El Espinazo del Diablo
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Regie: Guillermo del Toro, Spanien/Mexiko 2001
Der zehnjährige Carlos (Fernando Tielve) wird von seinem Vormund in ein Waisenhaus gegeben, nachdem sein Vater im spanischen Bürgerkrieg gefallen ist. Die abgelegene Santia Lucia-Schule wird von dem gutmütigen Professor Casares (Federico Luppi) und der vom Leben gezeichneten Direktorin Carmen (Marisa Paredes) nach besten Kräften geleitet. Schon bald nähren Gerüchte, die unter den Jungen kursieren, einen Verdacht, den Carlos seit einer schemenhaften Erscheinung hegt: Es scheint, als wandele ein ruheloser Geist durch die Schule, der Kontakt zu Carlos sucht. Doch der doppelzüngige Aufpasser Jacinto (Eduardo Noriega), der es augenscheinlich auf die Jungen abgesehen hat, setzt einiges daran, die Vergangenheit ruhen zu lassen...
Zwischen seinen beiden US-Produktionen „Mimic" und „Blade II" hat Regisseur Guillermo del Toro mit „El Espinazo del Diablo" („Des Teufels Rückgrat") seine Glanzleistung abgeliefert: Mitten in einer staubigen Wüstenlandschaft verbindet er Bürgerkriegsdrama und Geistergeschichte zu einem faszinierenden Ganzen. Der Mikrokosmos der Schule lässt die Sinnlosigkeit und die Leiden des Krieges über die Gedankenwelt der Kinder greifbar werden, deren unschuldiger, für das Fantastische offene Blick die entarteten, einer Dynamik des Bösen ergebenen Verhaltensmuster der Erwachsenen wirkungsvoll entlarvt.
Gesehen von Michael Wolf
El Triunfo
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El Triunfo Spanien 2006 REGIE: Mireia Ros |
Regie: Mireia Ros
Nen ist ein junger, sehr begabter Flamenco-Gitarrist und Sänger. Zusammen mit drei Freunden, mit denen er in einer Band spielt, lebt er im berüchtigten "barrio", einem Viertel, das hauptsächlich von Kleinkriminellen, Jugendgangs und verschiedenen Gruppierungen bevölkert wird, die jede auf ihre Art schmutzige Geschäfte machen. Das Sagen in diesem Schmelztiegel, in dem Schwarze, Araber und Gitanos einen Kleinkrieg gegeneinander führen, hat jedoch unbestritten nur einer: "El Gandhi". In sizilianischer Patenmanier kontrolliert er zusammen mit seinen Spießgesellen, mit denen ihn das Veteranentum der früheren Fremdenlegionszeiten verbindet jedes Geschäft, jede Bewegung im Viertel.
Nen und seine Freunde träumen vom Erfolg im Musikgeschäft. Alles, was sie wollen, ist das Viertel verlassen und es so machen, wie Nen's Vater, der zu seiner Zeit ein großer Star des Flamenco war, bevor er eines Tages spurlos verschwand und Nen und seine Mutter zurückließ.
Die Chancen stehen nicht schlecht: Nen und seine Freunde haben die nötigen Voraussetzungen, um es zu schaffen, doch das "barrio" gerät immer mehr zum Pulverfass: Immer öfter eskaliert der Konflikt zwischen Arabern und Schwarzen und endet nicht selten mit Mord und Totschlag. Nen's Vater taucht plötzlich totkrank im Viertel auf und zu allem Überfluss gerät Nen wegen eines schönen Mädchens mit dem Sohn eines der Gandhi-Veteranen aneinander. Die Araber sägen an Gandhis Stuhl und Nens Situation wird zunehmend prekär, als er herausfindet, dass eine Lieson seiner Mutter mit Gandhi der Grund für das Verschwinden seines Vaters sein könnte. Als er diese tot auffindet, kommt es schließlich zum verheerenden Showdown, denn wie so viele im "barrio" ist Nen vor allem auch eins: Ein "Gitano", dessen Blut schnell kocht, wenn es um Rache geht.
Es ist ein bunter, heißer und auch brutaler Film, der uns das Leben im Viertel zeigt. Er ist so, wie die Menschen, die im "barrio" leben. Der Rumba-Flamenco-Kult, der Teil der "barrio"-Realität ist, mag oft für einen Außenstehenden kitschig und überzeichnet wirken, trotzdem ist er Jugendtraum vieler Menschen, die in dieser Wirklichkeit leben. Er ist nicht nur musikalische Untermalung und Nebenhandlung, sondern auch thematisch Programm des Films: Sein Thema ist die bedingungs- und rücksichtslose Leidenschaft und die Macht der aufwallenden Gefühle, die sich immer aufbrausender bis ins Besinnungslose steigernd, am Schluss oft in den Untergang führen. Nicht nur für Latino-Fans ein interessanter Film über Konflikte in einem Mikrokosmos, in denen es v.a. um Macht und große Gefühle geht.
Gesehen von Jérôme Gemander
Eldorado
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Eldorado 81 Min., Belgien/ Frankreich 2008 REGIE: Bouli Lanners DARSTELLER: Bouli Lanners, Fabrice Adde, Francoise Chichery, Philippe Nahon |
Regie: Bouli Lanners
Kinostart: 23. April
Als der plumpe etwas üppig gebaute Junggeselle Yvan eines Abends nach Hause kommt, findet er einen Einbrecher vor, der sich unter seinem Bett versteckt hält. Erst hat Yvan große Lust den Eindringling zu verprügeln, doch dieser hat mehr Angst als Yvan und traut sich nicht unter dem Bett hervor. Erst morgens sehen sich Yvan und der junge offensichtlich drogenabhängige Elie ins Gesicht. Als Yvan einen seiner amerikanischen Wägen verkaufen fährt, nimmt er Elie bis zur Kreuzung der einsamen Landstraßen mit, damit dieser weiter trampen kann. Nach einer missglückten Verhandlung kommt Yvan wieder und beschließt Elie, der immer noch an der Kreuzung steht, bis zur französischen Grenze zu fahren, wo Elie seine Mutter besuchen möchte.
Auf ihrer Fahrt durch wallonische Landschaften begegnen die Beiden einigen Schrägen Typen und finden sich in den skurrilsten Situationen wieder. Mit der Zeit fassen Yvan und Elie Vertrauen zueinander und es entwickelt sich eine Freundschaft, die jedoch noch eine Bewährungsprobe vor sich hat.
Die Rolle des Yvan hat der Regisseur persönlich übernommen. Die Idee dazu kam nicht von ungefähr, denn schließlich basiert die Geschichte auf einem tatsächlichen Erlebnis von Bouli Lanners. Eine sehr mutige Entscheidung, denn ein Attribut das zu der Komik des Films beiträgt, ist das Erscheinungsbild von Yvan, der in kurzer Hose eine nicht sonderlich gute Figur macht. Aber es hat sich gelohnt. „Eldorado" ist ein humorvolles und gleichzeitig meditativ-melancholisches Roadmovie, das sich ganz an den Sehnsüchten seiner Protagonisten orientiert, ohne ins Mitleid abzudriften.
Originell sind vor allem die Szenen, die eine Illusion von Spontaneität erzeugen. Da werden Yvan und Elie zum Beispiel von einem Platzregen überrascht und müssen in einen verlassenen Wohnwagen flüchten. Um sich nicht zu erkälten, entledigen sie sich ihrer nassen Kleidung. Elie schlüpft in einen Blümchen-Kissenbezug und Yvan in einen ebenso schönen Vorhang. -Ein Bild für Götter, wie man so schön sagt.
Nach dem Film hat man zwar den Eindruck, dass die Belgier ein sonderliches Volk sein müssen, aber ob das der Realität entspricht muss man für sich selbst herausfinden. Vielleicht während eines Roadtrips? Denn was gibt es Schöneres als mit dem richtigen Soundtrack neue Länder zu erkunden...
Gesehen von Mareike Dobewall




