Jazzmusik die einem am Anfang begrüßt und eine angenehme Stimmung erzeugt hat, wird durch zu häufiges Wiederholen penetrant und anstrengend - ein wenig mehr O-Ton hätte hier vielleicht mehr Atmosphäre schaffen können.
Auch wenn „Max Bill. Das absolute Augenmass" teilweise an den Kräften der Zuschauer zerrt hoffe ich, dass dieser Film ein großes Publikum erhält. Denn Max Bill und seine Arbeit sind inspirierend.
Gesehen von Mareike Dobewall