Regie: Akiva Schaffer
Drehbuch: Akiva Schaffer, Dan Gregor, Doug Mand
USA 2025, Produktion: Fuzzy Door Productions, Produzenten: Seth McFarlane, Erica Huggins Verleih: Paramount Pictures
Darsteller: Liam Neeson (Frank Drebin Jr.), Pamela Anderson (Beth Davenport), Paul Walter Hauser (Ed Hocken Jr.), Danny Houston (Richard Cane)
Aufstieg und Fall eines Genres
Mit den Erfolgen von „Kentucky Fried Movie“ (1977) und „Airplane!“ (1980) im Rücken wollte 1982 das legendäre ZAZ-Trio (David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker) das Krimi-Genre in Serienform aufs Korn nehmen. Doch nach nur einer Staffel wurde „Police Squad“ abgesetzt – und damit zum Cold Case. Diesen nahm der 1988 erschienene Film „Die Nackte Kanone“ wieder auf – und wurde bei Kritikern, Publikum und an den Kinokassen zu einem Hit, der sowohl Leslie Nielsens Karriere (die einen eigenen Artikel verdient) als auch dem Parodie-Genre in den 90ern einen Boom bescherte, der wiederum anderen Kultreihen wie „Austin Powers“ (1997) oder „Scary Movie“ (2000) den Weg ebnete. Auch Jim Abrahams feierte mit seinem Soloprojekt „Hot Shots“ (1991) Erfolge, wenngleich diesem das fehlende Stück Zucker anzumerken war.
Gerade dem Erfolg von „Austin Powers“ und „Scary Movie“ die inmitten der zahlreichen Nachahmer ihren eigenen Stil fanden, ist es auch zu verdanken, dass sich das Genre der Parodien bis in die 2000er halten konnte – ehe das unrühmliche Duo Selzer/Friedberg mit ihren katastrophalen, billigen Zeitgeisterbahnen filmische Verballhornungen in Hollywoods Giftschrank verbannten.
Würde man dem Genre frischen Wind einhauchen wollen, müsste man zu den Wurzeln zurückkehren und das eben – ganz im Stile des modernen Hollywoods – bei dem beliebten Firestarter. Doch „Die Nackte Kanone“ nicht nur zu kopieren, sondern neu aufzulegen beziehungsweise fortzusetzen ist eine Hürde, die unerreichbarer scheint. So verwundert es auch nicht, dass das Reboot seit seiner Konzeption 2013 viele Jahre in der Produktionshölle schmorte. Ursprünglich sollte Comedian Ed Helms in die Rolle von Frank Jr. schlüpfen – jedoch als Geheimagent, denn Polizistenfilme macht ja keiner mehr.
Schließlich kam 2017 die Idee auf, Liam Neeson als Frank Jr. zu besetzen. Der nordirische Schauspieler war wie Nielsen die längste Zeit seiner Karriere über in ernsten Rollen zu sehen und hatte sich durch Luc Bessons „Taken“ (2009) ein Stück weit neu als Actionheld zahlreicher solider B-Filme etabliert, in denen der Mime meist als geschiedener Vater (und natürlich Ex-Polizist oder Ex-Agent) seine Familie aus einem fremden Land retten musste beziehungsweise sich dabei in einem klaustrophobischen Transportmittel-Setting befand, bspw. einem Flugzeug in „Non Stop“ (2014), einem Zug in „The Commuter“ (2018) oder zuletzt einem geräumigen SUV in „Retribution“ (2023). Ein Umstand, der selbst Gegenstand zahlreicher Verweise und Gags bildete und den Neeson etwa für die amerikanische Abendunterhaltung SNL gekonnt selbst auf die Schippe zu nehmen wusste – eine glänzende Grundlage für eine Parodie, die die Neuauflage der „Nackten Kanone“ wunderbar aufnehmen könnte, um das Konzept in seinem bekannten Rahmen des Polizeifilms zu halten und zugleich einen frischen Ansatz zu finden.
In ebendiese Richtung geht die 2025er Version von „Die Nackte Kanone“ auch…aber eben leider nur die ersten 5 Minuten des Films. Bei einem Banküberfall, der zunächst von der Tonalität an die ernst-düsteren Thriller der letzten Jahre anspielt, funktioniert der plötzliche Stilbruch, bei dem Neeson in Verkleidung eines kleinen Mädchens den Laden aufräumt, erstaunlich gut – kann der Hühne hier doch seine Actionroutine gekonnt zum Einsatz bringen und diese gleichzeitig persiflieren.
Schade ist, dass die Macher Akiva Schaffer und Seth McFarlane sich nicht trauen, diese Linie über das Intro hinaus durchzuziehen und der Film eher zu einer Mischung aus Hommage und Parodie gegenüber dem Original wird, die stringent den Plotpoints dessen folgt. Frank Jr. wird wie sein Vater von der Spezialeinheit suspendiert, ermittelt auf eigene Faust, lernt seine große Liebe (gespielt von Pamela Anderson) kennen und vereitelt am Ende einen wahnsinnigen Plan eines bösen Geschäftsmannes (Danny Houston). Angesichts des Wagnisses, sich überhaupt mal wieder im großen Stil solch einem Humor und Genre zu verschreiben, ist diese Entscheidung zwar verzeihbar, aber doch schade. Dabei kann die erste Hälfte des Films immerhin mit einigen gelungenen Gags aufwarten – etwa, wenn ein Autowrack mit einem Greifautomaten entsorgt wird. Auch der ein oder andere, für die Reihe typische Hintergrundgag ist zu finden und sorgt für kleinere Lacher oder zumindest ein breites Grinsen.

Comedy ist eine ernste Sache
Die großen Lacher bleiben allerdings leider aus. Natürlich ist Humor subjektiv, doch seine Methodik und deren Wirkung kann man analysieren. Das Original feuert wie aus der Pistole – in einem irren Tempo, folgt ein Gag auf den nächsten, die dabei oft nicht nur für sich stehen, sondern aufeinander aufbauen, eskalieren oder zu einem späteren Zeitpunkt wieder kommen. Ein Beispiel findet sich in der Verfolgungsjagd im ersten Teil, in der Drebin einen, durch eine Gerätschaft des Schurken, fremdgesteuerten Arzt verfolgt, der ein Auto kapert. Um ihm auf der Spur zu bleiben, weist Drebin einen nachfolgenden Wagen an, die Verfolgung aufzunehmen – ausgerechnet einen Fahrlehrer und seine Schülerin Stephanie, die im wahrsten Sinne erstmal nur schwer in die Gänge kommt. Die Hatz entspricht dabei einer klassischen Actionszene aus einem Polizeifilm, wie man sie aus zahlreichen solcher Filme kennt. Diese wird auch mit der gleichen Ernsthaftigkeit inszeniert, die wiederum durch die zahlreichen Gags, involvierten Figuren, zunehmende Eskalation und Gesamtabsurdität in Kontrast gesetzt. Der Film verweist dabei aber nie auf seine eigene Absurdität, sondern nimmt sich selbst ernst. Stephanie ist realistisch panisch, in einer Situation um Leben und Tod zu stecken – und kurbelt deswegen bei der Schießerei ihr Fenster hoch. Im Gegensatz dazu bleibt der Fahrlehrer durchgehend gelassen und ruhig, selbst als die Windschutzscheibe zerschossen wird.
Mit dem Erreichen der Klimax der Szene nimmt auch die Spannung – und damit die Absurdität zu, die sich immer weiter aufbaut und von einer Eskalationsstufe zur nächsten schreitet. Der Wagen des Arztes hat plötzlich Spikes, wie man sie von alten Streitwägen aus „Ben Hur“ (1959) kennt, mit denen er die Verfolger aus dem Verkehr zieht. Abgelenkt von seinem Triumph sieht der Flüchtige einen Tanklaster zu spät, in den er in typischer Actionmanier kracht und in einem Feuerball explodiert – ein Klischee welches in jedem anderen Film das Ende der Szene bedeuten würde. Diese Erwartungshaltung wird allerdings subvertiert - Fahrer und Wagen sind abstruserweiser aber immer noch an einem Stück und kollidieren direkt danach mit dem Transporter einer ballistischen Rakete. Auf besagter Rakete kracht der Arzt schließlich in einen Feurwerksladen, der wie die schönste Silvesternacht in die Luft geht. Während im Hintergrund das Chaos ausbricht, beruhigt Drebin die Leute mit dem typischen „Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!“.
Beschriebene Szene funktioniert im Übrigen auch ohne Ton und steht somit nicht nur sinnhaft für visuellen Humor, sondern die ZAZ-Erfolgsformel: Die unzähligen Gags sind „doof“, aber intelligent, fügen sich nahtlos in den Handlungsverlauf ein und eskalieren, wodurch der Film nie an Tempo verliert. Das trifft auch fast 40 Jahre später immer noch einen Nerv – was sich an zahlreichen Zitaten in zeitgenössischen Comedies wie auch Fan-Edits, in denen Leslie Nielsen als Frank Drebin die Welten zahlreicher Videogames unsicher macht.
Nicht zuletzt funktioniert das auch deswegen, weil die Macher die Beats, Klischees und Identität ihres Genres verstanden – dem Polizeifilm. Nun ist der klassische Polizeifilm im Kino eher eine Seltenheit geworden – Im Serienbereich ist das Genre jedoch weiterhin gefragt und hat sich durch Formate wie „CSI: Miami“, „The Rookie“ und „Blue Bloods“ stilistisch weiterentwickelt. Doch die Neuauflage verpasst es auch hier, anzusetzen. Für eine Cop-Parodie werden erstaunlich wenig Gags um die (moderne) Polizeiarbeit aufgemacht – die popkulturellen Zitaten und Anspielungen auf die alten Filme Platz machen müssen.
Das klingt natürlich erstmal ernüchternd, aber unterhaltsam ist die Version von 2025 am Ende dennoch und Liam Neeson, der sich vom Actionkino verabschieden möchte, zeigt, dass er auch wunderbar in komischen Rollen funktioniert – auch wenn die Fußstapfen von Leslie Nielsen etwas zu groß sind.
Gesehen von Tristan Rembold

